Podcast 5 Fakten übers Gehör – gönnen Sie Ihren Ohren ab und zu eine Pause

26. November 2021, 12:00 Uhr

Ein lautes Konzert, der Open Space, die übervolle Kneipe – das alles sind Orte, an denen viele und laute Geräusche auf uns einprasseln. Lärm kann zwar aufheitern und lebendig sein, er kann aber das Hörvermögen beeinträchtigen und uns im schlimmsten Fall krankmachen. Zwei Hörforscher erklären im MDR WISSEN Podcast "Meine Challenge", warum sich unsere Ohren über Lärm weniger freuen, und was wir tun können, damit unsere Lauscher möglichst lange fit bleiben.

Meine Challenge

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Warum ist Lärm anstrengend?

Unsere Wahrnehmung von Geräuschen ist subjektiv verschieden. Anstrengend ist dabei aber in erster Linie nicht die Auswirkung der Schallwellen auf die Sinneszellen im Ohr. Belastend ist das, was dabei im Gehirn passiert. Meistens strengen uns komplexe Hör-Umgebungen mit vielen unterschiedlichen Schallquellen an, erklärt Hörforscher Marc Schönwiesner von der Universität Leipzig.

"Das liegt daran, dass wir meistens aus den vielen Geräuschquellen eine bestimmte Quelle herausfiltern müssen." Dieses Fokussieren ist eine kognitive Leistung und die kostet Energie. Deshalb fühlen wir uns nach einem Arbeitstag, bei dem viele Geräuschquellen auf uns einprasseln, meist matt und müde.

Welche Rolle spielt Schall bei der Abnutzung des Gehörs?

Es gibt zwar Geräusche, die nicht vordergründig aufgrund der Lautstärke belastend sind, sondern eher, weil sie bei uns Stress auslösen. Aber Schall hinterlässt natürlich seine Spuren, meint auch Michael Fuchs, Hals-Nasen-Ohrenarzt am Universitätsklinikum Leipzig. Verkehrslärm, Fluglärm oder nachbarschaftlicher Lärm können krankmachen. Schall von über 85 Dezibel – vergleichbar mit einem vorbeifahrenden ICE – schädigt die Sinneszellen, wenn er dauerhaft und über einen langen Zeitraum das Ohr trifft. Daher ist es gut, wenn man in lauten Umgebungen Noise-Cancelling-Kopfhörer oder Ohrstöpsel verwendet.

Kann sich abnehmendes Gehör wieder verbessern?

Hörforscher Michael Fuchs im Portrait.
Professor Dr. Michael Fuchs ist Hörmediziner und Musikliebhaber. Bildrechte: MDR/Universitätsklinikum Leipzig

"Am Hören selber lässt sich nichts drehen. Sie hören, wie Sie hören." Lediglich die zentrale Verarbeitung des Gehörten lasse sich trainieren, erläutert Michael Fuchs. Ein Gesangspädagoge beispielsweise, der einem Studierenden sagen soll, wie er oder sie besser singen kann, sollte in der Lage sein, Feinheiten übers Gehirn aus dem Gehörten herauszufiltern und zu analysieren. Das wiederum lässt sich erlernen. Verbessern lässt sich das Gehör allerdings in eigentlichen Sinne nicht, da sich die einmal beschädigten Sinneszellen nicht regenerieren.

Jeder Mensch besitzt pro Ohr zwischen 3.000 und 3.500 dieser Sinneszellen. Und wenn die einmal weg sind, sind sie für immer weg.

Prof. Dr. Michael Fuchs, Universitätsklinikum Leipzig

Warum hören wir nach einem lauten Konzert erstmal eine Weile nichts mehr?

Die Sinneszellen im Innenohr müssen Schall umwandeln und Schall verstärken. Dafür brauchen sie Energie. Die gewinnen sie über Sauerstoff aus der Durchblutung. Wenn Lärm lange Zeit einwirkt, müssen die Zellen heftig arbeiten und irgendwann sind ihre Energiespeicher aufgebraucht, die Zellen stellen ihre Funktion vorübergehend ein. Das merken wir an einem plötzlich auftretenden Hörverlust. Nach einer längeren Ruhepause dürfte das Gehör aber wieder zurückkehren, beruhigt der Mediziner.

Was kann ich tun, wenn am Arbeitsplatz der Lärmpegel hoch ist?

Wenn viele Schallquellen auf Arbeit einwirken, ist es wichtig Hörpausen einzuplanen. Da reicht es, sich 20 bis 30 Minuten in einer ruhigen Umgebung aufzuhalten. Ihre Ohren werden es Ihnen danken.

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