Schild mit dem Hinweis, dass auf der Sportanlage wegen des Lockdowns kein Trainings- und Spielbetrieb erlaubt ist
Bildrechte: IMAGO / Hanno Bode

Studie an der Uni Leipzig Sporttreibende leiden auch psychisch unter Corona-Lockdown

29. März 2021, 19:26 Uhr

Seit Ende Oktober 2020 ist der Amateursport in Deutschland zu großen Teilen eingestellt. Für die Athleten ist das nicht nur körperlich ein Problem – sie leiden auch psychisch unter den Folgen, wie eine Studie der Uni Leipzig herausfand.

Die Forschenden um die Erstautoren Franziska Lautenbach und Sascha Leisterer von der Sportwissenschaft der Uni Leipzig befragten dafür zwischen April und Mitte Mai 2020 online deutschlandweit 51 Athletinnen und 44 Athleten aus verschiedenen Sportarten. Das Ergebnis der im Fachjournal "Frontiers in Psychology" veröffentlichten Untersuchung: 33 Befragte hatten während des Lockdowns eine geringere Trainingsmotivation als unter Normalzuständen. Mit der gesunkenen Motivation gingen oft auch Wut, Traurigkeit und Stress einher.

Mehr Frauen als Männer mit Motivationsproblemen

Davon waren vor allem Frauen betroffen: Während nur zehn männliche Befragte angaben, dass ihre Motivation sich verringert hatte, waren es bei den weiblichen 23.

Franziska Lautenbach
Die Sportwissenschaftlerin Franziska Lautenbach. Bildrechte: Franziska Lautenbach

Frauen sind anfälliger gegenüber Stress. Das kann mehrere Gründe haben, etwa, dass Frauen ihre Unterstützung eher im Sozialen finden. Wenn diese sozialen Netzwerke im Sport wegfallen, ist die Situation für Frauen eventuell schwieriger. Teilweise sind Frauen aber auch eher bereit zuzugeben, dass sie gestresster oder unmotivierter sind.

Dr. Franziska Lautenbach, Sportwissenschaftlerin

Keine Unterschiede gab es hingegen bei Einzel- oder Mannschaftssportlern. Umgedreht berichteten 23 Befragte sogar davon, dass sie während des Lockdowns sogar motivierter waren als vorher.

Befragte auch während der zweiten Corona-Welle gestresster

Der wichtigste Ersatz für Sport an der frischen Luft waren dabei Online-Trainingsangebote, dazu kamen Online-Plattformen und soziale Medien, um Kontakt zu anderen Athleten zu halten. Doch wie sinnvoll sind diese Alternativen? "Gesamtgesellschaftlich betrachtet, ist es wahrscheinlich besser, dass wir überhaupt Sport treiben – in diesem Fall online – als gar nicht. Die Frage ist aber, wie stark das genutzt wird", antwortet Franziska Lautenbach im Gespräch mit MDR WISSEN.

Die Leipziger Sportwissenschaftler arbeiten schon an den nächsten Untersuchungen zum Thema. Bei einer wurden Olympioniken befragt, die gewonnenen Daten würden gerade ausgewertet, erklärt Dr. Lautenbach, die inzwischen an der Berliner Humboldt-Universität arbeitet. Eine weitere Studie, die vor dem Abschluss steht, wurde als Längsschnittanalyse mit den gleichen Befragten der ersten großen Erhebung während der zweiten Corona-Welle angelegt. Erste Ergebnisse liegen laut Franziska Lautenbach vor: "Wir haben auch bei unserer zweiten Studie festgestellt, dass die Befragten immer noch viel gestresster waren. Das ist schon erstaunlich."

cdi

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