Hund in Tschernobylregion
Eine Studie untersucht, wie sich die radioaktive Strahlung in der Region Tschernobyl auf freilebende Hunde auswirkt Bildrechte: Jordan Lapier

Umweltforschung Wie sich Tschernobyls Reaktorunfall in Hundegene eingeschrieben hat

06. März 2023, 12:34 Uhr

Bis heute wird untersucht, welche Folgen die Langzeitverstrahlung der Region nach dem Atomkraftwerks-Unfall von Tschernobyl hat. Eine Studie erforscht die Auswirkungen auf freilebende Hunde, die im Umkreis von 45 Kilometern leben.

Frei lebende Hunde in der Region Tschernobyl unterscheiden sich genetisch stark voneinander und von Hunden aus anderen Regionen der Welt, und zwar je nachdem wie weit sie vom Reaktor entfernt leben. Das zeigt eine Studie, die 302 Hunde aus verschiedenen Hundepopulationen in der hochradioaktiv verseuchten Region untersucht hat. Frühere Studien in Tschernobyl hatten bereits untersucht, wie sich die radioaktive Strahlung auf die Mutationsrate verschiedener Pflanzen- und Tierarten auswirkt.

Blutproben zeigen große genetische Unterschiede

Untersucht wurde das Anhand von Blutproben, die eine Tschernobyl-Hundeforschungsinitiative zwischen 2017 und 2019 bei den frei lebenden Hunden genommen hatte. Blutproben, um die genetische Struktur der Tiere aus der stark radioaktiv kontaminierten Region zu untersuchen – zum einen aus 15 Kilometer Nähe zum Reaktor, zum anderen von Hunden, die etwa 45 Kilometer davon entfernt leben. Die Untersuchungen zeigten zum einen: Die 15 Hundefamilien, die identifiziert wurden, leben in weltweit einzigartigen Strukturen. Zum anderen zeigte sich eine große genetische Vielfalt, was dem Forschungsteam zufolge darauf hinweist, dass sich die Hundepopulationen aus den nahen und entfernteren Reaktorgegenden mischen. Die Forschung ist insofern spannend, weil sie dabei hilft, die biologischen Grundlagen des Überlebens von Tieren und letztlich auch von Menschen in Regionen mit hohen und anhaltenden Umweltbelastungen, zu verstehen. Dafür ist die aktuelle Untersuchung laut den Forschenden aber nur ein erster Schritt, "um Mutationssignaturen zu identifizieren, die aus historischen und andauernden Strahlenbelastungen resultieren."

Atomkraftwerk Tschernobyl: Was war passiert?

Am 26. April 1986 hatte es im Atomkraftwerk von Tschernobyl einen schweren Unfall gegeben. Dadurch gelangten tagelang große Mengen radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre und verbreiteten sich über die Nordhalbkugel der Erde. Bis heute werden die gesundheitlichen Folgen untersucht. Damals waren besonders Einsatzkräfte wie Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Aufräumarbeiter und die Bevölkerung in der Umgebung besonders hoher Strahlenbelastung ausgesetzt.

Tschernobyl - Ausbreitung der radioaktiven Wolken in der Zeit vom 27. April bis 6. Mai 1986.
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Die Studie der Universität South Carolina lesen Sie hier im Original.

lfw

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Heute im Osten Reportage | 24. April 2021 | 18:00 Uhr