Thryms (Thrym) Gletscher, Grönland 1 min
Bildrechte: IMAGO / VWPics
1 min

Der grönländische Eisschild bricht durch die Erwärmung des Klimas immer schneller auf. Das könnte gravierende Auswirkungen auf den globalen Meeresspiegel haben.

MDR AKTUELL Mo 03.02.2025 14:21Uhr 00:45 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/audio-risse-im-eisschild-groenlands-wachsen-immer-schneller-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Wissen-News Neue Daten: Grönland-Eisschild bricht immer schneller auf

03. Februar 2025, 15:21 Uhr

Eine neue Studie eines internationalen Forschungsteams hat gezeigt: Der grönländische Eisschild bricht immer schneller auf. Der Klimawandel verstärkt die Gletscherspaltenbildung und könnte den Eisverlust drastisch beschleunigen.

Die Gletscherspalten im grönländischen Eisschild vergrößern sich immer rasanter. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie einer internationalen Forschungsgruppe. Demnach haben sich die Brüche in der Eisdecke in nur fünf Jahren deutlich ausgeweitet. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen, dass dieser Prozess den Eisverlust beschleunigen könnte – mit gravierenden Folgen für den Anstieg des Meeresspiegels. Das Team analysierte mehr als 8.000 3D-Oberflächenkarten des Eisschilds, die aus hochauflösenden Satellitenbildern erstellt wurden. Die Daten zeigen, dass die Gletscherspalten zwischen 2016 und 2021 an den schnell fließenden Rändern des Eisschilds größer und tiefer geworden sind. Diese Entwicklung geschehe schneller als bisher beobachtet.

Spannungen im Eis verursachen Gletscherspalten

Gletscherspalten sind keilförmige Risse, die entstehen, wenn sich ein Gletscher ungleichmäßig bewegt. Das Eis fließt mit unterschiedlicher Geschwindigkeit: an der Oberfläche und in der Mitte oft schneller als an den Rändern oder in tieferen Schichten. Dadurch entstehen Spannungen, die das Eis aufbrechen lassen.

Mit der neu entwickelten Methode extrahierten die Forscher Gletscherspalten aus digitalen Höhenmodellen der Eisschildoberfläche. Die Karten zeigen, wie sich die Gletscherspalten zwischen 2016 und 2021 an der Spitze des Anorituup-Kangerlua-Fjords in Grönland verändert haben.
Im Anorituup-Kangerlua-Fjord hat die Tiefe der Gletscherspalten (englisch: crevasse depth) zwischen 2016 und 2021 deutlich zugenommen. Bildrechte: Tom Chudley (Durham University), Copernicus

Wie die Forschungsgruppe schreibt, verschieben sich diese Dynamiken durch den Klimawandel. Höhere Temperaturen ließen das Eis schneller fließen, wodurch sich die Risse ausweiteten und tiefer in das Eis vordrängen. Die Studie zeigt, dass an den Rändern des Eisschilds, wo große Gletscher auf das Meer treffen, die Gletscherfließgeschwindigkeit zugenommen hat. Dies führte zu einer erheblichen Zunahme des Volumens der Gletscherspalten. In einigen Sektoren habe diese Zunahme 2021 im Vergleich zu 2016 bis zu 25 Prozent betragen mit einer Fehlermarge von ungefähr zehn Prozent.

Gletscherspalten als Anzeichen für beschleunigten Eisverlust

Der Zuwachs sei zwar durch einen Rückgang der Gletscherspalten am Sermeq Kujalleq ("Südlicher Gletscher"), dem am schnellsten fließenden Gletscher Grönlands, ausgeglichen worden – dessen Bewegung hatte sich während des Untersuchungszeitraums vorübergehend verlangsamt. Allerdings habe die Fließgeschwindigkeit des Sermeq Kujalleq seither wieder zugenommen, was darauf hindeute, dass die Zeit des Gleichgewichts zwischen dem Wachstum und der Schließung von Gletscherspalten auf dem Eisschild nun vorbei sei.

Der Ilulissat-Eisfjord, auch als Sermeq Kujalleq bekannt.
Auch am Gletscher "Sermeq Kujalleq" zeigen sich Risse, die auf die Abnahme des Grönländischen Eisschilds hindeuten. Bildrechte: IMAGO / NurPhoto

Mitautor Ian Howat, Direktor des Byrd Polar & Climate Research Center an der US-amerikanischen Ohio State University, erklärt: "Wenn Gletscherspalten wachsen, nähren sie die Mechanismen, die dafür sorgen, dass sich die Gletscher des Eisschilds schneller bewegen, Wasser und Wärme in das Innere des Eisschilds treiben und das Kalben von Eisbergen in den Ozean beschleunigen." Diese Prozesse könnten wiederum den Eisfluss beschleunigen und zur Bildung von mehr und tieferen Gletscherspalten führen – "ein Dominoeffekt, der den Eisverlust in Grönland beschleunigen könnte", so Howat.

Steigende Meeresspiegel als Konsequenz

Grönland hat der Studie zufolge seit 1992 bereits zu einem Anstieg des Meeresspiegels um etwa 14 Millimeter beigetragen. Setze sich der Trend fort, könnte das Schmelzwasser des Eisschilds bis 2100 den globalen Meeresspiegel um bis zu 30 Zentimeter anheben. Würde das gesamte Eis Grönlands schmelzen, könnte der Meeresspiegel sogar um sieben Meter steigen.

Bildung eines neuen Presseisrückens in der zentralen Arktis. 3 min
Bildrechte: Alfred-Wegener-Institut / Andreas Preusser
Bildung eines neuen Presseisrückens in der zentralen Arktis. 3 min
Bildrechte: Alfred-Wegener-Institut / Andreas Preusser

Link zur Studie

Die Studie "Increased crevassing across accelerating Greenland Ice Sheet margins" ist im Journal "Nature Geoscience" erschienen.

dpa/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 03. Februar 2025 | 12:00 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/11df3201-1616-4df6-b77d-3f3db7f7749e was not found on this server.

Mehr zum Thema