Sexualforschung Keine Panik! Weniger Spermien bedeuten nicht unbedingt weniger Fruchtbarkeit
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10. Mai 2021, 18:00 Uhr
Frühere Untersuchungen haben vor einem dramatischen Rückgang der Spermienzahl gewarnt – verbunden mit Fruchtbarkeitsproblemen in westlichen Ländern. Nun sagt eine Havard-Studie: Ruhig Blut, es ist alles nicht so wild. Denn die Anzahl der Spermien sagt allein noch nichts über die Fruchtbarkeit aus.
Es gehört zu den aktuellen Untergangsszenarios: Männer produzieren immer weniger Sperma, werden dadurch langfristig unfruchtbar und irgendwann stirbt die Menschheit deswegen aus – folglich wurde in einer 2017 veröffentlichten großen Meta-Studie schon die "Spermakrise" ausgerufen. Besonders die westlichen Länder seien davon betroffen, ein Fakt, den rechte Kommentatoren gern für ihre Zwecke ausnutzen.
Fruchtbarkeit von vielen Faktoren abhängig
Nun mal langsam, sagen dagegen die Forschenden der renommierten US-Universität Harvard, die jetzt eine eigene Untersuchung herausgebracht haben, in der die Daten der 2017er-Studie genauer analysiert wurden. Sie kommen zum Ergebnis, dass es besser wäre, statt die reine Spermienzahl zu zählen, ihre sogenannte Biovariabilität zu untersuchen. Denn die Samenanzahl habe stets eine große Spannbreite, die auch von Faktoren definiert werde, die spezies-abhängig sind und nichts mit Krankheiten zu tun haben müssen. Zudem führe eine bestimmte Menge ab einer kritischen Schwelle nicht zu mehr Fruchtbarkeit.
Außerdem würde ein solcher Ansatz auch der Argumentation von rechtsextremen Bewegungen wie Alt-Right in den USA widersprechen, die aus der 2017er-Studie ableiteten, dass besonders die Fruchtbarkeit von weißen Männern in Gefahr sei. Daraus folge dann eine größere ethnische Diversität, die solche Gruppen ablehnen.
Tatsächlich sei aber die Unterscheidung in Kategorien wie "westlich" und "andere" - wie in der 2017er-Studie - nicht wissenschaftlich und auch ethisch fragwürdig, scheiben die Harvard-Wissenschaftler. Sie sollte eher durch Untersuchungen zu Unterschieden innerhalb der Länder, etwa zwischen ländlichen und städtischen Gebieten, ersetzt werden. "Forschende müssen darauf achten, ihre Hypothesen gegenüber Alternativen abzuwägen und dabei auch ihre Formulierungen sowie übergeordnete Narrative im Blick haben, die ihre Studien nutzen", heißt es abschließend.
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