Hohe Überlebensraten erklären 20 Jahre rascher Ausbreitung von Wölfen in Deutschland.
Hohe Überlebensraten erklären 20 Jahre rascher Ausbreitung von Wölfen in Deutschland. Bildrechte: Leibniz-IZW/Jan Zwilling

Wissen-News Darum breiten sich Wölfe in Deutschland so gut aus

01. November 2024, 16:42 Uhr

Seit gut 20 Jahren sind Wölfe in Deutschland wieder heimisch, seitdem haben sie sich hierzulande stark vermehrt. Berliner Forschende haben nun den Grund dafür gefunden: die hohe Überlebensrate der Tiere.

Die Analyse des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin hat gezeigt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit für Wölfe in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland so hoch war wie nirgends sonst auf der Welt. Junge Wölfe in Deutschland wiesen demnach eine jährliche Überlebenswahrscheinlichkeit von 75 Prozent auf, bei erwachsenen Tieren waren es sogar 88 Prozent. Die Expansionsphase werde jedoch enden, sobald die Tragfähigkeit des Lebensraums erreicht sei – dann ist auch mit einem Absinken der Überlebensraten zu rechnen.

Unterhaltung

Wolf auf einem Weg 3 min
Bildrechte: Kathleen Gerber / NABU

MDR FERNSEHEN Do 11.11.2021 16:30Uhr 03:16 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/wo-wolf-und-baer-hingehen-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Strenger Schutz hat zu hohen Überlebensraten beigetragen

"Mittels Überlebensanalysen mit statistischen Modellierungsmethoden konnten wir die mittlere Überlebenszeit eines Wolfes in Deutschland von 146 Wochen, also ungefähr drei Jahren, ermitteln", erklärt die Studienautorin Stephanie Kramer-Schadt. Das höchste nachgewiesene Alter eines Wolfes im Untersuchungsdatensatz betrug fast 13 Jahre. "Die Überlebensraten der deutschen Wolfspopulation waren im Vergleich zu anderen Regionen sehr hoch, sie gehörten sogar zu den höchsten weltweit“, so Kramer-Schadt. "Dies deutet darauf hin, dass sich die Wölfe in den untersuchten 20 Jahren in für sie sehr gut geeigneten Lebensräumen ansiedelten. Auch der strenge gesetzliche Schutz hat dazu beigetragen." 

Als geeignet erweisen sich Landstriche, die ausreichend Deckung – beispielsweise durch Wälder – und Rückzugsräume bieten, die möglichst weit von Straßen entfernt liegen. Dadurch ermöglichten diese Räume dem Wolf, dem Menschen aus dem Weg zu gehen. Die Untersuchung des Leibniz-IZW zeigt zudem, dass die Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Wolf kein gleichbleibender, kontinuierlicher Prozess ist, sondern von sich verändernden Rahmenbedingungen geprägt wird. Das bedeutet zum Beispiel, dass Wölfe bei der Suche nach Lebensräumen verschiedene Verhaltensspektren zeigten: In frühen Phasen pickten sich Wölfe die "Sahnestücke" für neue Territorien heraus, während ihre Ansprüche in späteren Phasen nahe der Lebensraum-Sättigung sänken. Außerdem sei die Wolfspopulation in Deutschland im Wesentlichen gesund; durch Menschen verursachte Tode wie Kollisionen im Verkehr oder illegale Tötungen seien für die überwältigende Mehrheit der tot aufgefundenen Wölfe verantwortlich.

cdi/pm

Links/Studien

Die Studie "Habitat and density effects on the demography of an expanding wolf population in Central Europe" ist im Fachjournal "Wildlife Biology" erschienen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 27. Mai 2024 | 18:47 Uhr

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