Wissen-News Schimpansen könnten durch ihre Gene vor Malaria geschützt sein
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13. Januar 2025, 14:21 Uhr
Ein internationales Forschungsteam mit Görlitzer Beteiligung hat herausgefunden, dass Schimpansen an ihren Lebensraum besonders genetisch angepasst sind. Ihr Erbgut könnte die Tiere dadurch vor Krankheiten wie Malaria schützen. Die Ergebnisse der Studie unter Federführung des University College London (UCL) geben Einblicke in unsere eigene Evolutionsgeschichte sowie in die Biologie der Malariainfektion beim Menschen.
Über 98 Prozent unserer DNA teilen wir uns mit Schimpansen – damit gelten die hochintelligenten Primaten als nächste lebende Verwandte des Menschen. "Es gibt aktuell nur noch einige hunderttausend wild lebende Schimpansen", erklärt die Studienautorin Aida Andrés "Sie leben in sehr unterschiedlichen Landschaften – von Ostafrika bis in den äußersten Westen des Kontinents, in dichten tropischen Regenwäldern sowie offenen Wald- und Savannengebieten. Das macht die Tiere unter den Menschenaffen einzigartig, alle anderen Hominidae leben ausschließlich in Wäldern."
DNA aus Schimpansen-Kot gewonnen
In Ihrer Studie konnten die Experten nun zeigen, dass verschiedene Schimpansen-Populationen neben Verhaltensanpassungen auch genetische Unterschiede entwickelt haben, um in ihren unterschiedlichen Lebensräumen zu überleben. Um die genetischen Anpassungen der Primaten zu untersuchen, benötigte das Team DNA von wildlebenden Schimpansen, ohne diese zu stören. Dafür nutzten sie Kotproben, die im Rahmen des "Pan African Programme: The Cultured Chimpanzee (PanAf)" gesammelt wurden. Mit modernen Labor- und Computermethoden konnten die Forschenden die Schimpansen-DNA in diesen Proben analysieren und die bislang größte Studie zu lokalen Anpassungen bei gefährdeten wildlebenden Säugetieren durchführen.
"Wir haben Hinweise auf genetische Anpassungen in Genen gefunden, die mit bestimmten Krankheitserregern – krankheitsverursachenden Mikroorganismen – in Verbindung stehen", erläutert der Co-Autor Hjalmar Kuehl vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. "Dies ist insbesondere bei Schimpansen in Wäldern, wo es eine hohe Konzentration an Krankheitserregern gibt, der Fall. Die stärksten Hinweise haben wir in Genen, die mit Malaria in Verbindung stehen entdeckt. Dazu gehören zwei Gene, die auch beim Menschen für Anpassung und Resistenz gegen Malaria bekannt sind: GYPA und HBB – letzteres ist für die Sichelzellenanämie beim Menschen verantwortlich."
Die neuen Ergebnisse legen nahe, dass Malaria eine ernstzunehmende Krankheit für wilde Waldschimpansen ist. Die Anpassung an den Malariaparasiten fand zudem – unabhängig von äußeren Veränderungen – in denselben Genen bei Schimpansen und Menschen statt. "Die enge genetische Verwandtschaft zwischen den großen Menschenaffen hat dazu geführt, dass Krankheiten von Affen auf Menschen überspringen bzw. unabhängig bei beiden auftreten können, wie beispielsweise HIV/AIDS und Malaria", so der UCL-Forscher Harrison Ostridge. "Das Studium wilder Schimpansen ist daher äußerst nützlich, um diese und andere Infektionskrankheiten beim Menschen zu verstehen und möglicherweise neue Behandlungen oder Impfstoffe zu entwickeln."
Links/Studien
Die Studie "Local genetic adaptation to habitat in wild chimpanzees" ist im Fachmagazin "Science" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. November 2024 | 15:21 Uhr
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