Künstlerische Darstellung der Mondlandefähre Nova-C vom kommerziellen Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines auf der Mondoberfläche.
Künstlerische Darstellung der Mondlandefähre Nova-C vom kommerziellen Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines auf der Mondoberfläche. Bildrechte: Intuitive Machines

Kommerzielle Raumfahrt US-Start-Up Intuitive Machines versucht die Mondlandung

10. April 2024, 16:41 Uhr

Das private Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines will im Januar 2024 zum Mond aufbrechen, um als erstes kommerzielles Unternehmen erfolgreich auf dessen Oberfläche zu landen. Die Landefähre Nova-C soll den Wettlauf gewinnen.

Update:
Der Launch der IM-1-Mondmission von Intuitive Machines wurde erneut verschoben. Ursprünglich sollte die Mondlandefähre am 16. November 2023 zum Erdtrabanten aufbrechen. Nun wird der Start erst für den 12 Januar 2024 avisiert.

Originalbeitrag:
2023 ist bereits durch die Landung der indischen Mission Chandrayaan-3 in die Geschichte des Monds eingegangen. Jetzt könnte auch das erste kommerzielle Unternehmen erfolgreich auf der Oberfläche landen. Die US-amerikanische Raumfahrtfirma Intuitive Machines will am 16. November 2023 seine Mission IM-1 zum Mond schicken. Der Landeanflug soll bereits sechs Tage später beginnen. 

Wenn der Landefähre Nova-C die Kür einer sanften Mondlandung gelingt, wäre das Rennen um die erste kommerzielle Mondlandung beendet. Zuletzt scheiterte das japanische Unternehmen ispace mit seinem Lander Hakuto-R im April 2023 an diesem Versuch.

Ein weiterer Mitbewerber ist das US-Start-Up Astrobotic, bei dessen geplanter Mission das Moonbox-Projekt von der Deutschen Post DHL mitfliegen soll. Doch nun scheint es, als habe Intuitive Machines die Nase vorne. 

Mit Unterstützung der Nasa soll die Mondlandung gelingen

Die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa liefert dafür die passenden Instrumente. Mit dem  Lidar-Sensor (Light Detection and Ranging; dt.: Lichtdetektion und Entfernungsmessung) soll die Geschwindigkeits- und Entfernungsmessung für den Abstieg der Landefähre erfolgen. Und die Scalpss-Stereokamera (Stereo Cameras for Lunar Plume Surface Studies; dt.: Stereokameras für Oberflächenstudien auf dem Mond) soll die Abgasfahne beim Landeanflug genau beobachten.  

 Das Unternehmen Intuitive Machines Intuitive Machines ist ein Raumfahrt-Start-up, das seinen Hauptsitz im texanischen Houston hat. Es wurde 2013 gegründet und arbeitet an mehreren kommerziellen Landefähren für den Erdtrabanten. Im Mai 2019 nominierte die Nasa (im Zuge des Projektes für kommerzielle Dienstleistungen für Mondnutzlasten CLPS) Intuitive Machines als eine von drei Firmen, die unbemannte Lander zum Mond schicken sollen.

Zwar hat der Mond eine geringere Schwerkraft als die Erde, ein Raumfahrzeug würde bei einem unkontrollierten Landeanflug dennoch einfach abstürzen. Deswegen müssen die Düsen der Landefähre den nötigen Schub für eine langsame und sanfte Landung liefern.

Doch die dabei entstehende Abgasfahne kann Staub und kleine Steine aufwirbeln und damit die Landung gefährden. Deshalb beobachten vier Stereokameras die Mondoberfläche unterhalb des Landers. Rund 84 Prozent dieser Fläche können sie abdecken – also etwa 14 Quadratmeter. Dazu sollen die Kameras etwa 30 Sekunden vor dem Aufsetzen eingeschaltet werden und den Landeanflug sicherer gestalten. 

"Wenn wir sanft landen, ist das ein Touchdown. Das ist ein toller Erfolg. 100 Prozent A+. Wenn wir es nicht schaffen, haben wir daraus gelernt, wir werden uns aufraffen und zur nächsten Mission gehen", erklärt Steve Altemus. Er ist der CEO von Intuitive Machines.

Die wissenschaftlichen Instrumente der IM-1-Mission

Darüber hinaus wird es an Bord von Nova-C Laser-Retroreflektoren geben. Mit ihnen soll die präzise Entfernung zwischen Erde und Mond gemessen werden. Bereits bei den Apollo-Missionen wurden ähnliche Reflektoren auf der Mondoberfläche zurückgelassen.

