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Wissen-News Syphilis: Ansteckungen in Deutschland auf Höchstwert gestiegen

16. Februar 2024, 16:21 Uhr

Seit 2010 steigt die Zahl der Syphilis-Infizierten in Deutschland recht kontinuierlich. Nun hat sie einen neuen Höchststand seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes 2001 erreicht. Betroffen sind vor allem Männer.

Mann mit Brille und Kopfhörern vor einem Mikrofon
Bildrechte: Robert Rönsch

Das Robert Koch-Institut vermeldet einen neuen Höchststand bei Infektionen mit Syphilis in Deutschland. Das neueste epidemiologische Bulletin bezieht sich dabei auf Zahlen von 2022. Auf den Daten-Servern des RKI sind aber auch schon die Zahlen von 2023 abrufbar. Und da ist eine weitere Steigerung der Infektionszahlen zu verzeichnen. Fast 8.500 Ansteckungen hat es demnach im Jahr 2023 gegeben, mehr als viermal so viel wie 2001, als das Infektionsschutzgesetz in Kraft trat, mit dem nicht namentliche Meldungen ans RKI verpflichtend wurden.

Damit steigt die Zahl der Syphilis-Fälle in Deutschland recht kontinuierlich, mit kleinen Ausnahmen und einem größeren, wahrscheinlich pandemie- oder lockdownbedingten Rückgang 2020 und 2021.

Was ist Syphilis? Die Syphilis ist eine bakterielle, durch die Spirochätenart Treponema pallidum verursachte Erkrankung. Sie kommt nur beim Menschen vor und wird entweder sexuell oder durch Blut oder "intrauterin" (also innerhalb der Gebärmutter) von der Mutter auf das noch ungeborene Kind übertragen. Syphilis kann mit Antibiotika behandelt und geheilt werden. Wiederholte Infektionen sind allerdings möglich.

Typischerweise verläuft die Syphilis in drei Stadien: Der sogenannte Primäraffekt (ein meist schmerzloses Geschwür an der Eintrittsstelle) bildet sich wenige Tage bis Wochen nach der Infektion. Im Sekundärstadium macht sich die Erkrankung durch Allgemeinsymptome und Hauterscheinungen bemerkbar. Und im Tertiärstadium (Jahre nach der Erstinfektion) kann es zur Schädigung des zentralen Nervensystems und der Blutgefäße kommen. Quelle: RKI

Wo in Deutschland kommt Syphilis am häufigsten vor?

Die 8.491 Infektionen, die es laut RKI-Daten 2023 gab, entsprechen einer Inzidenz (Fälle je 100.000 Einwohner) von fast genau 10. Das ist deutschlandweit aber nicht gleichmäßig verteilt. Die "Stadtstaaten" Berlin, Hamburg und Bremen haben die höchsten Werte, aber auch Hessen, Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen haben höhere Inzidenzen als der gesamtdeutsche Durchschnitt.

Bundesländer, in denen es viele große Ballungsgebiete gibt, haben die höchsten Zahlen. Denn in den Großstädten ist die Syphilis am verbreitetsten. In einigen Berliner Bezirken gibt es Inzidenzen von mehr als 80. Aber auch viele andere Städte liegen weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Der typische Syphilis-Infizierte ist männlich und 25 bis 59 Jahre alt

In den Jahren 2022 und 2023 haben sich in Deutschland fast 15-mal so viele Männer mit Syphilis infiziert wie Frauen. Dabei sind fast alle Altersgruppen vertreten. Babys können schon bei der Geburt infiziert sein, und auch bei Über-80-Jährigen wurde Syphilis nachgewiesen. Die Altersgruppen von 25 bis 59 Jahren sind bei Männern mit 83 Prozent der Fälle aber deutlich am häufigsten vertreten.

Syphilis wird am häufigsten bei gleichgeschlechtlichem Sex zwischen Männern übertragen

Der Übertragungsweg der Syphilis wird zwar nicht immer eindeutig erfasst, aber in etwa 75 bis 80 Prozent der Fälle schon. Und da dominiert ganz klar der gleichgeschlechtliche Sex zwischen Männern. 2023 machte er 82 Prozent aller Fälle aus, bei denen der Übertragungsweg erfasst wurde. Bei Frauen ist heterosexueller Kontakt mit einem Mann der häufigste Übertragungsweg, und auch manche Männer stecken sich dann wieder bei so infizierten Frauen an. Prostitution war laut RKI-Daten seit 2001 ein relativ seltener Übertragungsweg. Und noch seltener infizierten sich Kinder in der Gebärmutter, aber es kam immer wieder vor.

Für den Anstieg der Syphilis-Infektionen bei Männern, die gleichgeschlechtlichen Sexualkontakt haben, spielen laut RKI wahrscheinlich verschiedene Gründe eine Rolle. Veränderungen im Sexualverhalten wie eine höhere Anzahl anonymer Sexualpartner oder der Gebrauch von Partydrogen könnten dazu zählen. Auch erfolgreiche Strategien zur Minimierung des HIV-Infektionsrisikos könnten dafür sorgen, dass seltener Kondome benutzt werden, was wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit Syphilis erhöht.

Links/Studien

Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin "Syphilis in Deutschland in den Jahren 2020-2022"
Daten-Server des RKI zu Infektionskrankheiten: "SurvStat@RKI 2.0"

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