Teenager leidet unter Husten auf dunklem Hintergrund.
Aktuell erkranken viele Jugendliche am Keuchhusten (Symbolfoto). Bildrechte: IMAGO / Dreamstime

Pertussis Der Keuchhusten geht um: 2024 viel mehr Ansteckungen als im Vorjahr

27. Juli 2024, 15:59 Uhr

Die Gesundheitsbehörden zählen derzeit fünfmal so viele Fälle von Keuchhusten wie im Vorjahr. Für Babys und Kleinkinder kann die Infektion gefährlich werden, gerade sind vor allem Jugendliche betroffen.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Das Robert Koch-Institut, Deutschlands oberste Behörde für Krankheitsüberwachung, registriert seit Frühjahr einen Anstieg der Ansteckungen mit dem Keuchhusten um mehr als das Fünffache im Vergleich zu 2023. Laut den am Donnerstag veröffentlichten Daten wurden bis zum 21. Juli insgesamt 11.348 laborbestätigte Infektionen gezählt, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum lediglich 1.966 Fälle. Die Behörden gehen davon aus, dass der Grund ein Nachholeffekt aus der Pandemie ist, der auftritt, weil zu wenig Jugendliche eine Auffrischungsimpfung bekommen haben, gegen die auslösenden Bakterien "Bordetella pertussis".

Mitteldeutschland: Starker Anstieg von Keuchhusten vor allem in Sachsen

Keuchhusten (Pertussis) ist eine hochansteckende, durch Bakterien ausgelöste Krankheit, mit der man sich durch Tröpfchen infiziert, hauptsächlich beim Niesen, Husten oder Sprechen. Bei Jugendlichen, Erwachsenen und den meisten Kindern verläuft die Erkrankung oft als lange andauernder Husten.

In Mitteldeutschland sehen die Behörden einen besonders starken Anstieg, vor allem in Sachsen. Wurden dort bis Mitte Juli 2023 lediglich 74 bestätigte Infektionen registriert, sind es im laufenden Jahr bereits 654. In Sachsen-Anhalt stieg die Zahl von 138 auf 328, also etwas mehr als das Doppelte des Vorjahreswerts. In Thüringen kletterte der Wert von 349 auf 627. Deutschlandweit wurden die meisten Ansteckungen in Bayern (2.482) und Baden-Württemberg (2.448) registriert.

Vor allem Jugendliche stecken sich mit Keuchhusten an

Laut RKI-Einschätzung sind derzeit vor allem Teenager betroffen. "Bei Keuchhusten sind alle paar Jahre höhere Fallzahlen zu erwarten. Aber auch Nachholeffekte spielen eine Rolle. Da während der Pandemie wegen der Schutzmaßnahmen weniger Menschen Kontakt zu dem Keuchhusten-Erreger hatten, ist die Immunität in der Bevölkerung niedriger und der Erreger kann sich besser verbreiten", teilt das Institut auf Anfrage von MDR-WISSEN mit.

Doch auch bei Neugeborenen liegt die Zahl der Fälle derzeit ähnlich hoch, "was aufgrund der Schwere der Krankheitsverläufe in dem Alter das größere Problem darstellt", so das RKI. Erkrankte Säuglinge kommen oft zur Beobachtung oder Behandlung ins Krankenhaus.

Warum stecken sich gerade so viele mit Keuchhusten an?

Ein weiterer Grund für den Anstieg könnten fehlende Auffrischimpfungen sein. "Wir gehen davon aus, dass insbesondere Jugendliche die empfohlene Auffrischimpfung zwischen 9 und 16 Jahren nicht in dem Maße erhalten wie gewünscht – dies wäre jedoch vor dem Hintergrund der begrenzten Wirkdauer der Pertussis-Impfung (die letzte Pertussis-Impfung haben viele im Vorschulalter erhalten) und den hohen Fallzahlen aktuell notwendig", so das RKI in seiner schriftlichen Auskunft.

Das sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt vermutet zudem, dass mehr Fälle bestätigt werden können, wozu "ein erhöhtes Testaufkommen sowie die Einführung neuer Labormethoden wie die Multiplex-PCR und damit eine Minimierung der Dunkelziffer zu diesem erheblichen Anstieg beigetragen haben" könnten.

Abstand halten und impfen

Erkrankte sollten sich möglichst von anderen fernhalten, eine Impfung sei die einzig wirksame Prophylaxe, heißt es vom RKI. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte weist darauf hin, dass Säuglinge zeitnah geimpft werden sollten und diese auch durch die Impfung von Schwangeren geschützt werden.

Links/Studien

Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr 30/2024 vom 25. Juli

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 24. Juli 2024 | 09:30 Uhr

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