Forscher aus Halle zeigen, wie ein Krankheitserreger das Immunsystem der Pflanze nicht nur umgeht, sondern sogar erfolgreich zum eigenen Vorteil ausnutzt.
Forscher aus Halle zeigen, wie ein Krankheitserreger das Immunsystem der Pflanze nicht nur umgeht, sondern sogar erfolgreich zum eigenen Vorteil ausnutzt. Bildrechte: Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie

Wissen News Hallenser Forscher entdecken erstaunliches Wettrüsten zwischen Pflanze und Pilz

29. Oktober 2024, 15:06 Uhr

Experten des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie (IPB) in Halle haben eine neue Gruppe von Abwehrstoffen in der Gerste gefunden. Diese wirken gegen ein breites Spektrum an Pilz-Krankheitserregern – bis auf eine Ausnahme.

Pilzliche Krankheitserreger sorgen vor allem in wärmeren Regionen für große Ertragseinbußen bei verschiedenen Getreidearten, wie Gerste, Mais und Weizen. Durch die Erwärmung der nördlichen Hemisphäre stellen sie auch in unseren Breiten eine zunehmende Bedrohung dar. Die befallenen Pflanzen sind der Erreger-Attacke jedoch nicht schutzlos ausgeliefert. Nach dem Eintritt der Mikroorganismen ins Wurzelgewebe produzieren sie eine Reihe von verschiedenen Abwehrstoffen, die man unter dem unter dem Begriff Phytoalexine zusammenfasst. Diese sind je nach Pflanzenart unterschiedlich.

Ein Pilz wuchs durch Antimykotikum sogar stärker

Eine Reihe von neuen Phytoalexinen haben Wissenschaftler des IPB nun auch in der Wurzel von Gerstenpflanzen nachgewiesen, nachdem sie die Pflanzen mit verschiedenen Pilz-Krankheitserregern infiziert hatten. Abgeleitet vom lateinischen Namen der Gerste (Hordeum vulgare) erhielten sie die Bezeichnung Hordedane. Insgesamt 17 verschiedene Hordedane konnten in den Wurzeln der infizierten Gerste nachgewiesen werden. Hordedane wirken demnach als Breitbandantimykotikum (Mykosen sind durch Pilze verursachte Infektionen). Sie hemmen vor allem die Sporenkeimung und das Wachstum von einigen schädlichen und auch nützlichen Pilz-Arten.

Überraschenderweise fand man jedoch eine Ausnahme: Der Pilz Bipolaris sorokiniana zeigte sich in seinem Wachstum nicht nur unbeeindruckt von den Hordedanen, sondern im Gegenteil: Er wuchs sogar besser in Anwesenheit dieser ursprünglich zu seiner Vertreibung produzierten Phytoalexine. Das haben die Hallenser Wissenschaftler mit abwehrgeschwächten Gerstenmutanten herausgefunden, die nicht mehr in der Lage waren, Hordedane zu produzieren. Der genaue Mechanismus dieser pilzlichen Gegenoffensive ist noch nicht bekannt. Die neue Studie veranschaulicht dabei, dass die Interaktionen zwischen Krankheitserregern und ihren Pflanzenwirten sehr komplex und bisher wenig verstanden sind.

cdi/pm

Polyacrylfasern im Erdreich 3 min
Bildrechte: Anderson Abel de Souza Machado/IGB

MDR KULTUR - Das Radio Fr 23.07.2021 18:06Uhr 03:15 min

https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/gefaehrliche-pilze-auf-mikroplastik-im-boden-102.html

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 19. Juli 2024 | 18:45 Uhr

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