Die Nova-C-Mondlandefähre von Intuitive Machines.
Die Nova-C-Mondlandefähre von Intuitive Machines. Bildrechte: Intuitive Machines

Ein weiteres Instrument der Nasa ist das Funkempfängersystem Rolses (Plasma and Low-frequency Radio Observations for the Near Side Lunar Surface) zur Messung des Sonnenwindes auf dem Mond. Weil die von der Sonne ausgehende Weltraumstrahlung dort nicht von einer Atmosphäre gefiltert wird, braucht es genaue Daten, um abschätzen zu können, wie lange sich Astronauten auf der Mondoberfläche bewegen können, ohne ihrer Gesundheit bleibende Schäden hinzuzufügen. Je höher die Strahlenwerte sind, desto höher kann auch das Risiko für eine mögliche Krebserkrankung von zukünftigen Astronauten und Astronautinnen ausfallen. 

Was bedeutet der Missionsname Nova-C? Der Missionsname steht für einen hellen, neu auftauchenden Stern. Einer Supernova also, die bei ihrer Explosion sogar ganze Galaxien für einen kurzen Moment überstrahlen kann. Das C steht für die römische Zahl 100 – da die Landefähre 100 Kilogramm Nutzlast auf die Mondoberfläche bringen soll.

Zudem soll ein kleines Observatorium auf der Mondoberfläche entstehen. Dieses Instrument stammt nicht von der Nasa, sondern vom internationalen Mondobservatorium Ilo auf Hawaii. Es wird mit Ilo-X ein miniaturisiertes Mondabbildungssystem mit zwei Kameras als Nutzlast beisteuern. Es soll vom Mond aus Bilder vom Zentrum unserer Milchstraße aufnehmen..

Außerdem sollen weitere Beobachtungen des Himmels, der lokalen Mondumgebung und der Erde mit dem Observatorium erfolgen. Zudem soll getestet werden, ob diese Technik auf dem Mond bestehen kann – vielleicht sogar über die zweiwöchige Missionsdauer von IM-1 hinaus.  

Die Kommerzialisierung des Mondes und der Mondlandungen

Mit der Eagle-Cam fliegt ein Kleinsatellit mit, der die Mondlandung aus der Beobachterperspektive von der Mondumlaufbahn aus filmen soll. Dadurch können wir die Mondlandung nicht nur auf simulierten Computeranimationen beobachten, sondern bekommen echte Aufnahmen vom Landeanflug. 

Auch der Kleinsatellit Doge-1 ist mit Sensoren und Kameras ausgestattet, um Bilder und Daten von der Mondoberfläche zu erfassen. Dadurch soll das Verständnis um die potenziellen Ressourcen des Mondes, seine Umwelt und Geologie verbessert werden. Der Hauptzweck von Doge-1 ist jedoch, Bilder zur Erde zu übertragen und diese als Werbefläche vermarktbar zu machen. 

Das ist die Nova-C-Landefähre Die Landefähre Nova-C wird 4,30 Meter hoch sein und vier Beine haben, die ihren sechseckigen Rumpf tragen werden. In der Breite misst die Landefähre 1,60 Meter.

Die Bilder werden von installierten Kameras schließlich aufgenommen und zur Erde geschickt. Auf den Plattformen Twitch und Youtube soll die Liveübertragung gestreamt werden. Bezahlt wurde der Satellit komplett mit der Kryptowährung Dogecoin. 

Und das Unternehmen Lonstar plant einen Up- und Download von Kundendokumenten, sobald Nova-C gelandet ist. Es will dafür die Fähigkeiten eines möglichen Rechenzentrums auf dem Mond demonstrieren. Zukünftige Rechenzentren sollen dann in den Lavaröhren des Mondes entstehen.

Wird die nächste Mondlandung glücken?

Die IM-1-Mission soll am 16. November 2023 vom amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida an der Atlantikküste ins Weltall aufbrechen. Ob die Mondlandung gelingt, wird sich voraussichtlich am 22. oder 23. November 2023 zeigen. Dann wäre es die erste in den USA gefertigte Landefähre, die seit der Mondmission Apollo 17 im Dezember 1972 auf dem Mond landet. 

"Aber jeder Schritt, den wir vom Abheben von der Startrampe, dem Flug in die Nähe des Mondes und dem Erreichen seiner Umlaufbahn näherkommen, ist ein Erfolg für sich, und ich würde jeden einzelnen feiern", erklärt Altemus. Die Mission soll einen Mondtag, also 14 Erdentage, andauern. Bereits 2024 soll die nächste Mondmission von Intuitive Machines starten.

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