Primatenforschung Sex ist wichtiger als Männerfreundschaft
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28. Mai 2022, 12:00 Uhr
Wahre Freundschaft unter Männern gibt es im Tierreich eher selten. Schließlich steht man(n) in harter Konkurrenz um die Aufmerksamkeit paarungsbereiter Damen. Selbst bei den Guinea-Pavianen, die ihren Kumpels das Fell pflegen und sogar freundliche Begrüßungsrituale pflegen, hört beim Sex die Freundschaft auf, fanden Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Primatenforschung heraus.
Dabei können Männerbande durchaus auch von Vorteil sein. Die Freunde können sich gegenseitig beim Aufstieg in der Rangordnung unterstützen und ihre Weibchen gemeinsam besser vor Nebenbuhlern beschützen. Ob Guinea-Paviane das genauso sehen, wollten Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung herausfinden und haben deshalb vier Jahre lang diese Affenart in freier Wildbahn an der DPZ-Feldstation Simenti im Senegal beobachtet. Sie haben sich auch gefragt, ob Männchen mit vielen Freunden sogar attraktiver für die Weibchen sind, weil sie so die Gruppe besser vor Feinden beschützen können.
Liebe macht auch den Pavian blind
All diese Vorteile "vergessen" männliche Guinea-Paviane offensichtlich, sobald sie ein Weibchen erobert haben. Dann ist sie die Nummer eins und die Freunde spielen die zweite Geige. Erstautorin der Studie und Verhaltensforscherin Federica Dal Pesco nennt das: Investition in soziale Beziehungen reduzieren, um den Fortpflanzungserfolg zu maximieren – also der Arterhaltung dienen. Aber das Leben in den Cliquen und Gangs muss dennoch funktionieren. Die Wissenschaftler beschreiben die Primaten als tolerante Gesellschaft mit mehreren Ebenen. Es gibt keine strenge Hierarchie. Nur einige Männchen sind sexuell aktiv und scharen ein bis sechs Weibchen um sich, auf freiwilliger Basis. Die Weibchen suchen sich ihren Partner ohne Druck und bleiben von mehreren Wochen bis zu mehreren Jahren treu.
Machen Männerfreundschaften Pavian-Singles sexy?
Ob man Männerfreundschaften pflegt oder nicht, ist nach Beobachtung der Forscher eine Frage des Zeitmanagements. Je mehr Weibchen ein Pavianmann um sich hat, desto weniger Zeit hat er für Freunde. Wer hingegen keine Partnerin hat, hat jede Menge Zeit für sie und sollte die Kontakte auch pflegen, um sich seinen Platz in der Gruppe zu sichern. Ob diese Freundschaften auch sexy machen und die Männchen damit das Interesse der Damen auf sich lenken, müsse man in weiteren Beobachtungen untersuchen, so Julia Fischer, Ko-Autorin der Studie.
Links/Studien
Die Studie über Guinea-Paviane, Sex und Männerfreundschaften "Male–male social bonding, coalitionary support and reproductive success in wild Guinea baboons" ist in Proceedings of the Royal Society erschienen.
krm