Günther Hasinger mit der Gesamtprojektleiterin Katharina Henjes-Kunst 8 min
Das DZA arbeitet mit der TU Freiberg zusammen: Günther Hasinger mit der Gesamtprojektleiterin Katharina Henjes-Kunst im Bergwerk in Freiberg. Bildrechte: Stephan Witschas/DZA
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Prestigeprojekt Wie das Deutsche Zentrum für Astrophysik das Einstein-Teleskop in die Lausitz holen will

23. Dezember 2024, 22:08 Uhr

Das Einstein-Teleskop würde die ehemalige Kohleregion Lausitz in Ostsachsen mit einem Schlag in eine Wissenschaftsregion von Weltrang verwandeln. Doch die Zeit rennt. Es braucht noch ein Gutachten für den genauen Standort und 2026 soll schon die Entscheidung fallen. DZA-Chef Günther Hasinger glaubt an seine Vision und setzt auf paneuropäische Kooperation. Denkbar wären für ihn auch kleinere L-förmige Teleskope – auf Sardinien und in Sachsen.

Herr Hasinger, viele fiebern mit Ihnen um das Einstein-Teleskop. Wie weit sind Sie mit der Bewerbung für das Teleskop?

Es ist tatsächlich unser Traum, das Einstein-Teleskop in dem Granitstock in der Lausitz zu etablieren. Doch es ist nicht nur unser Traum, sondern auch eine Vision, die im Koalitionsvertrag der zukünftigen sächsischen Regierung niedergelegt ist. Dort steht auch, dass wir den Granitstock untersuchen, um wissenschaftlich fundiert über den besten Standort entscheiden zu können.

Günther Hasinger, wissenschaftlicher Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA
DZA-Direktor Günther Hasinger glaubt an seine Vision und setzt auf auf eine Kooperation mit Italien und den Niederlanden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Sie brauchen also weitere Informationen über den Granit?

Die beiden anderen Bewerber in Sardinien und in der Euroregion Maas-Rhein arbeiten ja schon seit mehreren Jahren an der Bewerbung. Wir sind jetzt sozusagen als Spätkommer mit dabei. Deswegen wird alles eine Frage der Zeit sein, wie schnell wir die Informationen über die Beschaffenheit des Granits und einen konkreten möglichen Standort für das Teleskop bekommen. Ein Loch ist bereits gebohrt, ein zweites wird gerade gebohrt - und etliche weitere Bohrlöcher sollen folgen. Die brauchen wir, um das Gestein zu charakterisieren. Das Wichtigste, was wir machen wollen, ist eine realistische Tunnelbaustudie, wo wir die tatsächlichen Kosten des Tunnels möglichst gut abschätzen.

Grafik: So könnte das unterirdische EInsteinteleskop aussehen. 1 min
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Das klingt nach viel Arbeit und einem Wettlauf mit der Zeit. Soll die Entscheidung für das Einstein-Teleskop nicht schon 2025 fallen?

Wir gehen davon aus, dass die Entscheidung im Jahr 2026 getroffen wird. Das heißt aber, dass wir nicht viel Zeit haben. Das Gute ist, dass wir hier auf über 100 Jahre Bergbaugeschichte aufbauen können. In der Region, in der wir nach einem Standort suchen, gab es schon Tausende von Bohrungen. Alle möglichen Leute haben nach allen möglichen Sachen gebohrt, nach Kohle, nach Kaolin, nach Grauwacke – und sie haben alle aufgehört, wenn sie auf den Granit gestoßen sind. Wir haben eine sehr gute dreidimensionale Kartierung des Granitstockes, viel viel besser als in allen anderen Regionen. Aufgrund der Bergbautraditionen – die Bergakademie Freiberg spielt hier eine große Rolle - gibt es einen Riesenerfahrungsschatz. Das hilft, das Ganze etwas zu beschleunigen.

Sie wollen also mit der TU Freiberg zusammenarbeiten?

Das machen wir bereits. Wir arbeiten im DZA schon jetzt mit der TU zusammen. Wir haben Leute, die dort für uns die Granitproben untersuchen. Wir haben auch schon deren Forschungsbergwerk besucht, damit wir Erfahrungen sammeln, wie man so etwas aufzieht. Wir versuchen, mit allen Stellen zusammenzuarbeiten, in Sachsen und außerhalb von Sachsen.

DZA-Crew mit dem Bergwerksdirektor der TU Bergakademie Freiberg Prof. Helmut Mischo
Die Wissenschaftler des DZA arbeiten schon jetzt mit der Tu Freiberg zusammen - hier zusammen mit dem Freiberger Professor Helmut Mischo (ganz rechts). Bildrechte: Stephan Witschas/DZA

Deutsches Zentrum für Astrophysik (DZA) * Seit April 2023 befindet sich das DZA in einer dreijährigen Aufbauphase.
* Ende 2025 soll das Zentrum für Astrophysik gegründet werden.
* Es sind ein Rechenforschungszentrum in Görlitz und ein Untergundlabor zur Erforschung von Teleskop- und Messtechnik im Kreis Bautzen geplant.
* Rund tausend Arbeitsplätze sollen neu entstehen.
* Das Großforschungszentrum wird aus dem Strukturwandelfonds für Braunkohlegebiete mit einer Summe von 1,2 Milliarden Euro finanziert.

