Artenreiche, extensiv bewirtschaftete Schafweide in der GCEF, dem Klima- und Landnutzungs-Experiment des UFZ
Bildrechte: André Künzelmann / UFZ

Wissen-News Artenreiche Wiesen kommen besser mit Folgen des Klimawandels klar

23. Juli 2024, 05:00 Uhr

Der Klimawandel wird die Artenvielfalt und Produktivität von Wiesen und Weiden künftig deutlich beeinflussen. Doch wie groß diese Veränderungen ausfallen, hängt von der Bewirtschaftung ab.

Eine Forschungsgruppe des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) hat eine acht Jahre lange Datenreihe ausgewertet, die aus dem Langzeitexperiment (Global Change Experimental Facility) in Bad Lauchstädt hervorgegangen ist. Auch drei extreme Dürre-Jahre gab es im Beobachtungszeitraum. Und die Ergebnisse machen deutlich: Auf Hochleistung getrimmtes Grünland reagiert deutlich empfindlicher auf Dürreperioden als weniger intensiv genutzte Wiesen und Weiden.

Untersucht wurden 50 Parzellen von jeweils 16 mal 24 Metern Größe, die unterschiedlich intensiv genutzt wurden. Außerdem ließen sich mithilfe von Foliendächern die Temperaturen und Niederschlagsmengen manipulieren. Einige Flächen erhielten so zum Beispiel im Frühjahr und Herbst zehn Prozent mehr und im Sommer zwanzig Prozent weniger Niederschlag als die unbeeinflussten Vergleichsflächen. Das entspricht ungefähr den Verhältnissen, die Klimamodelle in Zukunft für Mitteldeutschland erwarten lassen.

Der Trend beim Experiment ging immer in die gleiche Richtung. Artenreiches, nur selten gemähtes oder wenig beweidetes Grünland kam mit Hitze und Trockenheit deutlich besser zurecht als die intensiv genutzten Hochleistungswiesen. "Neben anderen Faktoren hängt das wahrscheinlich mit der Artenvielfalt zusammen", sagt Lotte Korell, Biologin am UFZ und Erstautorin der Publikation. Die Artenvielfalt unterschied sich nämlich je nach Nutzung der Flächen massiv.

So wuchs auf den extensiv genutzten Wiesen und Weiden der GCEF eine bunte Mischung aus mehr als 50 heimischen Gräsern und Kräutern. Auf dem Intensiv-Grünland hatte das UFZ-Team zu Beginn des Experiments dagegen nur die fünf Gras-Sorten gesät, die auch den Landwirten von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt für trockenere Standorte empfohlen werden. Dazu gehörten zum Beispiel Varianten des Wiesen-Knäuelgrases (Dactylis glomerata) und des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne).

Auf "Hochleistung" getrimmte Gräser sterben bei Dürre verstärkt ab

Da solche Gräser auf maximalen Ertrag gezüchtet sind und wie in der landwirtschaftlichen Praxis zudem kräftig gedüngt wurden, waren die Intensivwiesen zunächst deutlich produktiver als das vielfältigere Grünland. Allerdings konnten sie diesen Vorteil nur bei günstigen Klimaverhältnissen ausspielen. Mit Trockenheit kamen sie dagegen deutlich schlechter zurecht als die Pflanzen der extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden. In Dürrezeiten starben sie daher verstärkt ab und wurden durch andere Arten wie Vogelmiere, Hirtentäschel, Löwenzahn und Kleiner Storchschnabel ersetzt.

Für Landwirte ist diese Entwicklung nicht sonderlich erfreulich. Denn die meisten der Neuankömmlinge haben einen geringeren Futterwert als die ursprünglich gesäten Gräser. Das Gewöhnliche Greiskraut (Senecio vulgaris), das im Experiment unter den einwandernden Arten durchaus häufig vertreten war, ist sogar giftig. Das alles verringert die Produktivität der Flächen.

Wer nur Intensivgrünland hat, kann in Zeiten des Klimawandels schlechter planen und trägt ein höheres wirtschaftliches Risiko, schreibt die Forschungsgruppe. Extensiv genutzte Wiesen und Weiden würden dagegen nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten, sondern auch helfen, die Produktivität des Grünlands im Klimawandel zu stabilisieren.

(rr,pm)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 13. Juli 2024 | 12:33 Uhr

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