Astronomie trifft Biologie Beeinflusst der Vollmond die Periode?
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28. Januar 2021, 10:52 Uhr
Welche Rolle spielt der Mond für die menschliche Fruchtbarkeit, für den Zyklus der Frauen? Ein internationales Forschungsteam hat Langzeit-Perioden-Daten mit Voll- und Neumond-Daten abgeglichen.
Welche Rolle spielt der Mond, wenn es um die menschliche Fortpflanzung geht? Eine uralte Frage, der eine Studie der Uni Würzburg mit einem internationalen Team um Professorin und Chronobiologin Charlotte Förster nachgegangen ist. Für die Tierwelt ist ein Zusammenhang von Fortpflanzung und Mondphasen gut belegt, sagt Förster im Gespräch mit MDR WISSEN, das kennen wir zum Beispiel von Korallenriffen, von Meeresschildkröten, oder Krabben:
Am bekanntesten ist vielleicht der atlantische Feuerwurm, der Palolowurm aus dem Pazifik. Der entwickelt einmal im Jahr im letzten Segment seines Körpers eine Art Fortpflanzungsfabrik, in der Samen oder Eier reifen. Einmal im Jahr trennt sich der Teil ab und schwebt an die Meeresoberfläche. Das passiert immer im Oktober oder November während einer bestimmten Mondphase.
Ohne diese Synchronisierung mit dem Mond hätten diese Ringelwürmer keine Chance sich fortzupflanzen, wenn Samen und Eier verschiedener Würmer an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten an der Meeresoberfläche auftauchen würden. Beim modernen Menschen ist das anders, weder unsere Fortpflanzungsaktivitäten noch unsere Fruchtbarkeit sind an bestimmte Jahres- oder Uhrzeiten geknüpft.
Menstruation: Welche Rolle spielt der Mond?
Wobei der Mond tatsächlich eine Rolle zu spielen scheint, wie Förster und ihre Mitstreiter aus Kanada, Argentinien und den USA jetzt belegt haben. Für ihre Studie glichen sie Menstruationsdaten von Frauen mit dem Mondzyklus und dessen Schwankungen ab. Das Team kommt zu dem Schluss: Der Mond beeinflusst das Einsetzen der Menstruation bei Frauen, wobei das Mondlicht der stärkste Taktgeber ist, seine Gravitationskräfte aber auch beitragen. Das Forscherteam geht dabei aber nicht von einem, sondern von drei verschiedenen Mondzyklen aus, wie Professorin Förster erklärt:
Das sind die drei Zyklen: Zum einen der Wechsel zwischen Voll- und Neumond, der sich – mit leichten Schwankungen – im Durchschnitt alle 29,53 Tage vollzieht. Der nächste Zyklus dauert 27,23 Tage, und kommt dadurch zustande, dass die Umlaufbahn des Mondes zu der Erde um die Sonne geneigt ist und der Mond deshalb relativ zum Äquator schwankt, und er mal mehr im Norden, mal mehr im Süden steht. Etwas länger ist der dritte Mondzyklus mit durchschnittlich 27,55 Tagen. Der ergibt sich daraus, dass der Mond auf einer elliptischen Bahn die Erde begleitet und ihr dadurch mal näher, mal ferner ist.
Frauen, deren Zyklus nach dem Mond tickt
Die Datenanalysen des internationalen Forschungsteams zeigen, dass bei Frauen unter 35 Jahren die Menstruation in knapp einem Viertel der aufgezeichneten Zeit synchron mit dem Voll- oder Neumond verläuft, in 13 Prozent der Fälle aber synchron mit dem 27,55 tägigen Gravitationszyklus. Bei Frauen über 35 tickt der Zyklus dann schneller als die Mondrhythmen und ist seltener mit den beiden Mondzyklen synchron. Darüber hinaus beobachteten die Forscher eine größere Synchronisation zwischen Mond- und Menstruationszyklen während langer Winternächte, in denen die Frauen den Mond besser und länger sehen können.
Und was, wenn das Mondlicht im Lichtermeer versinkt?
Aber was, wenn der Körper dem Mond und dessen Phasen immer seltener begegnet, Stichwort Lichtverschmutzung in den Städten?
Nachgewiesen ist bereits, dass durch Lichtverschmutzung die innere Uhr mancher Vögel in Städten aus dem Takt kommt. Dass sich ihre Singzeiten verschieben oder ihre Brutzeiten – wodurch der Nachwuchs dümmstenfalls verhungert, weil die passende Insektengeneration, die als Nahrung dient, noch gar nicht fertig entwickelt ist.
Könnte es die Fruchtbarkeit des Menschen beeinflussen, wenn die Menstruationsrhythmen auf Dauer von den Mondphasen abgekoppelt sind, überlegt die Forscherin.
Licht in der Nacht verkürzt jedenfalls die Zykluslänge.
Das haben Försters Studie und frühere Studien gezeigt. Andere Forschungen belegen andere negative Auswirkungen auf Menschen, die nachts Licht ausgesetzt sind, wie erhöhtes Asthma- oder Krebsrisiko.
Der Haken an der Forschung: Wenig Daten-Material
Einen Schwachpunkt hat die Studie: Es sind Daten von nur sehr wenigen Frauen. 15 Frauen unter 35 Jahren und 17 Frauen, die älter waren als 35. Die Aufzeichnungen wurden über Zeiträume zwischen 15 und 32 Jahre geführt. Des Problems ist sich das Forschungsteam bewusst.
Vorgänge, die sich nur einmal im Monat wiederholen, sind undankbare Forschungsobjekte für die Wissenschaft.
So fasst Förster das Dilemma zusammen. Wenn man pro Jahr nur zwölf Versuchsergebnisse bekommt, muss man viele Jahre forschen, um statistisch haltbare Daten zu erhalten. Das macht diese Studien unattraktiv für Doktoranden mit kurzen Verträgen. Generell ist die Forschung an Menstruationsrhythmen eine Ultra-Langstrecken-Forschung und damit ein wenig attraktives Forschungsfeld
Man könnte auch gegenhalten, dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung über Jahrzehnte hinweg menstruiert – bzw. dass wir alle betroffen sind, wenn es darum geht, ob die Menschheit fortpflanzungsfähig bleibt. Dazu braucht man schließlich zwei Geschlechter. Wobei die Daten über Menstruationszyklen und fruchtbare Tage schon vorhanden sind – es gibt schließlich Apps, die Frauen, die schwanger werden wollen, den Zeitpunkt ihres Eisprungs mitteilen. Auch wenn hier nur die Zyklus-Daten bis zum Zeitpunkt einer Schwangerschaft erfasst werden – die ließen sich leicht mit den Voll- und Neumonddaten abgleichen, dem sind seine Daten nämlich schnuppe. Die Zyklusdaten der Frauen sind dagegen Privatsache.
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