
Wissen-News EU-Bericht: Europa bereitet sich zu wenig auf Klimakrise vor
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11. März 2024, 14:21 Uhr
Überschwemmungen, Hitze und Brände – die Folgen der Klimaerwärmung sind in Europa deutlich zu spüren. Die EU muss dringend Maßnahmen ergreifen, um besser auf die Krise vorbereitet zu sein. Doch Fachleuten zufolge geht das viel zu langsam.
Europa bereitet sich unzureichend auf die Auswirkungen der zunehmenden Klimaerwärmung vor, die europäischen Strategien und Anpassungsmaßnahmen halten nicht mit den sich rasant verschärfenden Risiken Schritt, sagt die Europäische Umweltagentur (EEA), die in ihrem ersten Bericht das Klimarisiko für Europa bewertet hat. Viele Maßnahmen benötigen demnach einen zu langen Zeitraum.
Europa ist laut EEA der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Seit den 1980er-Jahren war die Erwärmung auf dem europäischen Festland demnach etwa doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. "Um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften sicherzustellen, müssen die europäischen und nationalen politischen Verantwortlichen jetzt handeln, damit die Klimarisiken sowohl durch rasche Emissionssenkungen als auch durch entschlossene Anpassungsstrategien und -maßnahmen verringert werden", sagt EEA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen.
Klimakrise in Europa: Mehr als 30 Risiken identifiziert
Forscherinnen und Forscher benennen in dem Bericht 36 große Klimarisiken - von Auswirkungen der Dürre und Hitze, Überschwemmungen, über Brände bis hin zu finanziellen Folgen. Insgesamt nennen die Fachleute fünf große Bereiche, in denen die Klimaentwicklungen existenzielle Bedrohungen darstellen: Ökosysteme, Ernährung, Gesundheit, Infrastruktur sowie Wirtschaft und Finanzen.
So beträfen die Risiken, die durch Hitze und Dürre für den Nutzpflanzenanbau entstehen, nicht nur den Süden, sondern auch die Länder Mitteleuropas. "Insbesondere anhaltende und weiträumige Dürren stellen eine erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung dar", teilte die EEA mit. Hitze sei außerdem das größte und dringendste Klimarisiko für die menschliche Gesundheit, schreiben die Forschenden. Besonders gefährdet sind demnach Menschen, die im Freien arbeiten, ältere Menschen und Personen, die in schlecht isolierten Wohnungen oder in städtischen Gebieten mit starkem Wärmeinseleffekt leben.
Katastrophale Folgen des Klimawandels für Europa befürchtet
Viele der identifizierten Klimarisiken in Europa haben laut der Auswertung bereits ein "kritisches Niveau" erreicht. Bei mehr als der Hälfte (21 von 36) benötige es unverzüglich mehr Engagement und Handlungstempo – acht der Risiken seien sogar "besonders dringlich". Ökosysteme, die Menschen vor Hitze schützen, müssten erhalten bleiben. Gleichzeitig müssten Menschen und Bauwerke vor Überschwemmungen und Waldbränden geschützt werden.
"Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, könnten die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen", heißt es in dem Experten-Bericht. Und weiter: "Hunderttausende von Menschen würden durch Hitzewellen sterben, und allein die wirtschaftlichen Verluste durch Überschwemmungen an den Küsten könnten mehr als eine Billion Euro pro Jahr betragen."
"Der letzte Weckruf"
Wirksame Anpassungsmaßnahmen sowie verstärkte gesellschaftliche Vorsorgemaßnahmen könnten dazu beitragen, die negativen Auswirkungen in Zukunft zu begrenzen oder zu verringern. Um die Klimarisiken in Europa anzugehen, müssen die EU und ihre Mitgliedstaaten laut der EEA-Bewertung zusammenarbeiten und auch die regionale und lokale Ebene einbeziehen.
"Unsere neue Analyse zeigt, dass Europa mit dringenden Klimarisiken konfrontiert ist, die sich schneller entwickeln als unsere gesellschaftliche Vorsorge", sagte Expertin Ylä-Mononen. "Dies ist also die neue Normalität. Und es sollte ein Weckruf sein, der letzte Weckruf."
Links / Studien
EEA-Bericht "European climate risk assessment"
(rr, dpa)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. März 2024 | 06:30 Uhr
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