Covid-19 Omikron: Wie hilft die Booster-Impfung gegen die Corona-Variante?

11. Januar 2022, 09:38 Uhr

Gerade schien die Covid-19-Lage überschaubar und so halbwegs beherrschbar, dann stellt Omikron die Pandemie auf den Kopf. Abermals. Taugen da die Impfstoffe der vergangenen anderthalb Jahre überhaupt noch? Und hilft ein Booster? Die aktuelle Lage.

Oberarm, seitlich, mit drei untereinander aufgeklebten braunen Pflastern. Rotes Oberteil bzw. T-Shirt.
Bildrechte: Imago/Steinach (M)

Das durchaus Ermüdende an der Covid-19-Pandemie ist nicht nur ihre zähe, fortwährende Allgegenwärtigkeit, sondern dass ein fieses Schreckgespenst das nächste jagt, so als hätte sich Sars-CoV-2 mal eben gedacht: Schlimmer geht halt immer. Und Verunsicherung auch, gerade was die Verlässlichkeit der diversen Schutzmaßnahmen betrifft. So nun bei Omikron, der aktuellen Corona-Sorgenvariante. Neben der derzeit zu untersuchenden Wirksamkeit von Antigen-Schnell- und Selbsttests (unzuverlässig ist keiner) , ist es für Entscheider*innen, Geimpfte und potenziell Impfinteressierte nicht ganz unerheblich zu wissen, welcher Schutz von aktuellen Impfstoffen zu erwarten ist.

Was heißt Corona-Schutz überhaupt?

Eine Impfung kann vor einer Ansteckung, also Infektion, schützen. Und sie kann vor der Erkrankung schützen. Das ist ein nicht unwesentlicher Unterschied. "Der reine Schutz vor Ansteckung mit Omikron wird mit den jetzigen Impfstoffen immer suboptimal sein." Das sagt Carsten Watzl, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie gegenüber der Deutschen Presseagentur. "Die Impfstoffe tun trotzdem, was sie sollen: Sie schützen vor schweren Verläufen und das sehen wir aktuell bei Omikron."

Schützt eine doppelte Impfung vor Omikron?

Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass Omikron in der Lage ist, sich äußerst wirksam vor Antikörpern zu verstecken. (Nicht aber vor T-Zellen, einem weiteren Abwehrmechanismus des Körpers.) Das zeigt auch eine Analyse einer südafrikanischen Krankenversicherungsagentur. Der zu erwartende Schutz gegen schwere Erkrankung liege bei einer doppelten Biontech/Pfizer-Impfung bei etwa siebzig Prozent. Damit einher gehen auch Daten der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA.

Schützt eine Boosterimpfung vor Omikron?

"Eine dreifache Immunisierung mit Biontech-Pfizer (also Booster) sowie die Kreuzimpfung mit Oxford-Astrazeneca/Biontech-Pfizer könnten Schutz vor der Omikron-Variante bieten", das resümiert Stefan Pöhlmann, Mitautor einer aktuellen Studie, die die Verteidigungserfolge des Körpers gegen die Omikron-Variante des Coronavirus untersucht hat. Noch einen Tick besser als mit Biontech-Pfizer sei der Mensch mit Moderna geschützt, weil der Impfstoff eine höhere Dosis verwenden würde, so eine Einschätzung von Carsten Watzel von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Eine Analyse der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA pflichtet der Datenlage bei. Booster-Impfungen der besonders gefährdeten Gruppe der Senioren böten auch bei Omikron einen hohen Schutz vor schweren Verläufen. Drei Monate nach der Drittimpfung liegt der Schutz vor Einlieferung ins Krankenhaus für Menschen ab 65 Jahren demnach bei rund neunzig Prozent. Der Schutz vor einer Corona-Infektion mit milden Symptomen liegt hingegen nur noch bei rund dreißig Prozent, wie die vorläufigen Daten zeigen.

Trotzdem: Das Risiko einer Ansteckung könne durch eine Auffrischungsimpfung deutlich gesenkt werden, das resümiert der Virologe Christian Drosten mit Blick auf dänische Studiendaten.

Wie lange hält der Impfschutz an?

Kann niemand sagen. Zumindest jetzt noch nicht, dafür ist die Omikron-Welle noch zu jung. Klar ist, dass eine Booster-Impfung den Schutz deutlich ausweitet.

Sind die Impfstoffe qualitativ schlecht, weil die Wirkung mit der Zeit nachlässt?

Nein. Das hat mit dem Effizienzgedanken unseres Immunsystems zu tun. Das Immunsystem reagiert auf die Impfung ähnlich wie bei einer Infektion und produziert viele Antikörper. Irgendwann werden die Antikörper nicht mehr gebraucht. Ihre Zahl wird reduziert und das Risiko, sich zu infizieren, steigt wieder.

Also Booster-Booster? Und Booster-Booster-Booster? Und …?

Das kommt ganz drauf an, was man erreichen möchte: Schutz vor Ausbreitung oder vor schweren Vorläufen. Derzeitiges Problem ist die Impflücke, da ein zu großer Teil der Gesellschaft nicht geimpft und damit nicht immunisiert ist. Um die Virusverbreitung einzudämmen, ist ein sogenannter engmaschiger Impfschutz notwendig, also eine dritte oder gar vierte Auffrischungsimpfung. Ist die Ausbreitung aber gestoppt, ist ein Schutz vor schweren Verläufen das primäre Ziel. Der bleibt viel länger bestehen als ein Schutz vor Ansteckung. Gerade bei jungen und gesunden Menschen ist vorstellbar, dass künftig keine regelmäßigen Impfungen notwendig sind, sofern das Virus nicht gravierend mutiert.

Wie wirksam ist eine vierte Corona-Impfung?

Aus Israel gibt es bereits Daten, die zeigen, dass die Menge an Antikörpern nach der vierten Impfung erneut steigt. Wenig später erreichen vierfach Geimpfte aber wieder den Antikörperstand wie kurz nach der dritten Impfung. Das legt nahe, dass eine regelmäßige Auffrischung bei gefährdeten Gruppen der richtige Weg sein kann, für die übrige Bevölkerung aber fraglich ist.

Was ist jetzt ein ratsamer Umgang mit der Omikron-Variante für Privatpersonen?

Nach Möglichkeit sollte sich jede*r Geimpfte einer Booster-Impfung unterziehen (bzw. zunächst überhaupt erstmal impfen lassen). In Kombination mit der Einhaltung der inzwischen wahrscheinlich ins Körperwissen übergegangenen Abstands- und Hygieneregeln und der Reduktion von Kontakten, kann jede*r Einzelne ein für sich gutes Schutzergebnis erzielen. Und trotz Omikron entspannt die Füße stillhalten.

flo/dpa

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