Covid-19 Modellierung Corona-Daten: Auf welcher Grundlage wird entschieden?
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10. Januar 2022, 13:33 Uhr
Wenn den Daten die Quellen fehlen, gibt es Probleme. Das weiß auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, und stellte nach Weihnachten fest: Die 7-Tage-Inzidenz für Covid-19 ist vermutlich zwei- bis dreimal so hoch, wie von den Gesundheitsämtern angegeben. Deshalb kündigte er an, in Zukunft bessere Daten zu liefern. Eine Möglichkeit für Echtzeit-Daten des Pandemiegeschehens ist die Modellierung von Kontakten durch anonymisierte Mobilfunkdaten, wie eine Studie aus den USA nun zeigt.
- Infektionszahlen der Gesundheitsämter sind ungenau.
- Anonymisierte Mobilfunkdaten können das Infektionsgeschehen in Echtzeit abbilden.
- Auch in Deutschland wird daran geforscht.
Auch Beschäftigte von Gesundheitsämtern feiern Weihnachten. Wenn sich zusätzlich noch weniger Menschen auf Covid-19 testen lassen, dann ist das ein Problem, denn: Es fehlt an einer soliden Datengrundlage, um das aktuelle Infektionsgeschehen richtig einschätzen zu können.
Anonymisierte Mobilfunkdaten
Wie man an diese Daten kommt, unabhängig von Feiertagen und der Testwilligkeit der Bevölkerung, das ist keine neue Frage. Große Hoffnungen wurden dabei schon früh in Mobilfunkdaten gesetzt, denn mit ihnen ist es möglich, die Mobilität und die Kontakthäufigkeit der Menschen in Echtzeit zu beobachten. Und damit die Möglichkeit für Viren, sich auszubreiten.
Dies hat nun ein Forschungsteam aus den USA um den Modellierer Forrest Crawford getan. In der Studie untersuchte das Team die GPS-Daten von fast 800.000 Mobiltelefonen in Connecticut auf ihre Kontakthäufigkeit. Damit konnten die Forschenden ein genaues Modell vom tatsächlichen Pandemiegeschehen über ein Jahr zeichnen, und das, obwohl die Daten anonymisiert und mit räumlicher Ungenauigkeit vorliegen. Das Team teilte Connecticut deshalb in zwei mal zwei Meter große Flächen auf, und schätzte dann die Kontaktrate zweier Geräte zum selben Zeitpunkt für das Quadrat.
Forschung auch in Deutschland
Ganz Ähnliches passiert schon seit längerem in Deutschland. Das Covid-19 Mobility Project um den Modellierer Dirk Brockmann erforscht ebenfalls die Mobilität und Kontaktraten von Menschen. Sie berechnen dabei die Kontaktwahrscheinlichkeit für eine acht mal acht Meter große Fläche, und geben so Hinweise auf das Infektionsgeschehen in Echtzeit. So wissen wir zum Beispiel: Die Kontakte nehmen zurzeit weiter ab, und das schon seit Weihnachten.
Was vor 14 Tagen war
Diese Projektion des Infektionsgeschehens in Echtzeit ist die Stärke beider Untersuchungen. Wohingegen die tatsächlich gemeldeten Infektionen das Geschehen vor ungefähr 14 Tagen abbilden, ist es mit der Modellierung der Kontakte möglich, aktiv einzugreifen. Das Team um Forrest Crawford schlägt unter anderem vor, speziell in den Regionen mehr zu testen, in denen erhöhte Kontaktraten beobachtet werden. Dadurch könnte es einfacher werden, Ansteckungsketten zu durchbrechen.
Die Datengrundlage für politische Entscheidungen ist also kompliziert. Zurzeit gibt es noch keine absolut verlässlichen Infektionsmeldungen der Gesundheitsämter, die Frage ist jedoch auch: Wie verlässlich können sie überhaupt sein, wenn sie doch auf die Testbereitschaft der Menschen angewiesen sind? So scheint es sinnvoll neben der gemeldeten Inzidenz von Gesundheitsämtern und komplizierten Auslastungen von Intensivbetten mit in die Debatte einzubeziehen, wie kontaktfreudig die Menschen zurzeit sind. Die Daten dafür liegen vor.
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