Zwölf Spielzeuge standen im Fokus der Analyse, wie es bei Smart Toys um den Schutz der Privatsphäre bestellt ist.
Bildrechte: Universität Basel, Céline Emch

Wissen-News Smart Toys: Wenn Spielzeug Kinder überwacht

27. August 2024, 07:29 Uhr

Eine Forschungsgruppe der Uni Basel (Schweiz) hat zwölf auf dem europäischen Markt verkaufte Smart Toys untersucht. Bei mehreren dieser interaktiven Spielzeuge hapere es demnach beim Schutz der Privatsphäre. Manche "intelligente" Spielzeuge sammeln sogar umfangreiche Verhaltensdaten der Kinder, berichten die Forscherinnen.

Einfach eine Spielfigur auf die Lautsprecher-Box stellen – und schon ertönt das zur Figur passende Hörspiel. Auch das Vor- und Zurückspulen ist kinderleicht, indem das Kind die Box nach rechts oder links kippt. Solche "Smart Toys" genannten Spielzeuge haben die Kinderzimmer längst erobert. Eine schöne und bequeme neue Welt, zu der aber eben auch gehört, dass die Geräte Daten sammeln und "nach Hause", also zum Hersteller schicken. Die eingangs beschriebene "Toniebox" tut das laut vier Forscherinnen aus Basel.

Die Gruppe um Isabel Wagner untersuchte insgesamt zwölf mehr oder weniger bekannte "Smart Toys". Darunter waren neben der "Toniebox" weithin bekannte Spielzeuge wie der Lernstift "Tiptoi", die Lern-App "Edurino" oder das virtuelle Haustier "Tamagotchi", aber auch weniger verbreitete Spielsachen wie der "Moorebot", ein beweglicher Roboter mit Kamera und Mikrofon, oder "Kidibuzz", ein Smartphone für Kinder mit elterlicher Kontrollfunktion.

Der Fokus der Analyse lag zum einen auf Fragen der Sicherheit, etwa ob und wie gut der Datenverkehr verschlüsselt wird. Weiterhin ging es um Datenschutz, Transparenz (also wie einfach man Einblick in die gesammelten Daten beantragen kann) und die Einhaltung der EU-Datenschutz-Grundverordnung. Einer der größten Kritikpunkte: "Begleit-Apps einiger Spielzeuge verlangen völlig unnötige Zugriffsrechte, wie etwa auf den Standort oder das Mikrofon des Smartphones", sagt Isabel Wagner. Ihre Ergebnisse haben die vier Forscherinnen in folgender Tabelle zusammengefasst.

Diese zwölf Spielzeuge standen im Fokus der Analyse, wie es bei "Smart Toys" um den Schutz der Privatsphäre bestellt ist.
Bildrechte: Julika Feldbusch et al.: Privacy Technologies and Policy (2024)

Man könne sich zwar auf den Standpunkt stellen, dass den Kindern im Einzelfall wahrscheinlich keine negativen Konsequenzen entstehen, wenn Spielzeughersteller Profile von ihnen erstellen, sagt Isabel Wagner, aber "wirklich sicher weiß man das nicht, weil sich umfassende Überwachung zum Beispiel negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken kann."

Die Forscherinnen, die ihre Ergebnisse ausführlich Anfang September auf dem "Annual Privacy Forum" in Schweden vorstellen werden, empfehlen, dass die Einhaltung von Sicherheits- und Datenschutzstandards mit einem Label auf der Verpackung kenntlich gemacht werden sollte, ähnlich wie Nährwertangaben auf Lebensmitteln. Es werde Eltern bisher zu schwer gemacht, die mit Smart Toys verbundenen Sicherheitsrisiken für ihre Kinder zu durchschauen.

"Wir sehen jetzt schon Anzeichen für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft beim Schutz der Privatsphäre von Kindern", sagt Erstautorin Julika Feldbusch. "Gut informierte Eltern setzen sich damit auseinander und können Spielzeuge wählen, die keine Verhaltensprofile ihrer Kinder erstellen. Aber vielen fehlt das technische Vorwissen oder sie haben keine Zeit, sich vertieft damit auseinanderzusetzen."

Links / Studien

(rr, pm)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. August 2024 | 08:36 Uhr

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