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Wissen-News Spracherholung nach Schlaganfall: Leipziger Studie deckt Mechanismen im Hirn auf
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20. Februar 2025, 16:06 Uhr
Der Verlust der Sprache nach einem Schlaganfall ist ein Horrorszenario. Doch viele erlangen die Fähigkeit zu Sprechen zurück. Wie das genau abläuft, haben Forscher aus Leipzig untersucht.
Unser Gehirn ist ein Wunderwerk. Selbst nach einem Schlaganfall, der die Fähigkeit zu Sprechen vorerst zerstört, organisiert sich das Organ in unserem Kopf um. Das Sprachvermögen kehrt so in vielen Fällen binnen Tagen oder Wochen zurück. Mit Hilfe von Sprachtherapie ordnet sich das Hirn um. In Leipzig haben Forschende jetzt untersucht, wie die Prozesse zur Erholung der Kommunikation ablaufen.
Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Spracharealen erstmals untersucht
51 Personen, die alle Rechtshänder sind, wurden dabei an der Universitätsklinik der Messestadt untersucht – 34 waren Schlaganfallpatienten, 17 gesunde Kontrollprobanden. In drei Phasen wurden die Menschen untersucht, erst direkt nach dem Anfall, zwei Wochen danach und ein halbes Jahr später. Das neue an der Untersuchung war, dass erstmals die Interaktionen zwischen verschiedenen Hirnbereichen, die für die Sprache verantwortlich sind, untersucht wurden.
Diese Areale bilden gemeinsam ein funktionelles Netzwerk, erklärt Gesa Hartwigsen vom Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig und vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. "Wie genau diese Hirnareale während der Spracherholung zusammenarbeiten und sich gegenseitig beeinflussen, war allerdings noch unklar."
Drei Prinzipien ausgemacht
Die Psychologin und ihr Team um Erstautor Philipp Kuhnke stellten drei Prinzipien fest, wie Hartwigsen erläutert: "Erstens erhalten sprachspezifische Netzwerkareale der linken Gehirnhälfte, die durch den Schlaganfall betroffen sind, bereits sehr schnell funktionelle Verstärkung von anderen Netzwerkarealen. Diese 'domänen-allgemeinen' Areale sind in beiden Seiten des Gehirns vorhanden und nehmen hier kognitive Stützfunktionen wahr."
Zweitens, erklärt ihr Kollege Kuhnke, "springen die spiegelbildlich angelegten Bereiche (sogenannte Homologe, Anm. d. Red.) der rechten Gehirnhälfte ein, die normalerweise weniger in der Sprachverarbeitung involviert sind als die der durch den Schlaganfall beschädigten linken Seite. Und drittens konnten wir sehen, dass sich bei der Spracherholung auch die Netzwerkkommunikation zwischen den Spracharealen in der linken Hirnhälfte wieder intensiviert."
Hoffnung für die Therapie
Im Laufe der Untersuchung erfassten die Forschenden starke Unterschiede in den Prozessen im Gehirn zwischen den Patienten. Diese waren abhängig davon, wo der Schlaganfall auf der linken Hirnhälfte stattfand. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) erfassten die Wissenschaftler die Aktivitäten im Kopf der Patienten bei Sprachaufgaben. "Durch unsere Methode konnten wir nicht nur feststellen, welche Bereiche gleichzeitig aktiviert sind, sondern auch, welcher Teil welchen anderen in welcher Erholungsphase beeinflusst", sagt Kuhnke.
Die neuen Erkenntnisse sollen dabei helfen, individuelle Therapien zu entwickeln, die etwa mit gezielter Neurostimulation zu einer verbesserten Neuordnung der Sprachverarbeitung führen. Doch bis dahin müsse noch umfassender geforscht werden.
Links/Studien
Die Untersuchung "Dynamic reorganization of task-related network interactions in post-stroke aphasia recovery" ist in der Fachzeitschrift "BRAIN" erschienen.
idw/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 18. Januar 2025 | 13:21 Uhr
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