Silbersalz Biodiversität: Ohne Insekten wird es leer auf unserem Frühstückstisch
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30. Oktober 2023, 17:13 Uhr
Die Biomasse an Insekten nimmt ab. In chinesischen Obstplantagen bestäuben heute Menschen, weil es zu wenig Tiere gibt. Welche Folgen das für uns Menschen hat, illustrierte das Bestäuberfrühstück beim Silbersalz.
Bei Bestäubung denken die meisten von uns natürlich an die Biene und an den Honig auf unserem Frühstückstisch. Jetzt kommt das "Aber": Es gibt weitaus mehr Tiere, die Pflanzen bestäuben, unter anderem solche, deren Früchte wir täglich essen.
Demetra Rakosy ist Forscherin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und erklärt: "Es gibt sehr vielfältige Bestäuber. Das reicht von Nacht- zu Tagfaltern und zu Fliegen. Auch Käfer, Kolibris, Fledermäuse unterschiedlicher Arten. Teilweise zählen Spitzmäuse dazu, nicht für Kulturpflanzen, sondern auch für wild lebende Pflanzen. Es gibt Grillen, die bestäuben all diese Pflanzenarten einmal quer durch die Bank."
Ohne Bienen keine Mango, keine Gurken, keine Birnen
Was auf unserem Frühstückstisch bleibt, wenn man alle Produkte wegnimmt, die durch Bestäubung entstanden sind, sehen wir beim Bestäuberfrühstück vor uns. Da stehen zwei große Tische, der eine prall gefüllt, der andere ziemlich übersichtlich, mit Brötchen, Butter, Milch, Käse, Oliven, Trauben und Bananen. Den Besuchern wird schnell klar, worauf wir verzichten müssten, wenn es keine Bestäubung mehr gäbe.
"Ohne wäre die Gurke nicht mehr da. Birnen sind nicht mehr da", sagt eine Besucherin. Eine andere ergänzt: "Mango, Avocado." Ein Besucher kommentiert: "Der Apfel ist unser Hauptobst schlechthin." Eine Frau findet: "Das Erste, was auffällt, ist, dass es weniger bunt ist." Eine weitere meint, es fehle: "auf jeden Fall die Vielfalt, die Süße. Wenn ich gerade an die Mango denke oder auch an die Kirschen."
Ohne Bestäuber gibt es auch keinen Kaffee und ohne Gnitzen keinen Kakao
Kaffee würde es ohne bestäubende Insekten übrigens auch nicht mehr geben. Und für alle Fans der Schokolade kommt es ebenfalls dicke: Kakaopflanzen können auch nicht ohne Bestäubung.
"Da sind Fliegen die Bestäuber", sagt Rakosy. "Das ist so eine Gruppe, an die keiner wirklich denkt. Die spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber für Kakao. Und zwar nicht irgendwelche Fliegen, sondern solche, die wir normalerweise als Schädlinge sehen: Gnitzen. Die sind für den Kakao unerlässlich für die Bestäubung."
Die Frühstückstische wurden während der Veranstaltung übrigens komplett aufgenascht von den Besuchern. Dazu gab es spannende Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Überrascht hat einen Gast, "dass die Bienenpopulationen es in der Stadt teilweise leichter haben als auf dem Land. Die intensive Landwirtschaft ist so schädlich, dass sie die ganzen Nachteile der Stadt überwiegt."
Zu dieser Einschätzung kommt ein Feldversuch der Uni Halle unter der Führung des Zoologen und renommierten Bienenforscher Professor Robert Paxton. "Es ist nicht so, dass Bienen in der Stadt besser arbeiten. Aber sie kommen mehr vor. Und das ist ein Problem. Wir haben auf dem Land oft große Flächen von Weizen oder Gerste. Das bietet nichts an für die Bestäuber. Man muss nachhaltige Landwirtschaft unterstützen, um mehr Vielfalt von Habitaten anzubieten. Dann kommen Bienen."
Bienenfreundlich leben: Nicht so viel Aufräumen im Garten
Neben der Honigbiene, die für uns Menschen ein wichtiges Nutztier ist, gibt es nahezu 570 Wildbienenarten allein in Deutschland. Deren Bestäuberleistung ist ebenfalls wichtig. Wir können auch alle im Kleinen dazu beitragen, dass Wildbienen genügend Nahrung finden, meint Professor Pexton. Zum einen, Nahrung in Form von Blühpflanzen anbieten, auf Balkonen oder auf dem Dach oder vor dem Haus. Zum anderen "nicht so viel aufräumen. Ein bisschen Wildnis ist gut für Insekten, die Biodiversität und unsere Honig- und Wildbienen."
Und Demetra Rakosy ergänzt, dass auch unser Konsumverhalten Einfluss auf Biodiversität haben kann. "Beim Einkaufen kann man auch auf organisch produzierten Kaffee übergehen, weil der nicht in reinen Plantagen angebaut wird, sondern im Zusammenleben mit einheimischen Baumarten. Und dann ist natürlich auch die Frage, ob man überhaupt Gifte im eigenen Garten verwenden muss."
Das Artensterben, speziell bei den Insekten, schreitet voran, sagt die Forschung. Nicht alle Arten sind dabei gleich betroffen. Es gibt auch Profiteure der Erderwärmung. Oder solche, denen die Veränderungen der Landschaft weniger ausmachen. Aber: In Summe nimmt die Biomasse weiter ab. Wenn wir also als Menschheit nichts dagegen unternehmen, nimmt nicht nur die Vielfalt in der Luft ab, sondern auch die auf unserem Frühstückstisch.
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