Landwirtschaft Statt Monokultur: Gemischte Felder bringen mehr Ernte und Insektenvielfalt
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27. Oktober 2023, 10:29 Uhr
Landwirtschaft in Monokultur hat Vorteile aber auch Nachteile. Was, wenn man auf Feldern gemischt, zwei oder gleich vier Sorten anbaut? Schweizer Forscher haben das getestet.
Wer im Mai in Ostdeutschland über Land fährt, kennt das vielleicht: So weit das Auge reicht, strahlend gelbe Rapsfelder. Oder endlose Weiten in saftigem Getreidegrün. Für intensive Landwirtschaft in Monokultur sind dies leicht zu bearbeitende Felder.
Das hat aber seine Kehrseiten. Wo eine Art allein gedeiht, haben Schädlinge wie Pilze oder Insekten leichtes Spiel. Es fehlen die Gegenspieler. Dann müssen es Pestizide richten. Endlos weite Rapsfelder zum Beispiel sorgen dafür, dass Hummeln und Wildbienen andere Wildpflanzen nicht mehr bestäuben, wie eine Würzburger Studie schon 2011 am Beispiel der Echten Schlüsselblume gezeigt hat: Dort, wo 15 Prozent der Umgebung dieser Blumen von Raps dominiert wird, produzieren Schlüsselblumen 20 Prozent weniger Samen.
In eine ähnliche Richtung weist die im Juni 2021 veröffentlichte Studie der Uni Göttingen: Sie zeigt, dass blühende Ackerkulturen mit unterschiedlichen Blütenformen zu mehr Vielfalt bei Wildbienenarten und Hummeln sorgen. Nicht jede Blume oder Hummel passt morphologisch auch zu jeder Blüte, die Länge der Zunge zum Beispiel sorgt dafür, dass die eine Biene diese, eine Hummel eine andere Blüte bestäuben kann. Verschiedene Blüten führen demnach zu mehr Artenvielfalt unter den Bestäubern.
Mischkultur im selben Jahr auf einem Feld
Wären Mischkulturen die Lösung? Nicht in Form von unterschiedlichen Pflanzenarten auf einem Feld, die im jährlichen Wechsel angebaut werden, sondern zeitgleich gemischt, eine Reihe Lupine, eine Reihe Linsen? Ein Forschungsteam der Uni Zürich hat so etwas auf Versuchsfeldern in der Schweiz und im Süden Spaniens getestet. So wurde mit jeweils zwei bzw. vier Arten ein Zukunftsszenario der Landwirtschaft in trocknerer und wärmerer Umgebung getestet. Die Forschenden stellten fest: Mischkulturen waren in beiden Fällen beim Ackerbau ertragreicher als Monokulturen. Getestet wurde der Anbau von Weizen, Hafer, Quinoa, Linsen, Lupine, Lein, Leindotter (eine Ölsaat ähnlich wie Raps) und Koriander. Verglichen wurde einerseits die Samenmasse der Pflanzen aus den Mischkulturfeldern und die oberirdische Biomasse der Pflanzen.
Ernteertrag höher bei gemischtem Anbau
Die Mischfelder waren dabei jeweils ertragreicher. Bei Mischungen von zwei Arten stieg der Ertrag verglichen mit dem aus Monokultur um drei Prozent in Spanien und um 21 Prozent in der Schweiz. Wurden vier Arten nebeneinander gesät, lag der Ertrag in Spanien um 13 Prozent höher und 44 Prozent in der Schweiz. Die Forschungsgruppe vermutet, dass durch den Anbau verschiedener Arten die Ressourcen der Felder besser genutzt werden und die natürliche Schädlingskontrolle besser funktioniert. Ein weiterer Fund: Die Pflanzen in Mischkultur steckten mehr Kraft in Blätter oder Stängel statt in Samen. Das könnte am Saatgut gelegen haben, das für den Anbau in Monokultur gezüchtet ist, sagt Christian Schöb, Assistenzprofessor für Agrarökologie von de ETH Zürich.
Wie realistisch ist der Misch-Ansatz?
Mischkultur statt Pestizide? Das klingt nach einem vielversprechenden Ansatz. Damit das Zukunft haben könnte, bräuchte es Saatgut, das am besten bei Mischkultur gedeiht. Das heutige ist so gezüchtet, dass es den besten Ertrag in Monokultur bringt. Doch was ist mit der Ernte, wenn auf einem Feld verschiedene Arten wachsen? Schöb zufolge gibt es solche Maschinen bereits, die aber bisher mangels Nachfrage noch teuer und die Ausnahme sind. Der Zürcher Wissenschaftler und sein Team wollen jedenfalls mit der Ernte aus ihren Mischkultur-Versuchsfeldern weiterforschen.
(lfw)
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