Wissen-News Syphiliserreger stammt neuer Leipziger Studie zufolge aus Amerika
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18. Dezember 2024, 17:01 Uhr
Von wo aus sich Syphilis vor 500 Jahren zur Pandemie ausbreitete, ist in der Wissenschaft umstritten. Forscher aus Leipzig sind sich jetzt sicher: Die Krankheit hatte ihren Ursprung in Amerika.
Die kurz nach der Rückkehr von Christoph Kolumbus aus Amerika massiv in Europa aufgetretene Geschlechtskrankheit Syphilis hat einer neuen Studie zufolge ihren Ursprung in Übersee. Forscher unter Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie fanden in Skelettresten aus Nord- und Südamerika aus der Zeit vor Kolumbus' 1492 stattgefundener Entdeckerreise alte Erregergenome, wie sie am Mittwoch (18. Dezember 2024) in Leipzig mitteilten.
"Die Daten sprechen eindeutig für eine Verwurzelung der Syphilis und ihrer bekannten Verwandten auf dem amerikanischen Kontinent, und ihre Einführung in Europa ab dem späten 15. Jahrhundert", erklärt Kirsten Bos, Gruppenleiterin für molekulare Paläopathologie am MPI-EVA. Die Kolonialzeit hatte dazu geführt, dass viele Krankheiten aus Europa nach Amerika eingeschleppt wurden – mit verheerenden Folgen für die dortigen Ureinwohner. Bei der Syphilis war der Ursprung den Leipziger Forschern zufolge bisher ungeklärt. Als erste Epidemie mit hoher Sterblichkeit sowie schweren körperlichen und geistigen Schäden bei den Überlebenden galt ein Ausbruch im Frühjahr 1495 in Europa. Dies war der historisch erste Nachweis der Syphilis.
Kolonialismus und europäische Expansionen verbreiteten Erreger um die Welt
Die Forscher konnten nun fünf alte Genome von Syphilis und verwandten Erregern aus Mexiko, Chile, Peru und Argentinien rekonstruieren und analysieren. Die neuen Daten, die im renommierten Journal "Nature" vorgestellt wurden, zeigen demnach, dass Amerika schon vor der Ankunft von Kolumbus eine Drehscheibe für die Krankheitsfamilie Syphilis, Frambösi und Bejel war. Die indigenen Bevölkerungsgruppen litten demnach an den frühesten Formen dieser Krankheit. Die Europäer hingegen spielten den Forschern zufolge durch die Kolonialisierung und Expansion nach Amerika und Afrika eine entscheidende Rolle bei der weltweiten Verbreitung.
Als Indizien für einen Ursprung der Krankheit in Europa galten bisher mittelalterliche Skelettfunde mit speziellen Läsionen, die bei Syphilis auftreten. "Die Suche wird weitergehen, um diese früheren Erregerformen zu definieren, und alte DNA wird sicherlich eine wertvolle Ressource sein", vermutet Studienleiter Johannes Krause. "Wer weiß schon, welche älteren, verwandten Krankheiten bei Menschen oder anderen Tieren auf der ganzen Welt vorkamen, bevor die Syphilis-Familie auftauchte."
Link zur Studie
Die Studie "Syphilis had its roots in the Americas" ist in Nature erschienen.
afp/pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 13. Dezember 2024 | 19:30 Uhr
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