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Nach den ersten spürbaren Erdbeben in Sachsen am 2. Januar wackelt im Vogtland weiter leicht die Erde. Die Epizentren verlagern sich. Auf böhmischer Seite kam eine neuer Schwarm hinzu.

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Vogtland Viele Erdbeben in Sachsen und jetzt auch in Böhmen

21. Januar 2025, 12:17 Uhr

Nach den ersten spürbaren Erdbeben in Sachsen am 2. Januar wackelt im Vogtland weiter leicht die Erde. Die Epizentren im Raum Klingenthal verlagerten sich danach leicht nach Süden. Ein typisches Schwarmbeben wie 2024 ist das aus Expertensicht nicht. Ab dem 10. Janaur gab es auf böhmischer Seite in Františkovy Lázně (Franzensbad) einen neuen Erdbeben-Schwarm. Seit dem 19. Januar werden auf deutscher Seite wieder täglich neue Erdstöße registriert.

Erdbeben im Vogtland sind keine Einzelereignisse. Das zeigt die Auswertung der Daten des Seismologie-Verbundes Mitteldeutschland. Seit dem ersten Bebenzyklus am 2. Januar registrierten die Erdbebenmessstationen bis zum Vormittag des 21. Januar 391 leichte Beben im sächsischen Vogtlandkreis, fast alle im Raum Klingenthal. Und das sind nur die veröffentlichten. Zählt man alle mit Hilfe entsprechender Software detektierten kleinen Erdstöße mit, sind es mehrere Tausend.

Seit dem Abend des 10. Januar hatte sich ein neues Erdbebengebiet aufgetan. Dessen Epizentren liegen im böhmischen Teil des Vogtlandes. Südlich von Bad Brambach bei Franzensbad (tschechisch: Františkovy Lázně) wurden innerhalb einer Woche die Daten von etwa 100 leichten Beben veröffentlicht. Seit dem 17. Januar kamen im Vogtlandkreis über 60 neue Erdstöße hinzu.

Erdbeben-Experte Jens Skapski, der als Daten-Auswerter beim Thüringer Seismologischen Netz arbeitet und eine eigene Erdbeben-Webseite betreibt, hielt die aktuelle Klingenthaler Erdbebenserie anfangs für kein typisches Schwarmbeben, zumindest nicht so eines wie im Vorjahr. Schwarmbeben haben die Eigenschaft, dass die stärksten Beben irgendwann mitten im Schwarm auftreten. Das war diesmal aber anders. "Viel mehr zeigten sich Eigenschaften einer klassischen Sequenz aus Haupt- und Nachbeben", schrieb Skapski am 11. Januar in seiner Auswertung, nicht nur, weil das stärkste Beben direkt zu Beginn kam (2. Januar, Magnitude 2,6), sondern auch, weil die Intensität der Nachbeben an den Folgetagen recht kontinuierlich exponentiell abnahm, wenn auch mit Schwankungen. Seitdem sind allerdings neue Beben aufgetretreten, deren Intensität nicht mehr so kontinuierlich abnahm. Experte Skapski nennt die Klingenthaler Serie eine "schwarmartig verstärkte Nachbebensequenz".

Ursache sind Fluide in der Erdkruste

Ob typisches Schwarmbeben oder nicht – Fakt ist, dass sich die Epizentren der Beben in Klingenthal im Laufe der vergangenen zwei Wochen deutlich nach Süden verlagert haben, bevor am 17. Januar die neue Serie bei Klingenthal begann. Beim Schwarm in Franzensbad verlagern sie sich dagegen in nordwestliche Richtung. Laut Jens Skapski sind diese Verlagerungen "ein klares Indiz für die Bewegung von Fluiden tief in der Erdkruste".

Das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) vermutete bereits am Anfang der aktuellen Serie, dass die Beben im Vogtland "möglicherweise nach längerer Pause eine neue aktive Phase des Erdbebenschwarms, der am 18. März 2024 begonnen hat", markieren. Insgesamt wurden laut LfULG seither zirka zweitausend Beben in dem Schwarm registriert, 16 davon hatten die Magnitude 2,0 oder höher.

Tektonisch gehören Ostthüringen und Westsachsen mit dem Vogtländischen Schwarmbebengebiet, zusammen mit dem Oberrheingraben, der Niederrheinischen Bucht und der schwäbischen Alb, zu den seismisch aktivsten Regionen bundesweit. Die besonders gefährdeten Regionen in Deutschland werden in der DIN 4149 in vier Erdbebenzonen (0 = keine Gefährdung bis 3 = starke Gefährdung) unterteilt (siehe Grafik). 

Grafik - Erdbebenzonen Deutschland
Die seismisch besonders gefährdeten Regionen in Deutschland werden in der DIN 4149 in vier Erdbebenzonen (0 = keine Gefährdung bis 3 = starke Gefährdung) unterteilt.  Bildrechte: Satellite Stocks – stock.adobe.com

Neues Netzwerk in 400 Meter Tiefe

Forscher messen regelmäßig solche Erdebebenschwärme. Dafür wurde Anfang 2024 ein neues Überwachungsnetzwerk in Betrieb genommen. Die ersten Messzyklen sollen bis zum Frühjahr 2025 abgeschlossen und dann ausgewertet werden. Das Netzwerk, das unter Leitung des GFZ aufgebaut wurde, besteht aus fünf bis zu 400 Meter tiefen Löchern. Bereits in den ersten zwei Wochen nach Inbetriebnahme hatten die Messstationen tausende Beben in einer Tiefe von acht bis zehn Kilometern mit Stärken zwischen 0 und 2,6 registriert. "Der aktuelle Erdbebenschwarm ist in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich, nicht nur wegen der bereits erreichten Dauer von mehr als 14 Tagen, sondern auch weil es der erste Schwarm der aktivsten Region um Novy Kostel ist, der so weit nördlich auftritt und teilweise deutsches Gebiet betrifft", sagte Torsten Dahm, Geophysiker an der Universität Potsdam und Leiter der GFZ-Sektion "Erdbeben- und Vulkanphysik", nach den Messungen im März 2024.

gp, rr

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 02. Januar 2024 | 13:30 Uhr

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