Silbersalz-Festival Virtuelle Realität: Pflegerinnen und Pfleger lernen mit VR-Brillen
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30. Oktober 2023, 15:58 Uhr
Computersimulierte Realität kann dabei helfen, die Ausbildung zum Kranken- oder Altenpfleger attraktiver zu machen. Wie das funktionieren kann, konnten sich Besucher auf dem Silbersalz in Halle anschauen.
Bruno aus Halle ist sieben Jahre alt und hat sich gerade eine weiße VR-Brille aufgesetzt. Seine beiden Hände stecken in passenden Controllern und damit bewegt er sich in einer computeranimierten Welt.
Worum geht's dabei gerade? Bruno beschreibt, was er alles gesehen hat: "Da gab es so ein Skelett, das lag in einem Bett. Und dann bin ich durch dieses Bett durchgegangen. Dann habe ich einen Rollstuhl geschoben und dann musstest du schauen, wo du rein kannst und wo du nicht rein kannst."
Rollstuhl und Bett stimmen. Das Skelett war allerdings eine pflegebedürftige Person in einem Krankenhauszimmer. Und genau darum geht es in der Simulation, die man auf dem Silbersalz-Festival ausprobieren konnte. Hinter der Aktion steht ein Verbundprojekt namens DigiCare, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird.
Virtuelle Realität macht Ausbildungsgang attraktiver
Vereinfacht gesagt wird dabei erforscht, wie der Einsatz von virtueller Realität die generalistische Pflegeausbildung verbessern kann. Die grafische Anwendung, also die programmierten Räume, in denen man Patienten versorgen muss, Kleinkinder pflegen oder auch mal einen Rollstuhl schiebt, wurden vom Hallenser Unternehmen Präfrontalkortex programmiert.
Einer der Programmierer ist Paul Kirsten. "Ich denke, die Attraktivität liegt darin: Ich kann das in virtueller Realität trainieren. Das ist so ein Buzzword, das Jugendliche kennen. Dann sagen sie sich: Ich schaue mir diese Ausbildung doch mal näher an."
Daneben sei die VR möglicherweise besser darin, Auszubildende in bestimmte Situationen hineinzuversetzen, wo das mit den bisher üblichen alten Puppen schwierig gewesen sei. "Da bin ich wirklich grafisch im Krankenhaus. Da gibt es diese Ernsthaftigkeit. Ich kann das alleine trainieren, aber auch in der Gruppe, alles in meiner individuellen Lerngeschwindigkeit."
Computersimulationen können alle Auszubildenden auf den gleichen Stand bringen
Ein weiterer Teil des Verbundprojektes ist die begleitende wissenschaftliche Betrachtung. Die übernimmt die AG Versorgungsforschung der Universitätsmedizin Halle. Jenny Victoria Steinhoff ist dort wissenschaftliche Mitarbeiterin und sieht in virtueller Realität großen Nutzen für den Schulalltag in Pflegeschulen. Denn die Auszubildenden hätten oft unterschiedliche Praktika gemacht und daher jeder einen anderen Stand. "In der Abschlussprüfung steht dann die Versorgung eines Kindes an. Kind geht aber von Säugling bis zum 18-Jährigen. Haben die Auszubildenden nur 18-jährige Kinder gesehen und sollen dann in einer Prüfung einen Säugling versorgen, haben sie dort Schwierigkeiten." Die VR könne hier helfen, alle Szenarien und Altersklassen von Personen abzubilden und so die Auszubildenden auf den gleichen Stand zu bringen.
Der dritte wichtige Partner im Verbundprojekt DigiCare ist die Pflegeschule Henry Dunant vom Deutschen Roten Kreuz in Halle. Hier wenden Pflegeschülerinnen und -schüler die VR-Brillentechnik bereits an, jeweils in Zweierteams. Der Tandempartner begleitet den virtuell pflegenden Teil, gibt Hinweise, macht Notizen und übernimmt auch die Stimme des Patienten in der Simulation.
Marian Havlik arbeitet für die DAK-Pflegeschule, allerdings nicht als Pflegelehrer, sondern als zuständiger Medienpädagoge. "Ich habe mich bewusst auf diese Stellenausschreibung beworben, weil ich das innovativ und gut gedacht finde. Wenn ich jemandem vom Projekt erzähle, sind die Rückmeldungen immer: Ah, ja, stimmt, das macht eigentlich Sinn, VR in den Unterricht einzubinden. Es soll ja nicht den Unterricht ersetzen, sondern ergänzen, gerade in Bereichen, die einfach in der Praxis schwieriger umzusetzen sind."
VR in der Pflegeausbildung: Pilotprojekt dauert noch bis Sommer 2024
Noch bis zum Sommer 2024 arbeiten die DAK-Pflegeschule, das Unternehmen Präfrontalkortex und die AG Versorgungsforschung der Universitätsmedizin Halle eng zusammen. Wenn es nach Jenny Victoria Steinhoff geht, steht dem weiteren künftigen Einsatz von VR-Technologie nichts mehr im Weg: "Unser Wunsch ist es, dass es nächstes Jahr mit Ende des Projektes zumindest in dieser ausgewählten Pflegeschule, mit der wir zusammenarbeiten, fest im Curriculum steht. VR wird eingesetzt und das auch über alle drei Jahre hinweg."
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