Bestands-Zählung Gesucht: Igel und Maulwurf!
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24. Mai 2024, 10:35 Uhr
Wissen Sie, ob und wieviele Igel und Maulwürfe sich in Ihrem Garten herumtreiben oder den städtischen Park umgraben? Naturschützer rufen zum Zählen der scheuen Gesellen auf.
Wie viele Igel und Maulwürfe treiben sich eigentlich in unseren Gärten und Parks herum? Schwer zu sagen, wenn man zunächst nur mal auf die Igel schaut. Wann haben Sie zuletzt einen gesehen?
Igel huschen im Dunkeln durch Gärten, Parks und Hinterhöfe, auf der Suche nach Futter oder potenziellen Paarungsgelegenheiten. Wobei die Männchen, wie man aus Studien weiß, größere Strecken zurücklegen als die Weibchen. Ein Igelrevier ist in etwa 10 Hektar groß, also etwa 14 Fußballfelder.
Nach Einbruch der Dämmerung ist ein guter Zeitpunkt zum Igel-Zählen
Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt bedeutet das, dass die Tiere bei ihren nächtlichen Wegen etliche Straßen queren. Eine kreuzgefährliche Angelegenheit, da die Tiere weder bestimmte Zeitfenster zwischen Dämmerung bis Morgengrauen nutzen, noch bestimmte Stellen bevorzugen, wie die Arbeit eines Schweizer Forschers aufgezeigt hat.
Angesichts solcher großen Lebensräume ist es ein ehrgeiziges Projekt, das Naturschützer bereits im Herbst 2023 Jahr angestoßen hat: die Igel- und Maulwurfszählung! Jetzt im Mai zwischen 17. und 27. Mai geht die Bestandsaufnahme in die zweite Runde.
Gemeldet werden sollen Igel in jedem Zustand, genau wie Maulwürfe und zwar mit Foto. Dabei ist es egal, ob die Tiere leben, tot sind oder verletzt. Bei Maulwürfen gelten mehrere Hügel als Nachweis der unterirdischen Baumeister. Hier können Sie Ihre Igel und Maulwurf-Sichtungen melden-
Wer steckt hinter der Igel- und Maulwurfs-Inventur? "Deutschland sucht Igel und Maulwurf" ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung, der Plattform NABU|naturgucker, des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., des NABU-Bundesverbands und des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV).
Was kam bei der ersten Igel- und Maulwurfzählung heraus?
Die Ergebnisse des Igel- und Maulwurf-Monitorings im vergangenen September: rund 4.600 Beobachtungen von Igeln mit 10.590 Individuen sowie 810 Beobachtungen von Maulwürfen mit 2.220 Individuen beziehungsweise ihren Erdhügeln. (Dazu muss man wissen: beim Maulwurfs-Zählen gelten mehrere Hügel nur als eine Sichtung.)
Das Igel- und Maulwurfs-Monitoring ist als langfristiges Projekt angesetzt, um Bestandsdaten über diese Arten zu sammeln. Der Igel wird in Deutschland inzwischen auf der Vorwarnstufe der Liste der gefährdeten Arten geführt. Über den Maulwurf und seine Verbreitung ist noch weniger bekannt.
Igel zählen, Maulwürfe zählen: Wozu das Ganze?
Solange Daten fehlen, können weder für Igel noch Maulwürfe Schutzmaßnahmen überlegt und getroffen werden. Klar ist aber, dass beide Insektenfresser vielen verschiedenen Eingriffen in ihren Lebensraum ausgesetzt sind: Insektenschwund, Grünflächenversiegelung, Pestizid- und Düngemitteleinsatz.
Vergleichsweise jung ist die Gefahr für Igel durch Mähroboter, die nachts eingeschaltet werden. Am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung wurden 370 Fälle von Igeln mit Schnittverletzungen analysiert, die zwischen Juni 2022 und September 2023 in Igel-Rettungsstationen und auf einer Facebookseite gemeldet worden waren.
Mähroboter: Alle 18 getestete Geräte wichen Igeln nicht aus
Anne Berger, die die Studie geleitet hat, geht von weit höheren Zahlen aus, da längst nicht alle verletzten Igel gefunden oder gemeldet werden. Wenn Igel durch Mähroboter verletzt werden, ziehen sich die Tiere unter Hecken und Gebüsche zurück, wo sie entweder leichte Beute sind für ihre Fressfeinde oder sie verenden an Infektionen, die durch Fliegen entstehen, die ihre Eier in den offenen Wunden legen.
Eine Forschungsgruppe in Dänemark wiederum befasst sich seit 2020 mit den verschiedenen Mähroboter-Typen und den Folgen für Igel. Die erste, April 2021 veröffentlichte Studie dazu zeigte, dass von 18 getesteten Mähroboter-Typen kein einziger der Maschinen das Igel-Hindernis erkannte, bevor es zu physischem Kontakt mit dem Tier kam.
Je kleiner der Igel, desto höher das Verletzungsrisiko
Dabei wurden verschieden schwere Schnittverletzungen verursacht, von einzelnen Mährobotertypen auch gar keine. Allerdings wurden kleine, tote Igel überhaupt nicht als Hindernis erkannt. In einer Folgestudie 2023 zeigte: Von 19 Robotertypen mussten 18 die Igelkadaver physisch berühren, um sie als Hindernis zu erkennen.
Die Körpergröße beeinflusst der Studie zufolge weiterhin das Verletzungsrisiko, je kleiner, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung. Für die Studie wurden tote, gefrorene oder aufgetaute Igel-Kadaver eingesetzt.
Aber wie alt werden Igel eigentlich?
Erfahrung macht Alter, könnte man anhand einer dänischen Studie sagen, die anhand toter Igel, die aus dem ganzen Land eingeschickt und untersucht wurden. Sophie Lund Rasmussen erklärt, was die Analyse der Knochen der tote Igel ergab: Durchschnittlich wurden Igel 1,8 Jahre alt, (Männchen mit 2,1 etwas älter als Weibchen im Durchschnitt mit 1,6 Jahren).
Links/Studien
Hier lesen Sie die Studie von 2021 Wildlife Conservation at a Garden Level: The Effect of Robotic Lawn Mowers on European Hedgehogs (Erinaceus europaeus)
University of Southern Denmark: Anyone Can Get Old—All You Have to Do Is Live Long Enough: Understanding Mortality and Life Expectancy in European Hedgehogs (Erinaceus europaeus) oder als PDF hier.
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Nachmittag | 17. Mai 2024 | 17:57 Uhr
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