Ein großer Nussknacker steht in einem Schutzhäuschen
Der große Nussknacker empfängt die Gäste zum 700. Geburtstag des Spielzeugortes Seiffen. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Jubiläum Spielzeugdorf Seiffen feiert 700-jähriges Bestehen

07. Juli 2024, 20:09 Uhr

Seiffen, das sind Schwibbögen, Bergmann, Engel und Holzspielzeug. Was der bekannte Erzgebirgsort noch zu bieten hat, will er am Festwochenende zum 700. Geburtstag präsentieren. Dann ist der ganze Ort auf den Beinen. Für viele Seiffener ist es Ehrensache, sich für ihr Spielzeugdorf zu engagieren. MDR SACHSEN stellt einige der Helfer hinter den Kulissen vor und hat auch Gäste aus dem fernen Amerika angetroffen.

Mandy Partzsch-Stefani ist ein wenig im Stress. Schließlich ist sie für ihre Gästegruppe verantwortlich und es stehen neben dem Besuch in der Schauwerkstatt der Firma Gläser noch viele weitere Punkte auf dem Besuchsprogramm.

Normalerweise würde die junge Frau jetzt in ihrem Friseursalon stehen. Aber an diesem Wochenende werden alle Hände gebraucht. "Selbstverständlich bin ich da auch am Start", lacht die Blondine. Denn Seiffen feiert den 700. Jahrestag der urkundlichen Ersterwähnung. Extra zum Fest sind Gruppen aus zwei Partnerstädten angereist. Eine aus Hilchenbach in Nordrhein-Westfalen und eine aus Carmel in den USA.

Besucher in einer Schauwerkstatt eines erzgebirgischen Kunsthandwerks-Betriebes
In der Firma Gläser bekommen die Gäste aus NRW und den USA einen Einblick in die Fertigung originaler erzgebirgischer Holzkunst. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Weihnachtsmarkt in den Weiten Indianas

Seit November vergangenen Jahres haben die Seiffener eine Partnerstadt im US-Bundesstaat Indiana. Wie es dazu kam, erzählt Maria Adele Rosenfeld. Die junge US-Amerikanerin gehört zu denen, die die Sache eingerührt haben: "Unser Bürgermeister hatte die Idee in Carmel einen Weihnachtsmarkt wie in Deutschland zu veranstalten. Und er fragte mich, ob ich das organisieren könnte." Also recherchierte Rosenfeld, wo man Händler für Weihnachtswaren herbekommen könnte und landete natürlich im Erzgebirge.

Drei Frauen blicken in die Kamera
Die US-Gäste Sandra Richardson und Maria Adele Rosenfeld werden von Mandy Partzsch-Stephani (v.l.) betreut. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Gegensätzlich und trotzdem ähnlich

Rosenfeld nahm Kontakt zu Firmen in Seiffen auf, kam sogar zu einer Visite ins Erzgebirge und stellte 2017 den ersten Weihnachtsmarkt in ihrer Heimatstadt auf die Beine. "Der Erfolg war überwältigend. Der reine Wahnsinn! Mittlerweile kommen eine halbe Million Besucher zu unserem 'Carmel Christkindlmarkt'". Rosenfeld ist inzwischen ein Erzgebirgs-Fan und schob das Projekt "Städtepartnerschaft mit Seiffen" maßgeblich mit an. "Der Kontrast zu meiner Heimat ist schon krass. Bei uns ist alles flach und es gibt fast nur moderne Gebäude. Aber die Leute sind ähnlich - eben Landbewohner und keine Großstädter".

Führung in der berühmten Bergkirche

Nächster Programmpunkt ist die Berg-Kirche von Seiffen. Die kennen einige schon – aber nur in klein und aus Holz. Jetzt steht die Gästegruppe im Kirchenraum und bekommt eine Führung von Pfarrer Michael Harzer. Der 56-Jährige ist seit 19 Jahren Pfarrer in der Bergkirche und hat in den vergangenen Wochen viel zu tun gehabt. Von den 2.000 Einwohnern von Seiffen gehört fast die Hälfte zur Kirchgemeinde. "Ich habe an unserer Festschrift mitgewirkt. Und natürlich bringt sich auch unsere Kirchgemeinde für die 700-Jahr-Feier mit ein", sagt Pfarrer Harzer.

 

Ein Mann steht vorm Altar und blickt in die Kamera
Seit 19 Jahren Pfarrer der Bergkirche in Seiffen - Michael Harzer. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Holzminiatur im Original erleben

"Wir sind beim Festumzug mit unseren Posaunenchören, unserer Kurrende und unserem Männerchor dabei. Ich habe die Eröffnungsveranstaltung mit organisiert und am Sonntag ist der Festgottesdienst in der Seiffener Binge", berichtet Harzer. Während der Festtage gebe es Führungen in der Bergkirche. "Manche stehen dann hier und sagen: 'Mann, die gibt’s ja wirklich. Ich dachte, die Spielzeugmacher haben sich das nur ausgedacht.' Aber seit 1779 steht sie hier und ist durch die Seiffener Volkskunst sehr bekannt geworden."

Ein Mann steht vor der geöffneten Eingangstür eines Bergwerkstollens
Jörg Beyer engagiert sich für die Bergbau-Tradition seines Ortes. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Es begann mit dem Bergbau

Weniger bekannt ist Seiffen für eine andere Tradition - und der hat sich Jörg Beyer verschrieben. "Mit dem Zinnbergbau begann die Geschichte des Ortes", erklärt der 56-Jährige. Zur 700-Jahr-Feier öffnet Beyer, erster Vorsitzender der Berg- und Hüttenknappschaft Seiffen e.V., den alten "Segen Gottes Erbstolln" für Besucher. "Hier wurde um 1730 Zinn gefördert. Es geht etwa 70 Meter in den Berg und der Stollen hat einige Nebengänge, die aber verschüttet sind." Hier könne man gut die technische Entwicklung im Bergbau verfolgen.

DerEingang zu einem Bergwerksstollen
Der Eingang zum "Segen Gottes Erbstolln" in Seiffen. Hier wurde Zinn abgebaut. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

"Am Anfang sieht man noch ganz klare Schlegelspuren. Weiter hinten sind dann Bohrlöcher. Da hat man dann schon gesprengt". Der letzte Bergmann in Seiffen sei 1849 ausgefahren. Beyer und seine Vereinsfreunde von der Berg- und Hüttenknappschaft werden bei der 700-Jahrfeier nicht nur ihren Stollen präsentieren, sondern auch einen Bergmannsaufzug in die Seiffner Binge durchführen. Am Sonntag nehemn sie am großen Festumzug teil.

Werbeikonen für Seiffen: Bergmann Jörg und Engel Mandy

Bergbaufan Beyer ist mittlerweile fast schon ein Promi. Denn sein Foto prangt auf vielen Werbe-Plakaten für die 700-Jahr-Feier. Er verkörpert im schicken Habit den Bergmann. An seiner Seite im weißen Kleid mit blondem Haar: Mandy Partzsch-Stefani, Gästebegleiterin und Frisörin. "Wir kennen uns schon ewig und als Engel und Bergmann sind wir ein ideales Paar", lacht Beyer.

Zwei Menschen als Engel und Bergmann verkleidet stehen auf einer Treppe vor einem Haus
Mandy und Jörg werben als Engel und Bergmann für ihren Ort. Bildrechte: Seiffen/Nico Schimmelpfennig

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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