Faszination Spinnen Hände weg von meinem Nachwuchs – Die Brutzeit der Ammen-Dornfinger-Spinne ist in vollem Gange
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12. September 2022, 11:21 Uhr
Die Ammen-Dornfinger-Spinne ist die einzige heimische Giftspinne, die mit ihren Kieferklauen die menschliche Haut durchdringt. Werden die Tiere während der Brutzeit gestört, verteidigen sie ihren Nachwuchs vehement. Doch keine Panik, die Tier sind äußerst scheu und nicht überall zu finden. Sie zu Gesicht zu bekommen ist beinahe ein Glücksfall. In Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind sie besonders verbreitet.
Tag für Tag steht die Sonne etwas tiefer, der Sommer klingt langsam aus. Wer jetzt ganz aufmerksam durch goldschimmernde Wiesen mit hüfthohen Gräsern streift, könnte unter Umständen die prachtvollen Brutgespinste der Ammen-Dornfingerspinne (Cheiracanthium punctorium) zu Gesicht bekommen, denn jetzt ziehen die kleinen Giftspinnen ihren Nachwuchs darin auf.
Kleine Giftspinnen mit starken Kieferklauen
Der Ammen-Dornfinger ist die einzige heimische Giftspinne, die es schafft mit ihren Kieferklauen die menschliche Haut zu durchdringen. Diese sind kräftig ausgeprägt und variieren in ihrem Aussehen zwischen grüngelb bis gelbbraun. Der vordere Teil des Körpers ist rot-orange gefärbt und das Hinterteil hat eine gelbliche bis olivgrüne Färbung.
Diese Farben, vor allem am Vorderkörper, signalisieren ganz klar: bis hierher und nicht weiter. Die Warntracht soll Feinde abhalten. Und wer sich davon nicht beeindrucken lässt, der wird gebissen. Treffen Menschen auf diese Kieferklauen, ist der Biss ungefähr vergleichbar mit einem Wespenstich. Der Schmerz klingt in der Regel nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Sollte der Biss allerdings dazu führen, dass die Gliedmaßen extrem anschwellen oder sollten Fieber, Schwindel oder Schüttelfrost auftreten, sollte man einen Arzt aufsuchen. Solche Reaktionen sind allerdings sehr selten. Ebenso wie Bisse, denn in der Regel treffen Ammen-Dornfinger und Menschen nicht aufeinander.
Absolut kein Grund zur Panik
Für alle, die jetzt hochalarmiert in Panik verfallen, sei gesagt – Ruhe bewahren. Die wärmeliebende Spinne beschränkt sich laut Nabu normalerweise auf mediterrane Gebiete südlich der Alpen. Doch bereits seit den 1950er-Jahren wurde sie auch ab und an in Deutschland gesichtet.
Schaut man sich die Karte des Atlas der Spinnentiere von der Arachnologischen Gesellschaft an, kann man sehen, dass der 1,5 cm große Ammen-Dornfinger seit den 1990ern vor allem im Osten Deutschlands in Brandenburg und Sachsen-Anhalt vorkommen. Mit Menschen kommen die Achtbeiner aber sehr selten in Kontakt.
Wer jetzt immer noch Panik hat, sollte sich bewusstmachen, dass Ammen-Dornfinger sehr menschenscheu sind. Die Spinnen krabbeln nicht überall fröhlich herum, sondern bevorzugen trockene Biotope mit hohem Gras. Wer solche Wiesen meidet, bekommt die Ammen-Dornfinger vermutlich nie zu Gesicht, nicht zuletzt, weil die Achtbeiner ihre Tage in ihren Ruhegespinsten verbringen und erst nachts aktiv werden.
Der Nachwuchs wird verteidigt
Ammen-Dornfinger sind Einzelgänger, aber für die Paarung finden sie zusammen. Das Männchen stirbt nach dem Paarungsakt und das Weibchen zieht sich für die Eiablage im August in sein Brutgespinst zurück. Dieses befindet sich in Gräsern bis etwa einem Meter Höhe und kann so groß wie ein Hühnerei sein. Der Brutkokon kann zwischen 80 und 165 Eier enthalten.
Sollten Sie auf Ihren Spaziergänge ein solches Gespinst finden, achten Sie darauf es nicht zu zerstören, denn obwohl die weibliche Spinne den Kokon während der Brutzeit nicht verlässt, kommt sie heraus, wenn ein Störenfried ihr Brut bedroht. Lässt er sich nicht durch Drohgesten abwimmeln, beißt sie auch zu.
Der Nachwuchs schlüpft etwa 3 bis 5 Wochen nach der Eiablage. September und Oktober ist also die Zeit der Baby-Ammen-Dornfinger. Ende Oktober, Anfang November verlassen die Kleinen den mütterlichen Brutkokon und machen sich auf den Weg in Bodennähe. Dort bauen sie sich ein kleines Gespinst und überwintern darin. Ist der Nachwuchs aus dem Netz, bleibt die Mutter-Spinne übrigens im großen Gespinst zurück und stirbt kurze Zeit später. Um ihren Nachwuchs zu bewachen, verzichtet sie nämlich auf Nahrung und braucht alle Energiereserven auf. Das ist mütterliche Aufopferung bis zur letzten Sekunde. Zum Glück bleibt uns Menschen ein solches Schicksal erspart.
Ammen-Dornfinger-Spinne eine von 351 Dornfinger-Arten weltweit
Die Ammen-Dornfinger-Spinne (Cheiracanthium punctorium) ist übrigens nur eine von ca. 351 weltweit verbreiteten Dornfinger-Arten, die im World Spider Catalog des Naturhistorischen Museums Bern aufgelistet sind. Ca. 35 davon trifft man in Europa an und elf Arten gibt es in Deutschland. Sie alle zeichnen die kräftigen Kieferklauen aus, die wie ein langer Finger mit einem Dorn anmuten und den faszinierenden Tierchen ihren eindrucksvollen Namen verleihen. Bei uns anzutreffen sind unter anderen der Grüne Dornfinger (Cheiracanthium virescens), der Heidedornfinger (Cheiracanthium erraticum) oder der Hausdornfinger (Cheiracanthium mildei). Letzterer wird immer mal wieder in Wohngebäuden gesichtet. Bissunfälle sind dabei aber sehr sehr selten. Oft werden die Tiere gar nicht erst bemerkt.
JeS
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