Schweflige Säure H2SO3
Forscher aus Leipzig wiesen schweflige Säure (H2SO3) im Labor erstmals nach. Bildrechte: IMAGO / Science Photo Library

Wissen-News Und es gibt sie doch: Leipziger Forscher weisen schweflige Säure nach

05. September 2024, 11:45 Uhr

Sie galt als nur theoretisch möglich, aber praktisch nicht herstellbar. In Leipzig wurde die schweflige Säure jetzt allerdings unter Atmosphärenbedingungen in Gasform nachgewiesen.

Im Gegensatz zu Schwefelsäure gilt schweflige Säure (H2SO3) als schwer herstellbar. In isolierter Form wurde ihre Existenz bisher für unmöglich gehalten, ein Nachweis in wässriger Lösung ist trotz großer Anstrengungen bisher stets gescheitert. Am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig (TROPOS) ist schweflige Säure jetzt allerdings in der Gasphase nachgewiesen wurden und das unter atmosphärischen Bedingungen.

Beeindruckende Ausschläge des Spektrometers

In der Theorie sollte schweflige Säure ein Produkt von OH-Radikalen sein, die in der Troposphäre aus Ozon und Wassermolekülen bei hoher UV-Strahlung entstehen, mit Dimethylsulfid (DMS). DMS ist die häufigste aus Verstoffwechselung von Lebewesen entstehende Schwefelquelle in der Atmosphäre und wird vor allem im Meer beobachtet. Ob H2SO3 tatsächlich entsteht, wenn das Sulfid reagiert, wurde in Leipzig untersucht. Und tatsächlich wiesen die Forscher des TROPOS schweflige Säure im stabilen Zustand eine halbe Minute lang nach, unabhängig von der Luftfeuchtigkeit. Torsten Berndt, Ideengeber des Experiments, sagte, nachdem er den Versuch durchgeführt hatte: "Es war sehr beeindruckend, die klaren H2SO3-Signale im Spektrometer zu sehen, für eine Verbindung, die man als möglicherweise 'nicht existent' angenommen hatte."

Berndt und sein Team nehmen an, dass schweflige Säure einen Einfluss auf Reaktionen in der Atmosphäre haben könnte, wenn es so lange stabil in der Luft besteht. Modellrechnungen zeigten, dass weltweit jährlich etwa acht Millionen Tonnen an H2SO3 durch die Reaktionen mit DMS gebildet werden könnten. "Dieser Pfad produziert etwa 200mal mehr Masse an H2SO3 als die direkte Bildung von Schwefelsäue (H2SO4) aus Dimethylsulfid in der Atmosphäre. Die neuen Ergebnisse können zu einem besseren Verständnis des atmosphärischen Schwefelkreislaufs beitragen" fügen die für die globale Berechnung zuständigen Wissenschaftler Andreas Tilgner und Erik Hoffmann hinzu. Mit welchen weiteren Spurengasen die schweflige Säure reagiert, ist unklar. Berndt ergänzt daher: "Es sind noch wesentlich mehr Untersuchungen in weiter optimierten Experimenten notwendig, um die Bedeutung von H2SO3 hinreichend zu klären."

pm/jar

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Gartenstunde | 31. August 2024 | 10:45 Uhr

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