Okay, jetzt muss also erst einmal diese Studie her. Wie sieht Ihr Zeitplan aus?

Wir hoffen, dass wir die Studie im Frühjahr in Auftrag geben können. Nach unseren Schätzungen dürfte sie ungefähr ein Jahr dauern, dann würde sie im Frühjahr 2026 fertig sein. Es müsste im Prinzip gerade noch genügen, um die Bewerbung einreichen und in diesem Prozess bestehen zu können.

Das wird ein spannendes Rennen. Können Sie sich denn vorstellen, mit Sardinien und mit den Niederländern zu kooperieren?

Ja, tatsächlich nicht nur vorstellen. Gerade haben wir sowohl mit unserem wissenschaftlichen Partner Nikhef in Holland als auch mit dem Nationalen Institut für Kernphysik (INFN) in Rom ein Abkommen zur Zusammenarbeit geschlossen. Wir wollen bei den Studien die möglichst gleichen Kriterien anwenden. Die Tunnelbau-Studie wollen wir möglichst genauso konzipieren, wie die Italiener ihre Studie konzipiert haben.

Polarlichter über Sachsen 111 min
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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 11.12.2024 20:00Uhr 110:48 min

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Das Teleskop kann doch aber nur eine Region bekommen?

Es gibt noch eine interessante Variante: Das Einstein-Teleskop war ja bisher mit einer Kantenlänge von zehn Kilometern immer als Dreieck gedacht. Inzwischen gibt es Vorschläge, das Teleskop vielleicht in zwei L-förmige Detektoren aufzuteilen, wovon einer zum Beispiel in Sardinien gebaut werden könnte und einer in Sachsen. Die Holländer müssten wir natürlich auch noch mit einem wichtigen Teil beglücken. Das wäre paneuropäische Zusammenarbeit. Meine Hoffnung ist, dass wir eine paneuropäische Lösung für das Teleskop bekommen, von der alle Standorte profitieren.

Wie ist es möglich, um den Zuschlag für das Teleskop zu konkurrieren und gleichzeitig zusammenzuarbeiten?

Die Entwicklung des Einstein-Teleskops ist eine europäische Kooperation. Es besteht Einigkeit, dass alle das Projekt unterstützen. Ganz, ganz egal, wo das Teleskop letztendlich steht. Es muss viel Technologie und Software entwickelt werden und es braucht die Leute, die Spezialisten. Alle arbeiten irgendwie zusammen. Wir vom Deutschen Zentrum für Astrophysik würden auf jeden Fall mit dem einzelnen Teleskop arbeiten, auch wenn es nicht nach Sachsen kommt. So ist es tatsächlich ein interessantes Spannungsfeld zwischen Zusammenarbeit und Konkurrenz. Es gibt ja "competition", das ist der Wettbewerb und es gibt "cooperation", das ist die Zusammenarbeit. Das, was wir haben, ist jetzt also "coopetition".

Es gab ja neulich ein Erdbeben in der Lausitz, wie passt das mit dem Granit zusammen?

Das war nicht in der Lausitz, es war in Brandenburg, etwa 200 Kilometer nördlich von uns. Trotzdem war es einzigartig in seiner Art. Wenn man auf eine Erdbebenkarte von ganz Europa schaut, liegen wir in der Lausitz und auch nördlich davon in einer Region, in der es in 475 Jahren kein einziges Erdbeben gegeben hat. Plötzlich kam eines mit der Größe 4 auf der Richterskala, was ganz schön groß war. Nach wir vor kann sich niemand erklären, woher das Beben kam. Das müssen irgendwelche aufgestauten Spannungen im Untergrund gewesen sein, die sich einmal entladen haben. Wir haben dieses Erdbeben sehr präzise messen können. Wir haben die mit empfindlichsten Seismometer, die Rolls Royce der Seismometer, sie messen wirklich sehr präzise. Doch woher dieses Beben kam, können wir im Moment noch nicht sagen.

Nikhef Das Nationale Institut für subatomare Physik in den Niederlanden (Nikhef) ist der wissenschaftliche Partner im Projektbüro, das sich mit der Machbarkeit des Einstein-Teleskops im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzgebiet (Euroregion Maas-Rhein) beschäftigt. In Nikhef wird in den Bereichen Teilchenphysik und Astroteilchenphysik geforscht. Das Forschungsinstitut hat seinen Sitz in Amsterdam, aber ein Großteil der Forschung findet am Teilchenbeschleuniger des CERN in der Schweiz statt. Nikhef ist eine Partnerschaft zwischen den Universitäten Amsterdam, Maastricht, Groningen und Utrecht und der Stiftung für Grundlagenforschung über Materie (FOM).

(tomi)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 10. Dezember 2024 | 20:00 Uhr

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