Umwelt Igel-Zählung im September: Neue Runde!
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21. September 2024, 10:00 Uhr
Wissen Sie, ob und wie viele Igel und Maulwürfe sich in Ihrem Garten herumtreiben oder den städtischen Park umgraben? Naturschützer rufen zum Zählen der scheuen Gesellen auf. Und dafür gibt es einen sehr guten Grund. Denn wir wissen immer noch zu wenig über die Tiere.
Wir sollen wieder Igel zählen, bittet der Naturschutzbund Deutschland. Genauer gesagt Igel, Maulwürfe und Maulwurfshügel. Gemeldet werden können Igel in jedem Zustand, genau wie Maulwürfe und zwar mit Foto. Dabei ist es egal, ob die Tiere leben, tot sind oder verletzt. Für Naturschützer und Forscher sind alle Daten wichtig. Bei Maulwürfen gelten mehrere Hügel als ein Nachweis der unterirdischen Baumeister. Hier können Sie Ihre Igel und Maulwurf-Sichtungen melden.
Igel werden mit der Dämmerung aktiv
Igel huschen im Dunkeln durch Gärten, Parks und Hinterhöfe, auf der Suche nach Futter oder potenziellen Partnern. Wobei die Männchen Studien zufolge größere Strecken zurücklegen als die Weibchen. Ein Igelrevier ist in etwa 10 Hektar groß (also etwa 14 Fußballfelder, falls Sie sich das besser vorstellen können). Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt bedeutet das, dass die Tiere bei ihren nächtlichen Ausflügen viele Straßen queren. Ein Schweizer Forscher hat das untersucht und festgestellt: Die Wege des Igels sind fast unergründlich. Sie haben offenbar keine Vorlieben für bestimmte Strecken oder Straßen oder bestimmte Uhrzeiten.
Wer steckt hinter der Igel- und Maulwurfs-Inventur? "Deutschland sucht Igel und Maulwurf" ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung, der Plattform NABU|naturgucker, des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., des NABU-Bundesverbands und des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV).
Was zeigen frühere Zählungen?
Die Ergebnisse des Igel- und Maulwurf-Monitorings im vergangenen September: rund 4.600 Beobachtungen von Igeln mit 10.590 Individuen sowie 810 Beobachtungen von Maulwürfen mit 2.220 Individuen beziehungsweise ihren Erdhügeln. (Dazu muss man wissen: beim Maulwurfs-Zählen gelten mehrere Hügel nur als eine Sichtung.)
Das Igel- und Maulwurfs-Monitoring ist als langfristiges Projekt angesetzt, um Bestandsdaten über diese Arten zu sammeln. Der Igel wird in Deutschland inzwischen auf der Vorwarnstufe der Liste der gefährdeten Arten geführt. Über den Maulwurf und seine Verbreitung ist noch weniger bekannt.
Igel zählen, Maulwürfe zählen: Wozu das Ganze?
Solange Daten fehlen, können weder für Igel noch Maulwürfe Schutzmaßnahmen getroffen werden. Klar ist aber, dass beide Insektenfresser vielen Eingriffen in ihrem Lebensraum ausgesetzt sind: Insektenschwund, Grünflächenversiegelung, Straßenbau, Pestizid- und Düngemitteleinsatz.
Und was ist mit den Mährobotern?
Vergleichsweise jung ist die Gefahr für Igel durch Mähroboter, die nachts den Rasen kurz halten. Am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung wurden 2022 in einer Forschungsarbeit Daten zu Schnittverletzunge von Igeln gesammelt und ausgewertet. 370 Fälle waren demnach zwischen Juni 2022 und September 2023 in Igel-Rettungsstationen und auf einer Facebookseite gemeldet worden.
Mähroboter: 18 Geräte im Test, keiner wich dem Igel aus
Anne Berger, die die Studie geleitet hat, geht von weit höheren Zahlen aus, da längst nicht alle verletzten Igel gefunden oder gemeldet würden. Wenn Igel durch Mähroboter verletzt werden, ziehen sich die Tiere unter Hecken und Gebüsche zurück, wo sie entweder leichte Beute sind für Fressfeinde oder sie verenden an Infektionen, die durch Fliegen entstehen, die ihre Eier in die offenen Wunden legen.
Aber nicht nur in Deutschland befasst sich die Wissenschaft mit Mährobotern. In Dänemark werden seit 2020 verschiedene Mähroboter-Typen und die Folgen für Igel untersucht. Die erste, im April 2021 veröffentlichte Studie dazu zeigte, dass von 18 getesteten Mähroboter-Typen kein einziger der Maschinen das Igel-Hindernis erkannte, bevor es zu physischem Kontakt mit dem Tier kam.
Je kleiner der Igel, desto höher das Verletzungsrisiko
Die Schnittverletzungen dabei waren verschieden schwer; einzelne Mähroboter verursachten auch keine. Allerdings wurden kleine, tote Igel überhaupt nicht als Hindernis erkannt. Die Folgestudie 2023 zeigte: Von 19 Robotertypen mussten 18 die Igelkadaver physisch berühren, um sie als Hindernis zu erkennen.
Die Körpergröße beeinflusst der Studie zufolge weiterhin das Verletzungsrisiko. Je kleiner der Igel, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung. Für die Studie wurden tote, gefrorene oder aufgetaute Igel-Kadaver eingesetzt.
Wie alt werden Igel?
Erfahrung macht Alter, könnte man anhand einer dänischen Studie sagen, für die tote Igel untersucht wurden, die aus dem ganzen Land eingeschickt wurden: 109 Weibchen, 177 Männchen, und 102 Exemplare, deren Geschlecht sich nicht mehr bestimmen ließ. An deren Knochen wurde ihr Alter abgelesen. Forscherin Sophie Lund Rasmussen zufolge wurden Igel demnach durchschnittlich 1,8 Jahre alt, (Männchen mit 2,1 Jahren etwas älter als Weibchen mit durchschnittlich 1,6 Jahren).
Links/Studien
Hier lesen Sie die Studie von 2021 Wildlife Conservation at a Garden Level: The Effect of Robotic Lawn Mowers on European Hedgehogs (Erinaceus europaeus)
2023: Testing the Impact of Robotic Lawn Mowers on European Hedgehogs (Erinaceus europaeus) and Designing a Safety Test
University of Southern Denmark: Anyone Can Get Old—All You Have to Do Is Live Long Enough: Understanding Mortality and Life Expectancy in European Hedgehogs (Erinaceus europaeus) oder als PDF hier.
Occurrence and Characteristics of Cut Injuries in Hedgehogs in Germany: A Collection of Individual Cases
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Nachmittag | 17. Mai 2024 | 17:57 Uhr
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