Wissen-News CO2-Ausstoß: Deutschland erreicht eigene Klimaziele, aber nicht die der EU
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07. Januar 2025, 14:24 Uhr
Deutschland hat einer Studie zufolge seinen Treibhausgas-Ausstoß im Vergleich zu 1990 fast halbiert und 2024 sein Klimaziel erneut erreicht. Die europäische Norm wurde verfehlt. Besonders im Verkehr und bei Gebäuden gibt es Handlungsbedarf, sonst drohen Sanktionen. Neben den Entwicklungen im Energiesektor war auch das Wetter für weniger Emissionen verantwortlich, ebenso wie eine zurückhaltende Wirtschaft.
Die Emissionen gingen um 18 Millionen Tonnen beziehungsweise drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 656 Millionen Tonnen CO2 zurück, wie die Denkfabrik Agora Energiewende am Dienstag (07. Januar) in Berlin mitteilte. Damit fielen die Emissionen zum dritten Mal in Folge und erreichten einen historischen Tiefstand, auch wenn sich der Rückgang im Vergleich zum letzten Jahr stark verlangsamte. Somit wurde das Jahresziel nach dem neuen Klimaschutzgesetz um 36 Millionen Tonnen übererfüllt. Laut Studie verfehlte die Bundesrepublik allerdings aufgrund mangelnder Minderung bei Gebäuden und Verkehr die europäisch vereinbarten Klimaziele um schätzungsweise 12 Millionen Tonnen.
Positive Effekte in der Energiewirtschaft
Hauptursache des Rückgangs waren positive Effekte in der Energiewirtschaft, die mehr als 80 Prozent der Emissionsverringerungen ausmachten: So wurden 2024 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 6,1 Gigawatt stillgelegt, was 16 Prozent der installierten Kohle-Kapazität entsprach. Der Wegfall wurde durch eine Rekorderzeugung bei den Erneuerbaren Energien in Höhe von 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs und durch gestiegene Importe ausgeglichen, die zu 49 Prozent aus Erneuerbaren stammten. Weitere Gründe für den Emissionsrückgang waren milde Witterungsbedingungen und eine schwächere Wirtschaftsleistung.
Rückschritte bei Gebäude und Verkehr
Anders als im Stromsektor zeigten sich in den Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr keine strukturellen Fortschritte. Die Investitionen in klimaneutrale Technologien wie Wärmepumpen oder E-Pkw waren gegenüber dem Vorjahr sogar rückläufig. In der Industrie stiegen die Emissionen trotz der wirtschaftlichen Stagnation um drei Millionen Tonnen CO2 leicht an, insbesondere wegen eines gesteigerten Verbrauchs fossiler Brennstoffe in der Schwerindustrie. Die geringfügigen Emissions-Rückgänge im Gebäudebereich von zwei Millionen Tonnen CO2 gingen laut Studie im Wesentlichen auf den verringerten Heizenergiebedarf wegen milder Witterung zurück. Wäre die Witterung im Vergleich zu 2023 gleichgeblieben, wären die Emissionen sogar gestiegen.
Im Verkehrssektor wurde ebenfalls nur eine geringfügige Reduktion von zwei Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Vorjahr erreicht – vor allem durch geringeren Lkw-Verkehr infolge der wirtschaftlichen Schwäche. Zugleich stieg aber der Pkw-Verkehr an. Insgesamt verfehlte der Verkehrssektor mit Emissionen in Höhe von 144 Millionen Tonnen das im Klimaschutzgesetz definierte Jahresziel deutlich um 19 Millionen Tonnen CO2.
Strafzahlungen drohen
Durch die Zielverfehlung bei Gebäuden und Verkehr muss die Bundesregierung laut Denkfabrik in absehbarer Zeit Emissionsrechte aus anderen EU-Mitgliedstaaten zukaufen, ansonsten drohen Strafzahlungen – ein milliardenschweres Haushaltsrisiko.
Links/Studien
Die Studie "Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2024" findet sich auf der Website von Agora.
kna/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 07. Januar 2025 | 13:30 Uhr
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