Klimawandel Schmelzende Gebirgsgletscher: 15 Millionen Menschen durch Sturzfluten bedroht
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31. März 2023, 17:13 Uhr
Das Wasser vom schmelzenden Gebirgsgletschern formt Seen, die bei Bruch von Barrieren als Sturzflut ins Tal niedergehen. 15 Millionen Menschen weltweit leben in Gebieten, die von solchen Fluten betroffen sein könnten.
Der Klimawandel setzt dem Schnee und Eis der Berge zu. Die Alpen etwa haben seit dem Jahr 2000 gut ein Sechstel ihrer Gletscher verloren, einige Regionen könnten im Sommer künftig vollständig eisfrei sein, erwarten Forscher. Auch in allen anderen Hochgebirgen der Welt schmilzt das Eis und bildet zunächst sogenannte Gletscherseen, wenn es natürliche Barrieren gibt, wie die Gletscherreste selbst, die das Wasser aufstauen.
Brechen diese Dämme, können zerstörerische Wassermassen ins Tal stürzen und auf ihrem Weg gewaltige Schäden anrichten. Eine neue Studie im Journal "Nature Communications" zeigt jetzt, in welchen Gegenden Menschen stark von potenziell berstenden Gletscherseen gefährdet werden.
Im Himalaya bedrohen Gletscherseen rund 9,3 Millionen Menschen
Caroline Taylor, Doktorandin an der Universität von Newcastle in England, hat zusammen mit Kollegen 1.089 Gletscherseen weltweit identifiziert und die Zahl der Menschen in einem Umkreis von 50 Kilometern erhoben. Zugleich betrachteten die Forscher den Grad der Entwicklung dieser Gegenden, um einschätzen zu können, wie gut die Anwohner im Fall einer Katastrophe reagieren könnten.
Laut der Erhebung leben rund 15 Millionen Menschen weltweit in einem Umkreis von 50 Kilometern um potenziell gefährliche Gletschersehen. Zugleich sind sie oft weniger als einen Kilometer entfernt von den Routen, die die zu Tal stürzenden Wassermassen nehmen würden.
Geringe Gefahr in den Alpen – Große Katastrophen im Himalaya wahrscheinlich
Für die Alpen sehen die Forschenden die Gefahr vieler Todesopfer als relativ gering an. Zwar bilden sich vor allem im südlichen Teil des europäischen Hochgebirges zahlreiche Gletscherseen. Doch hier wird die Entwicklung eng überwacht. Menschen sind bereits aus den Gefahrenzonen umgesiedelt worden und die Frühwarnsysteme sind vergleichsweise gut ausgebaut.
Dagegen könnten im Himalaya und seinen Randgebirgen bis zu 9,3 Millionen Menschen gefährdet sein, das ist der Großteil der weltweit Betroffenen. Allein in Indien und Pakistan sind etwa fünf Millionen Menschen gefährdet, auch benachbarte chinesische Regionen sind potenzielle Katastrophengebiete.
"Es sind nicht die Gegenden mit den am schnellsten wachsenden Gletscherseen, in denen die größte Gefahr droht", sagt Caroline Tyler. Stattdessen seien es die am dichtesten besiedelten Gegenden in denen die wenigsten Mittel vorhanden seien, um auf eine Katastrophe zu reagieren.
Großer Forschungsbedarf vor allem für die Anden
Platz vier der Liste mit den meisten potenziellen Opfern von Gletscher-Sturzfluten ist laut der Studie Peru. Allerdings fehlen laut den Autoren gerade für die Anden noch viele Daten zu Gletscherseen. Hier gebe es dringenden Forschungsbedarf, da in der Region sehr viele Menschen in der unmittelbaren Nähe zu den Bergen leben.
(ens)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. November 2022 | 19:05 Uhr
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