Wissen-News Drittel der deutschen Insekten von heimischen Baumarten abhängig
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11. April 2024, 15:17 Uhr
Was das Insekt nicht kennt, das frisst es nicht – und darin wohnt es auch nicht. Einheimische Gehölze sind für etwa ein Drittel der 33.000 Insekten-Arten in Deutschland als Nahrung oder Lebensraum unverzichtbar. Dresdner Senckenberg-Forscher warnen deshalb davor, im Zuge der Klimawandel-Anpassungen zunehmend gebietsfremde Baumarten zu pflanzen.
Forscher der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden warnen davor, im Zuge der Klimawandel-Anpassungen zunehmend gebietsfremde Baumarten zu pflanzen. Das Forscherteam weist darauf hin, dass sich etwa ein Drittel der Insekten in Deutschland von einheimischen Gehölzen ernährt. Mehrere Tausend Insekten-Arten seien direkt von ihnen abhängig. Blatt- und Rüsselkäfer, Wildbienen, Pflanzenwespen, Schmetterlinge, Wanzen und Zikaden und viele weitere Insekten würden sich von verschiedenen Teilen holziger Pflanzen ernähren. Diese seien deshalb für die Ökosysteme auch als Nahrung für andere Tierarten unersetzlich.
Der Senckenberg-Forscher Sebastian Schuch analysierte gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 74 Prozent aller in Deutschland heimischen pflanzenfressenden Insektenarten. Dabei kam heraus, dass von 8.127 Blatt-, Pracht- und Rüsselkäfern sowie Pflanzenwespen, Schmetterlingen, Wanzen, Wildbienen und Zikaden 3.140 Arten in mindestens einem Entwicklungsstadium auf Gehölze als Nahrung angewiesen sind. Darüber hinaus seien die Gehölze auch Lebensraum von zahlreichen Insektenarten, die sich von anderen Insekten, Pilzen, Algen, Flechten, Moosen oder toter organischer Substanz ernähren. Insgesamt sei ein Drittel der über 33.000 Insektenarten Deutschlands direkt oder indirekt in mindestens einem Lebensstadium von Gehölzen abhängig, so das Fazit.
Die Forscher fanden zudem heraus, dass von den auf Gehölze angewiesenen Insektenarten knapp 89 Prozent auf Gehölzgattungen zu finden sind, die mit mindestens einer einheimischen Art in Deutschland vertreten sind. Zehn Prozent der Insektenarten nutzen demnach sowohl Gattungen mit mindestens einer einheimischen Gehölzart als auch Gattungen, die nur mit gebietsfremden Arten vertreten sind. Und nur 1,4 Prozent ernähren sich ausschließlich von in Deutschland komplett gebietsfremden Gehölzgattungen. Für die Senckenberg-Forscher ist es unabdingbar, einheimische Baumarten zu pflanzen, um dem Rückgang hiesiger Insektenarten zu begegnen. Dabei gelte: Je weiter entfernt die Ursprungsregion gebietsfremder Baumarten ist, desto weniger sind sie zur Erhaltung der heimischen Insekten-Vielfalt geeignet.
(dn)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 24. September 2021 | 10:15 Uhr
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