
Dark Diversity Wie könnte die Natur ohne unsere Eingriffe aussehen?
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04. April 2025, 15:29 Uhr
Sie sehen, dass Sie nichts sehen? Dann ist das Dark Diversity. So wird der Teil der Pflanzenwelt genannt, der an einem Ort wachsen müsste, es aber nicht tut. Welchen Anteil der Mensch daran hat, zeigt eine Studie, an der Forschende aus Mitteldeutschland mitgearbeitet haben.
Mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zusammengeschlossen im Netzwerk DarkDivNet, sind der Frage nachgegangen, warum Pflanzen an Orten nicht wachsen, an denen man sie eigentlich erwarten könnte. Sie haben dazu fast 5.500 Standorte in 119 Regionen weltweit untersucht, haben dort das theoretische Potenzial ermittelt und im Vergleich dazu die Pflanzen, die aktuell dort wachsen. Beteiligt an diesem Großprojekt, das unter der Leitung der Universität im estnischen Tartu stand, waren auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv).
Die nun in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie zeigt nach Auskunft der Forschenden, dass Ökosysteme in Regionen mit geringen menschlichen Einflüssen in der Regel mehr als ein Drittel der potenziell geeigneten Pflanzenarten beherbergen. In Regionen, die stark vom Menschen beeinflusst sind, konnten sie dagegen nur ein Fünftel der möglichen Pflanzenarten nachweisen. Je höher also der Human Footprint an einem Standort ist, umso geringer ist die tatsächliche Pflanzenvielfalt. "Das Ergebnis ist alarmierend, denn es zeigt, dass die Auswirkungen menschlicher Eingriffe viel weiter reichen als bisher angenommen und auch Naturschutzgebiete betreffen. Umweltverschmutzung, Holzeinschlag, Vermüllung, das Zertrampeln von Flächen und vom Menschen verursachte Brände können Pflanzen aus ihren Lebensräumen verdrängen und ihre Wiederbesiedlung verhindern", bilanziert Meelis Pärtel, Hauptautor der Studie und Wissenschaftler an der Universität von Tartu.
Die an UFZ und iDiv forschende Pflanzenökologin Lotte Korell untersuchte zusammen mit einer Kollegin aus Hamburg den menschlichen Fußabdruck in der Lüneburger Heide – dort vor allem Birken-Eichen-Mischwald die dort vorkommenden Pflanzenarten. Ihr Resümee: "Verglichen mit anderen Regionen waren sowohl der Human Footprint Index mit knapp 15 als auch die Dark Diversity mit rund 40 Pflanzenarten auf unserer Untersuchungsfläche relativ hoch", sagt Lotte Korell. Obwohl die Lüneburger Heide eine große Fläche naturnaher Gebiete enthalte, spiegelten diese Werten wider, wie stark Landschaft und Biodiversität vom Menschen beeinflusst sind.
Links/Studien
Global impoverishment of natural vegetation revealed by dark diversity, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature
cd
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR Thüringen Journal | 12. März 2025 | 19:00 Uhr
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