Schild vor Wohnungsbaustelle
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Nachhaltig Bauen Kreislaufwirtschaft: In unseren Gebäuden stecken Milliarden Tonnen Baustoffe

08. April 2025, 15:28 Uhr

Bauen, ohne ans Klima zu denken – geht gar nicht. Doch die Bauwirtschaft ist immer noch einer der großen Treibhausgas-Verursacher. Wissenschaftler aus Dresden haben etwas dagegen.

Kataster klingt nicht unbedingt nach Innovation – doch das kann ein Trugschluss sein. Denn das Kataster, das ein Team des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden angelegt hat, hat das Zeug, die Bauwirtschaft auf ein neues Level zu heben und das Thema nachhaltiges Bauen voranzubringen. Das IÖR-Materialkataster bietet zum ersten Mal einen Überblick über sämtliche Gebäude der Bundesrepublik. Und keines davon steht ewig. Mit anderen Worten: Der Gebäudebestand ist wie eine Art Tagebau – wenn es gelingt, die Materialien im Kreislauf wiederzuverwerten. Und von diesen Materialien gibt es jede Menge. Allein 2022 fielen so 220 Millionen Tonnen Bauabfall an, das ist mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens der Bundesrepublik. Zum Vergleich: Pro Jahr werden in Deutschland laut VDI etwa 47 Millionen Kubikmeter Beton verbaut, umgerechnet rund 110 Millionen Tonnen.

Gut die Hälfte ist Beton

"Wenn es gelänge, Baustoffe länger zu nutzen und nach dem Abriss von Gebäuden zu recyceln, wenn wir also zirkulär bauen würden, dann könnte die Bauindustrie einen erheblichen Beitrag dazu leisten, den durch sie verursachten Klimawandel zu begrenzen, Ressourcen zu schonen und Umweltverschmutzung zu reduzieren", so Georg Schiller, Leiter der Forschungsgruppe "Anthropogene und Natürliche Ressourcen" am IÖR. Die Datengrundlage dafür ist jetzt vorhanden. Die Zahlen erscheinen gewaltig. Für 2022 haben die Forschenden errechnet, dass es 51,6 Millionen Gebäude in Deutschland gibt und darin stecken 20,8 Milliarden Tonnen Baustoffe. Mit rund der Hälfte (46 Prozent) führt Beton die Liste diese "Materiallagers" an. Danach folgen Kalksandstein und Ziegel (jeweils knapp 10 Prozent) und zum Schluss die nachwachsenden Baumaterialien wie Holz, Schilf oder Stroh, deren Anteil nur etwa ein Prozent der Gesamtmasse ausmacht.

Betonrecycling 3 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

MDR THÜRINGEN JOURNAL Sa 22.02.2025 19:00Uhr 02:36 min

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Die Ausgangsdaten stammen vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG), das 3D-Gebäudemodelle des gesamten deutschen Bauwerksbestandes besitzt. Das Dresdner Team unterteilte die Gebäude nach ihrer Funktion.  "Am Ende ergibt sich ein detailliertes Bild für den deutschen Gebäudebestand", so Reinhard Schinke, der laut IÖR maßgeblich an der Erstellung des nationalen Materialkatasters mitgewirkt hat. "Durch die Verwendung der 3D-Gebäudemodelle kennen wir das Bauwerksvolumen und können jedem Gebäude einen bestimmten Typ – Wohngebäude oder Fabrikhalle, Eigenheim oder Mehrfamilienhaus – zuordnen. Daraus ergibt sich wiederum, welche Materialien in einem Haus in welcher Menge verbaut sind."

Wie viel Material kann man wiederverwenden?

Natürlich seien die Daten nur Annäherungen, unscharf, wie die Forschenden schreiben. Aber sie bieten einen Ausgangspunkt für die Bauplanung der Kommunen, für Architekturbüros oder Abrissunternehmen. "In Kombination mit Informationen zum Abriss- und Baugeschehen ließe sich zum Beispiel für Kommunen realitätsnah prüfen, welchen Beitrag das Recycling von Betonbruch zur Deckung des lokalen Rohstoffbedarfs leisten kann und welche Möglichkeiten der sinnvollen Ausrichtung kommunalpolitischer Steuerungsinstrumente hieraus resultieren", beschreibt Georg Schiller eine mögliche Anwendung.

Links/Studien

Die Daten des Materialkatasters finden Sie auf den Seiten des IÖR Informationssystem Gebaute Umwelt. Hier der Link.

gp/pm

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Beton-Recycling | 22. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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