Methadon Ampulle in der Hand eines Mannes
Hat Methadon einen Nutzen in der Krebstherapie? Das will jetzt eine klinische Studie klären. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Onkologie Methadon in der Krebstherapie: Klinische Studie ist angelaufen

12. Mai 2023, 14:11 Uhr

50.000 Menschen unterschrieben für klinische Forschung zur Frage, ob Methadon bei der Bekämpfung von Krebs hilft. An der Uni Ulm hat jetzt eine Studie begonnen, zu der noch passende Testpersonen gesucht werden.

Um den möglichen Nutzen von Methadon in der Krebstherapie gab es sehr heftigen Streit – wohl weniger in der Sache, als mehr in der Kommunikation, aber auch das ist umstritten. Doch am Ende gibt es nun eine gute Nacht: Eine klinische Studie dazu, ob Methadon eine Chemotherapie effektiver machen kann, hat nun an den Universitätskliniken in Ulm und Hamburg-Eppendorf begonnen. Und noch werden passende Versuchspersonen für die erste Phase dieser Studie gesucht.

Krebshilfe finanzierte Grundlagenforschung zum Methadon in der Krebstherapie

Claudia Friesen, Chemikerin am Institut für Rechtsmedizin der Ulmer Uniklinik, hatte in den Nullerjahren in Zellkulturen erforscht, wie Methadon auf Krebszellen wirkt. Demnach könnten Tumore, die nicht mehr auf Chemotherapie reagieren, durch das Opioid wieder empfänglicher für die Bekämpfungsversuche werden. Methadon ist vor allem bekannt als Ersatzstoff für Heroin-Abhängige. Bei Patienten dockt es der Studie zufolge an den Opioid-Rezeptoren der Krebszellen an und sorgt dadurch dafür, dass die Chemotherapeutika in die Zellen eindringen.

Diese Versuche waren von der Deutsche Krebshilfe (DKH) finanziert worden. Einen Folgeantrag lehnte die DKH aber ab mit der Begründung, dem weiteren Vorhaben habe es am Potenzial gefehlt, wirklich neue Erkenntnisse zu gewinnen. Bei den methodischen Plänen habe es Schwächen gegeben, heißt es in einer Stellungnahme.

50.000 unterschrieben Petition für klinische Studie mit Methadon in der Krebstherapie

Im Jahr 2017 stellte Friesen ihre Ergebnisse in der Öffentlichkeit vor und erntete dafür harsche Kritik von vielen anderen Medizinern. Der Vorwurf: Friesen mache verzweifelten Patienten Hoffnung auf eine rasche Heilung, für die es aber keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise gebe. Die Chemikerin und ihre Anwälte gingen gerichtlich gegen einige der geäußerten Behauptungen vor und bekamen dafür auch recht.

Zugleich unterschrieben über 50.000 Patienten und Angehörige eine Petition an den Bundestag, die Gelder für eine klinische Studie forderte. Im Anschluss wurden verschiedene Forschungsanträge bei der DKH verhandelt, bis 2019 schließlich Thomas Seufferlein den Zuschlag bekam. Der ist Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Ulmer Uniklinik, Friesen gehört zum Team der Studie.

Klinische Studie in zwei Phasen: Dosisermittlung und Test mit Kontrollgruppe

Nach vier weiteren Jahren ist diese Studie unter dem Titel MEFOX nun angelaufen. Untersucht wird das Methadon in der Krebstherapie in zwei Phasen. In der ersten Phase werden sehr gezielt Versuchspersonen mit Dickdarm- oder Enddarmkrebs gesucht, bei dem die Tumoren bereits Ableger im Körper bilden und nicht mehr auf die Chemotherapie anspringen. Zugleich dürfen die Patienten keine Opioide einnehmen, da sonst der zusätzliche Effekt des Methadons nicht mehr untersucht werden kann.

Die insgesamt 18 Versuchspersonen sollen dann Methadon in unterschiedlichen Dosierungen bekommen, um die noch verträgliche und zugleich wirksame Menge zu ermitteln, die verabreicht werden muss. Sind diese Tests erfolgreich, werden in einer zweiten Phase weitere Testpersonen gesucht und in Studien- und Kontrollgruppe eingeteilt. Während die Studiengruppe dann Methadon und Chemotherapie erhält, bekommt die Kontrollgruppe nur die Chemotherapeutika. Zu einem späteren Zeitpunkt soll diese Kontrollgruppe aber noch die Möglichkeit erhalten, ebenfalls mit Methadon behandelt zu werden.

Wissen

Die Illustration zeigt eine junge Frau mit langen roten Haaren und einem schwarzen Shirt. 45 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

Studienergebnisse für 2025 erwartet

Wer als Versuchsperson in Frage kommt, stellen die Forschenden der MEFOX Studie auf dieser Webseite näher dar. Ergebnisse erwartet die Gruppe bis 2025.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 26. September 2017 | 06:00 Uhr

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