Die Raumfahrt-Vorschau Deutschland greift 2024 zu den Sternen

13. Januar 2024, 15:59 Uhr

2024 könnte für die deutsche Raumfahrtindustrie das entscheidende Jahr werden. Besonders der Privatsektor möchte die Grundsteine für seine ersten Weltraum-Missionen legen.

Im Jahr 2024 können Deutschlands Raumfahrtpläne durchaus überzeugen. Die ersten deutschen Raketen sollen starten. In der Nordsee wird der erste nationale Raketenstartplatz eingeweiht. Und vielleicht kommt die erste europäische Raumkapsel teilweise aus der Bundesrepublik. 

Nyx: Die erste europäische Raumkapsel

Im März 2024 möchte das deutsch-französische Start-up The Exploration Company den Prototyp seiner ersten Raumkapsel testen. Die Nyx-Raumkapsel ist für den Transport von Fracht zu Raumstationen ausgelegt. Sie soll bis zu vier Tonnen Fracht für bis zu sechs Monate andauernde Missionen im erdnahen Orbit transportieren können. 

Eine Illustration der deutsch-französischen Nyx-Raumkapsel im Weltraum. Im Hintergrund ist ein Ausschnitt der Erde zu erkennen.
Eine Illustration der deutsch-französischen Nyx-Raumkapsel im Weltraum. Im Hintergrund ist ein Ausschnitt der Erde zu erkennen. Bildrechte: The Exploration Company

In diesem Jahrzehnt wird die Internationale Raumstation ISS ihr erstes kommerzielles Ziel sein. Diese soll jedoch Anfang der 2030er-Jahren kontrolliert in die Erdatmosphäre zum Verglühen gebracht werden. Einige kommerzielle Raumstationen sollen sie ersetzen. Aber auch die chinesische Tiangong-Station und ab 2028 die russische Raumstation Ross könnten mögliche Ziele werden. 

Bei einer zukünftigen Mission sollen auch Menschen Platz in einem größeren Modell des Nyx-Raumschiffs haben. Ein unbemannter Probeflug zum Mond und zu dessen geplanten Raumstation Lunar Gateway ist für 2028 geplant.

Deutschland fliegt zum Mond

Damit gebe es gleich zwei Module, die in Deutschland gefertigt werden und zum Mond fliegen. Im November 2024 sollte das Orion-Raumschiff mit vier Passagieren zum Erdtrabanten aufbrechen und diesen umrunden. Angetrieben wird das Raumschiff vom europäischen Service Modul ESM (European Service Modul), welches hauptsächlich in Bremen bei Airbus gebaut wird.

Neben dem ESM-1, und den beiden Nachfolgemodulen ESM-2 (für Artemis II) und ESM-3 (für Artemis III) hat die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa bereits weitere Servicemodule bei Airbus bestellt. Aus Mitteldeutschland wird der Star Tracker von Jena Optronik für das nächste Orion-Raumschiff bereitgestellt. Dabei handelt es sich um ein Navigationsgerät für die Sterne.

Ein Techniker der Jena-Optronik in Jena (Thüringen) arbeitet an einem Star Tracker. Das ist eine empfindliche Kamera, die Bilder des Sternenfeldes aufnimmt, die sich um das Orion-Raumschiff befinden. Durch den Vergleich der Bilder mit der eingebauten Sternenkarte kann der Star Tracker feststellen, in welche Richtung Orion ausgerichtet ist.
Ein Techniker der Jena-Optronik in Jena (Thüringen) arbeitet an einem Star Tracker. Das ist eine empfindliche Kamera, die Bilder des Sternenfeldes aufnimmt, die sich um das Orion-Raumschiff befinden. Durch den Vergleich der Bilder mit der eingebauten Sternenkarte kann der Star Tracker feststellen, in welche Richtung Orion ausgerichtet ist. Bildrechte: NASA, Rad Sinyak, Jena Optronik

Jedoch kam am 9. Januar 2024 eine ernüchterne Nachricht aus den Vereinigten Staaten. Die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa hat den Start der Mondmission Artemis II offiziel auf September 2025 verschoben. In Bremen und Jena wird an den notwendigen Modulen für weitere Mondmission jedoch fleißig weiter gebaut.

Startplattformen auf der Nordsee wird eingeweiht

Zurück zur Erde: Im April 2024 soll ein umfunktioniertes Frachtschiff zur Nordsee hinaus schippern. Von dort aus möchte die Gosa (German Offshore Spaceport Alliance) zum ersten Mal eine Rakete starten. Wenn alles nach Plan verläuft, bekommt die Bundesrepublik damit ihre erste eigene kommerzielle Startplattform

Ursprünglich hatten Vertreter der Industrie und Politik auch über Startmöglichkeiten auf dem Festland nachgedacht. Jedoch ist Deutschland dicht besiedelt und das macht einen senkrechten Start über dem Festland unmöglich. Zu gefährlich wären die möglichen Folgen bei einem Fehlstart. Wogegen Raketenteile über der Nordsee zumindest kein Menschenleben gefährden und auch für die Tierwelt ein reduziertes Risiko darstellen. 

Kommerzielle Raketen aus Deutschland

Außerdem planen zwei deutsche Kleinraketenbauer voraussichtlich im Sommer 2024 ihren Erstflug. Da wären die Rocket Factory Augsburg (RFA) mit ihrem Microlauncher RFA One und Isar Aerospace mit Spectrum One. 

Künstlerische Darstellung der RFA One
Künstlerische Darstellung der RFA One Bildrechte: RFA

Die RFA wird vom schottischen Spaceport Saxavord auf der Insel Unst im äußersten Norden der Shetland-Nordseeinseln starten. An Bord werden sich bereits Satelliten befinden. Auch der zweite Flug für das 4. Quartal 2024 ist ausgebucht.

Isar Aerospace will von der Andøya Rocket Range im hohen Norden Norwegens aus ins Weltall aufbrechen. Zwar haben beide Raketenbauer die Wiederverwendbarkeit der Microlauncher in ihre Produktionsketten eingeplant. Bei den ersten Flügen werden die Raketen aber nicht wiederverwertbar sein. 

Eine künstlerische Darstellung der Spectrum-Rakete von Isar Aerospace im Weltall. Sie entläd gerade ihre Fracht.
Eine Grafik mit der Spectrum-Rakete von Isar Aerospace im Weltall. Sie entläd gerade ihre Fracht. Bildrechte: Isar Aerospace

Auch der deutsche Raketenbauer HyImpulse möchte seine SR75-Rakete bis Ende 2024 zum ersten Mal starten. Diese soll ebenfalls vom SaxaVord Spaceport in Schottland aufbrechen. Jedoch anders als bei Isar Aerospace und der RFA handelt es sich hierbei um keine Orbital-Rakete, sondern einen Microlauncher für suborbitale Starts. Dieser kann Fracht auf eine maximale Höhe von 200 Kilometern befördern. 

Die deutsche Rolle in der kommerziellen Raumfahrt könnte im Jahr 2024 somit eine neue Dimension erreichen und die Grundsteine für eine stellare Industrie Made in Germany legen.

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