Abschied nehmen "Für ein gutes Ende braucht es einen runden Abschluss"
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15. April 2025, 10:25 Uhr
Schluss. Aus. Vorbei. Nach sechseinhalb Jahren "Meine Challenge" heißt es: Tschüss sagen! In der letzten Podcast-Folge blickt Host Daniela Schmidt gemeinsam mit ihrem Team noch einmal zurück auf die Highlights und Tiefschläge aus 150 Episoden und will herausfinden, mit welchen Strategien wir alle besser mit dem Ende von Dingen und dem Abschiednehmen klarkommen können.
Dass Dinge irgendwann auch einmal zu Ende gehen, das kennen wir alle: Freundschaften gehen auseinander und Ehen zerbrechen, die Schulzeit endet, eine Karriere wird an den Nagel gehängt oder man geht in Rente. Kinder verlassen das Elternhaus und die Nachbarn von nebenan ziehen in eine andere Stadt. Fußballvereine steigen ab, Stars verabschieden sich von der Bühne und geliebte Menschen um uns herum sterben.
Abschiede gehören zum Leben einfach dazu. Das Abschiednehmen aber fällt uns meistens recht schwer. Und obwohl wir das Ende von Dingen oftmals schon erahnen oder sogar absehen können, ignorieren oder verdrängen wir es lieber, statt uns bewusst damit auseinanderzusetzen. Nicht unbedingt die beste Strategie, weiß Psychologie-Professorin Gabriele Oettingen von der New York University.
"Wenn man einfach hinein stolpert in ein Ende, das aber absehbar ist, dann bricht das einfach ab und man hat sich nicht vorbereitet darauf, was später ist. Darauf, auf Wiedersehen zu sagen und das so abzuschließen, dass man im Rückblick dann sagen kann: Okay, das war jetzt eine Phase. Und jetzt bin ich in der nächsten Phase."
Von kantigen Enden und runden Abschlüssen
Stattdessen sollten wir uns also fragen: Was will und was kann ich denn mit der verbleibenden Zeit noch machen, sodass ich dann ein gutes Ende habe. Denn Studien, wie die von Psychologin Gabriele Oettingen, zeigen: Ein runder Abschluss ist entscheidend dafür, dass auch das Danach gut werden kann. "Wenn Personen das Gefühl haben, sie haben etwas rund abgeschlossen, sie haben alles gemacht, damit es ein gutes Ende gibt, dann ist der Übergang in die nächste Phase viel positiver", so Oettingen. "Ich bin weniger grantig, weniger schlecht gestimmt und kann mich viel besser auf die anstehenden, neuen Aufgaben konzentrieren.
In dem Moment, wo man ins Jammertal geht, wird man nicht handeln.
Ein schlechter Abschluss sorgt also nicht nur für schlechte Stimmung, Stress und psychische Belastung, sondern kann auch unsere Konzentration und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. In den Untersuchungen von Oettingen und ihrem Team wurde deutlich, dass Personen, die einen guten Abschluss finden konnten, auch besser bei schwierigen kognitiven Tests abschnitten. Aber wie gelingt uns ein gutes Ende, ein runder Abschluss?
Oettingen hat mit ihrem Team aus den Ergebnissen ihrer Untersuchungen eine mentale Strategie entwickelt, die Menschen dabei helfen soll, gesünder mit sich selbst umzugehen, ihr zwischenmenschliches Verhalten und ihre persönliche Leistung zu verbessern – oder eben auch, um mit dem Ende von Dingen besser klarzukommen.
WOOP-Strategie: Vom Wunsch zum Plan
"WOOP" heißt die Methode, wobei jeder Buchstabe für einen der vier Schritte steht. Im ersten Schritt "W, wie Wish – Wunsch" geht es darum, sich selbst zu fragen, was man sich eigentlich für das bevorstehende Ende wünscht: Was wäre mein Wunsch, wie ich diese Zeit abschließen kann?
Im zweiten Schritt "O, wie Outcome – Ergebnis" ist dann unsere Vorstellungskraft gefragt: Wie würde ich mich fühlen, wenn ich die Situation richtig gut abgeschlossen hätte? Wäre es ein Gefühl von Erleichterung, ein Glücksempfinden oder die innere Bereitschaft für die neuen, anstehenden Aufgaben? "Was immer da individuell für jede Person am besten passt, das stellen Sie sich dann ganz intensiv und lebendig vor", erklärt Oettingen.
Um sich dabei aber nicht in unrealistischen Vorstellungen und Tagträumereien zu verlieren, ist der dritte Schritt "O, wie Obstacle – Hindernis" entscheidend: Was steht denn meinen Wünschen für einen runden Abschluss im Weg? Welche Herausforderungen könnte es geben? "Und dann stellen Sie sich dieses Hindernis ganz lebendig vor", empfiehlt Oettingen. "Und meist wissen Sie dann schon ganz spontan, wie Sie dieses Hindernis überwinden können und machen einen Wenn-dann-Plan."
Daraus wird im vierten und letzten Schritt "P, wie Plan" eben ein solcher erstellt. Also: Die einzelnen Schritte festlegen und umsetzen. Und so, sagt Gabriele Oettingen, kann tatsächlich jeder und jedem von uns ein guter, runder Abschluss gelingen.
Auch Host Daniela Schmidt testet die WOOP-Strategie und geht sie Schritt für Schritt durch, um für sich selbst einen guten Abschluss mit dem Ende des Podcasts "Meine Challenge" zu finden. Ob und wie gut ihr das gelingt und warum das Bedürfnis nach runden Abschlüssen evolutionär in uns verankert ist, hören Sie in der letzten Folge "Besser mit Abschieden umgehen".
Links/Studien
Schwörer, B., Krott, N. R., & Oettingen, G. (2020): Saying goodbye and saying it well: Consequences of a (not) well-rounded ending. Motivation Science.
Dieses Thema im Programm: MDR | Meine Challenge | 11. April 2025 | 12:00 Uhr