Achtung: Stoffwechsel! Dick dank Corona - bitte nicht
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05. April 2020, 18:35 Uhr
Auch am Arbeitsplatz daheim lauern Gefahren: Die kleinen fiesen Tierchen, die angeblich nachts Klamotten enger nähen: Kalorien. Wenn wir uns derzeit nur noch halb so viel bewegen wie im coronafreien Alltag, sollten wir konsequenterweise auch nur noch halb so viel essen? Was macht das mit unserem Stoffwechsel, wenn der längste Weg am Tag der zur Mülltonne ist? Eine Sportwissenschaftlerin verrät, wie man Corona-Pölsterchen verhindert und im ungewohnten Alltag den Stoffwechsel auf Trab hält.
"Wir kochen jetzt sehr regelmäßig, allerdings auch aufwendig, es soll ja auch lecker sein", erzählt uns eine Architektenfamilie, bei der beide Eltern derzeit im Homeoffice arbeiten. Gleichzeitig betreuen sie ihre großen Söhne, die keine Lust auf ihre Schulaufgaben haben (und trotzdem machen sollen) und bespaßen gleichzeitig das Familienküken, das erst nach dem Sommer in die Schule kommt. Diese Art von gekoppeltem Arbeits- und Familienleben kostet Nerven.
Richtig Essen im neuen Alltag
Leckeres Essen glättet die Wogen, beruhigt die Gemüter und entspannt die Nerven, das kennen wir alle, egal, ob wir als Single, Paar, in Familie oder WG leben, Corona hin, Covid her. Dumm nur, wenn wir jetzt mehr essen als gut für uns ist. Aber was bedeutet denn derzeit "gut", wenn all die großen und kleinen Wege wegfallen, die wir sonst an unserem Arbeitsplatz haben oder auf dem Weg zur Schule, Kindergarten oder Uni?
Ob jemand leicht Speckpölsterchen ansetzt, kommt auf die Ausgangslage an, mit der man in den Corona-Shutdown gestartet ist, sagt Dr. Schulze. Also, Kinder, die sich im coronafreien Alltag viel bewegt haben, haben dann auch jetzt noch einen guten Fettstoffwechsel. Ein guter Fettstoffwechsel bedeutet: aufgenommenes Fett wird schnell in Energie umgewandelt und nicht eingelagert, mit einer Einschränkung:
Das gilt nur so lange, wie der Stoffwechsel noch 'angekurbelt' ist. Das wird aber nicht auf Dauer der Fall sein.
Von Heute auf Morgen spannt das Hemd nicht am Bauch und beim Stoffwechsel ist es genauso: Das ist die gute Nachricht. Aber nach ein paar Wochen Shutdown könnte ein kritischer Blick auf sich selbst nicht schaden. Dann könnte sich der Körper erste Reserven sammeln: In Form von Fett. Das spiegelt nicht nur die Waage wieder, wir merken es auch beim Anziehen: Wenn wir uns oder die Kinder sich wie Presswürste in Hosen und Pullover quälen.
Vom Stoffwechsel her gesehen ist das ein ganz natürlicher Prozess, denn der Körper ist darauf programmiert, in Zeiten des Überflusses Reserven für schlechtere Zeiten anzulegen. Halb so viel Bewegung = halb so viel Essen - das ist jedenfalls keine Lösung, sagt Dr. Carolin Schulze im Gespräch mit MDR Wissen. Wenn jetzt bei jemandem tatsächlich die Bewegungsaktivitäten drastisch reduziert sind, sollte man aber trotzdem nicht weniger essen, sondern anders, rät die Juniorprofessorin aus Chemnitz:
Mehr Gemüse auf den Teller, weniger 'Fettes', wie Fleisch etc. Die Teller können gleich voll bleiben, aber anders befüllt. Abends vor dem Fernseher die Chips gegen Gemüsesticks austauschen und statt des Croissants am Morgen mal ein Müsli.
Die Gefahr im Homeoffice: Verlängerte Sitzzeiten
Dr. Schulze sieht für Erwachsene im Homeoffice eine ganz andere Gefahr: Die Zeitspanne, die wir am Schreibtisch verbringen. Gefährlich sind lange Sitzzeiten sowieso, unabhängig davon, wie viel wir uns bewegen, Manager, die zehn Stunden am Tag sitzen, erhöhen ihr Risiko für Diabetes um über 70 Prozent, sagt Schulze. Wer jetzt sagt, "kann mir nicht passieren, ich bin kein Spitzenmanager", der wiegt sich in falscher Sicherheit.
Bei einer Untersuchung mit Sportstudenten hatten diese als Probanden einen ganzen Tag am Computer gearbeitet und waren nur zum Essen und zum Toilettenbesuch aufgestanden. Im Laufe des Tages wurde ihnen regelmäßig Blut abgenommen und untersucht. Ergebnis: Die eigentlich gesunden Menschen hatten Blutwerte, die denen von Zuckerkranken glichen. Daran änderte auch abendliches Marathontraining nichts daran, tagsüber waren sie "kleine Diabetiker". Erst als in den Bürotag stündlich Bewegungseinheiten eingebaut wurden, wie "Hampelmann" oder Treppen steigen, waren die Blutwerte der Probanden wieder normal.
Wie man Bewegung ins Homeoffice bringt
Deshalb - es reicht auch im Homeoffice nicht, die Bewegung auf Abends zu schieben und tagsüber die Arbeit schnellstmöglich pausenfrei abzusitzen. Auch Zuhause kann man sich viel bewegen: Wäsche aufhängen, statt in den Trockner stopfen, das Geschirr von Hand abwaschen - ok, auch Geschirrspüler ausräumen heißt, man sitzt nicht am Rechner - jede Bewegung ist nützlich. "Man kann aber auch so mit seinen Kindern einfach zu Musik tanzen, oder für kleinere im Wohnzimmer Bewegungsparcours aufbauen", sagt die Chemnitzer Sportwissenschaftlerin Carolin Schulze. Sie hat noch einen ganz anderen Tipp, der Kinder freuen wird, denn man braucht dafür einen Bildschirm: "Es gibt jetzt auch online Programme, zum Beispiel bietet der Baseketball Club Alba Berlin eine tägliche Sportstunde für Kinder an."
Diese Sportstunde hat auch schon andere inspiriert, wie die Fußballer der SV Arminia Magdeburg. Und auch der MDR hat ein neues Fitnesprogramm für die Corona-Zeit. MDR Sport Kollegin Silke Heyne gibt jeden Tag Sport-Tipps für die eigenen vier Wände. Da wird der Stuhl zur Hantel und die Treppe zum Fitnesscenter. Sport frei!
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