Artenvielfalt Wo Naturschutzgebiete Insekten nicht schützen
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20. Dezember 2022, 16:08 Uhr
Auch in Naturschutzgebieten sind Insekten nicht vor tödlichen Pestiziden sicher, vor allem wenn die Gebiete an intensiv bewirtschaftete Ackerflächen grenzen. Eine Studie aus Deutschland hat einen Zusammenhang zwischen Insektenreichtum und Pesizidbelastung in 21 Naturschutzgebieten mit direkter Nachbarschaft zu Agrarflächen nachgewiesen.
Insekten sind für das Leben auf der Erde von elementarer Bedeutung. Ohne Insekten fehlen Pflanzen die Bestäuber und Reptilien, Vögeln und Fledermäusen die Nahrung. Auch für die Verwesung tierischer Organismen und die Zersetzung abgestorbener Pflanzen braucht es Insekten. Doch um die Zahl der Insekten und deren Artenvielfalt ist es auch in Deutschland immer schlechter bestellt. Selbst in naturgeschützten Räumen verringerte sich die Insekten-Biomasse in den letzten drei Jahrzehnten um etwa drei Viertel.
Insektensterben und Pestizide
Als ein Grund für das Insektensterben gilt der Pestizideinsatz in der intensiv geführten Landwirtschaft. Dass Insekten nicht einmal in Naturschutzgebieten vor den teilweise giftigen Pflanzenschutzmitteln sicher sind, hat eine im Fachjournal "Biodiversity and Conservation" erschienene Studie aus Deutschland aufgezeigt. Ein Team um die Erstautoren Sebastian Köthe vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Florian D. Schneider vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) hat untersucht, wie der Insektenreichtum in Naturschutzgebieten mit der landwirtschaftlichen Aktivität in angrenzenden Ackerflächen zusammenhängt.
21 Naturschutzgebiete wurden untersucht
Dabei nahmen die Wissenschaftler Insektengemeinschaften in 21 deutschen Naturschutzgebieten unter die Lupe, die in direkter Nachbarschaft zu Ackerflächen liegen. Ihr Augenmerk galt dabei den Wechselwirkungen zwischen Insektenreichtum und Pflanzenvielfalt, Pestizidbelastung sowie räumlichen und klimatischen Faktoren.
Köthe, Schneider und Kollegen stellten in den untersuchten Naturschutzgebieten sogenannte Malaise-Fallen auf. Das sind Zelte, in denen umherfliegende Insekten eingefangen und schließlich in ein Gefäß mit Ethanol geleitet. Der hochprozentige Alkohol tötet und konserviert die Tiere schließlich. Aber nicht nur das: Auch Pflanzenspuren und Pestizidrückstände, die die Insekten mit sich rumschleppen, werden in der Lösung gesammelt.
DNA-Analyse zeigt: Je mehr Pestizide, desto weniger Insekten
Mithilfe von DNA-Analysen fanden die Wissenschaftler schließlich heraus, welche Insektenarten sich in die Malaise-Fallen verirrt und welche Pflanzenspuren und Pestizide sie mitgebracht hatten. Das ermöglichte den Forschern Rückschlüsse auf die Insekten- und Pflanzenvielfalt in den jeweiligen Naturschutzgebieten.
Dabei stellten sie einen positiven Zusammenhang zwischen Insektenreichtum und Biomasse fest. Zugleich konnten sie aber auch einen negativen Zusammenhang zwischen Insektenreichtum und der Menge der im Ethanol gemessenen Pestizide nachweisen. Sprich: Je mehr Pestizide sie fanden, desto weniger Insekten gab es. Zusätzlich zu den Proben aus den Malaise-Fallen ließen die Wissenschaftler auch Klima- und Landschaftsdaten mit in ihre Analysen einfließen.
Mehr Ackerflächen, weniger Insekten
Köthe, Schneider und Kollegen wiesen in ihrer Studie nach, dass intensiv bewirtschaftete Ackerflächen auch in den angrenzenden Schutzgebieten zu einem Rückgang der Insektenvielfalt führen. Dabei stellten die Wissenschaftler auch einen Zusammenhang zwischen einem hohen Anteil an Ackerflächen und einer niedrigen Insektenvielfalt fest. Dies hängt ihrer Meinung nach damit zusammen, dass die auf den Äckern versprühten Pestizide tödlich für Insekten sein können und mit dem Wind in die Naturschutzgebiete geweht werden.
Übrigens spielte es dabei keine Rolle, wie groß das Naturschutzgebiet war. Selbst große Flächen konnten die negativen Einflüsse nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler nicht kompensieren.
(dn)
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