Eine graue und eine weiße Ratte.
Zwei Ratten (Archivbild): In Experimenten konnte gezeigt werden, dass das Blut jüngere Tiere das Leben der Älteren verlängern kann. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Epigenetik Jungbrunnen Parabiose: Blut junger Mäuse lässt alte Mäuse länger leben

24. September 2023, 17:49 Uhr

Werden alte und junge Mäuse aneinandergenäht und die Blutgefäße verbunden, profitieren die alten Mäuse davon: Ihre genetischen Marker verjüngen sich und sie leben auch länger als andere Mäuse gleichen Alters.

Es klingt nach einem etwas gruseligen Experiment, doch die Ergebnisse sind erstaunlich: Bei der sogenannten Parabiose werden Tiere an der Haut zusammengenäht, was zu einer Verbindung der Blutgefäße beider Individuen und einem Blutaustausch führt. Jetzt haben Forschende ein Experiment mit Mäusen durchgeführt und die Ergebnisse im Fachjournal "Nature Aging" veröffentlicht. Demnach profitierten älteren Mäuse davon, eine Zeit lang mit jüngeren Mäusen verbunden zu sein. Ihre Gene verjüngten sich und sie lebten auch länger als gleich alte Vergleichstiere.

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Covergrafik zur Podcast-Folge von "Meine Challenge": Die Illustration zeigt zwei Frauen, die sich anschauen. Einmal eine junge Frau und gegenüber ihr Spiegelbild als alte Frau. Daneben der Schriftzug "Ich halte das Altern auf!" und der Hinweis, dass es sich um einen Podcast handelt. 39 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

Parabiose: Ältere Tiere werden mit Jüngeren zusammengenäht

Das Forscherteam der beiden US-Elite-Universitäten Harvard und Duke-University hatte Paare von jungen und alten Mäuse-Weibchen im Alter von drei und 20 Monaten ausgewählt. Sie setzten die Individuen unter Narkose und setzten Schnitte in die Haut und in die Faszien am Bauch der Tiere. Dann vernähten sie die Individuen paarweise an dieser Stelle. Das gleiche taten sie bei einer Kontrollgruppe, in der die Tiere jeweils das gleiche Alter hatten.

Drei Monate blieben die Paare miteinander verbunden, bevor sie bei einer zweiten Operation wieder getrennt wurden. Danach beobachteten die Forschenden die Tiere jeweils zwei weitere Monate. Dabei zeigte sich, dass jeweils bei den älteren Tieren Gene aktiviert worden waren, die dem Altern entgegenwirkten. Der Effekt hielt auch nach der Trennung weiter an. Zusätzlich lebten diese Tiere im Durchschnitt sechs Wochen länger als diejenigen, die nicht mit einem jüngeren Tier verbunden gewesen waren. Außerdem blieben die älteren Versuchstiere in den letzten Monaten ihres Lebens schlanker als die Individuen der Kontrollgruppe.

Forscher hoffen auf Rückschlüsse für Medikamente

Da in dieser Studie nur auf die älteren Mäuse fokussiert wurde, treffen die Forschenden keine Aussagen für die Folgen für die jeweils jüngeren Partner. Eine zweite Studie von Tatiana Yankova und Kollegen kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass die jeweils jüngeren Partner schneller altern und Lebenszeit verlieren durch die Parabiose.

Für den Einsatz bei Menschen ist die Parabiose allerdings sowieso ungeeignet. Die Forschenden erhoffen sich daher von weiteren Studien, die genauen molekularen Mechanismen zu verstehen, die zur beobachteten epigenetischen Verjüngung bei den älteren Tieren geführt haben. Das wäre dann möglichweise ein Weg, diese Mechanismen durch Medikamente oder Bluttransfusionen zu stimulieren.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 26. Mai 0023 | 15:51 Uhr