Bunte Liebesperlen aus Zucker
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Gesundheit Wie beim Tabak: Schockbilder auf Süßigkeiten können Konsum verringern

05. Januar 2024, 16:43 Uhr

Schwarze Lungen, herausgefallene und verfaulte Zähne, ein Loch im Kehlkopf, schreiende Babys – Schockbilder auf Zigaretten- und Tabakpackungen schrecken vom Rauchen ab. Das könnte mit Schockbildern auch bei Süßigkeiten gelingen, wie eine Studie jetzt herausfand.

Es gehört leider zu den großen Ungerechtigkeiten der Welt, dass genussvolle Dinge, die richtig Spaß, machen, in hoher Dosis völlig schädlich für die Gesundheit sind. Ausgenommen sind hier ausdrücklich Liebe und Sex. Trotz Verlangen attestieren Forschende hier eine wohltuende und sogar heilende Wirkung. Mit den Genussmittelt sieht es jedoch anders aus: Koffein, Nikotin, Alkohol, fettige Speisen, Süßigkeiten – alles sorgt in großen Mengen nicht nur für eine Degeneration, sondern Zerstörung des Körpers und der Körperfunktionen. Das klingt jetzt alles unbarmherzig und niemand möchte bei dem Genuss wundervoller Schokolade, herrlicher Torten oder einer Cola an die Zerstörung seiner selbst denken.

Zu viel Zucker schädigt den Körper

Doch zu viel Zucker sorgt nicht nur für Übergewicht und Fettleibigkeit, sondern kann zu Krankheiten führen. Zu viel Zuckerkonsum begünstigt Diabetes, was wiederum zum Verlust von Gliedmaßen führen kann. Zu viel Fruchtzucker verfettet die Leber. Zucker belastet das Herz-Kreislauf-System, fördert Depressionen, Schlafstörungen und beeinträchtigt die Konzentration. Überhaupt: Zu viel Zucker schwächt den gesamten Organismus (wie übrigens Koffein, Alkohol, Fett und alle anderen Drogen auch).

Zucker gilt als Volksdroge

Allerdings gibt es ein Problem: Zucker gilt als Volksdroge und Übergewicht und Fettleibigkeit als die großen Zivilisationskrankheiten der Zeit. Seit Jahren nimmt die Zahl übergewichtiger und stark übergewichtiger Menschen zu – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Nach Angaben der Deutschen Adipositas-Gesellschaft sind in der Bundesrepublik rund zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) übergewichtig. Knapp ein Viertel aller Erwachsenen ist sogar fettleibig.

Ein kleines Mädchen beißt herzhaft in einen glasierten Krapfen
Besonders für Kinder ist zu viel Zucker schädlich - Essgewohnheiten der Kinder prägen das ganze Leben. Bildrechte: imago images/Shotshop

Kindheit spielt eine große Rolle

Das Problem ist riesig und belastet die Gesundheitssysteme in vielen Ländern der Welt. Viele Länder, darunter auch Dänemark, Finnland, Frankreich und Ungarn haben längst eine Zuckersteuer eingeführt, die vor allem für gesüßte Getränke gilt. Deutschland hat sich bislang nicht bekannt, obwohl eine Steuer laut einer aktuellen Studie wohl 16 Milliarden Euro einspielen würde. Stattdessen arbeitet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aktuell an einem geplanten Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz (KLWG). Damit soll an Kinder adressierte Werbung für sehr zucker-, salz- und fetthaltige Lebensmittel verboten werden.

Schockbilder als Zuckerbremse

Als weitere Möglichkeit, den Zuckerkonsum einzudämmen, diskutieren Experten derzeit das verpflichtende Auszeichnen sehr süßer Lebensmittel mit Schockbildern – ähnlich wie bei Tabakerzeugnissen. Doch können Warnhinweise den Konsum von Süßigkeiten wirklich eindämmen? Forschende der Universität Göttingen sind jüngst dieser Frage nachgegangen und haben untersucht, wie sich Schockbilder auf das Kaufverhalten auswirken können.

Bild-Text-Warnungen wirken auch bei Zucker

Das Ergebnis: Warnungen – am besten als Kombination von Bild und Text - können Menschen dazu bewegen, weniger zuckerhaltige Produkte zu kaufen oder sogar ganz darauf zu verzichten. Am wirkungsvollsten sind schockierende Bilder, ähnlich wie auf Zigarettenpackungen. Studienteilnehmer, die mit solchen Schockbildern konfrontiert wurden, waren abgeschreckt und wollten keine oder nur noch sehr wenige Süßigkeiten kaufen. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass besonders emotionale grafische Bilder in Kombination mit textlichen Gesundheitswarnhinweisen einen größeren Einfluss haben könnten", sagt Dr. Clara Mehlhose, Erstautorin der Studie aus der Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte. Die Studie ist in der Fachzeitschrift BMC Public Health erschienen.

Online-Befragung von 1.040 Personen

Die Göttinger befragten 1.040 Personen in einer Online-Erhebung, wie sie verschiedene Arten von Warnhinweisen zu kurzfristigen gesundheitlichen Folgen wie Karies oder eher langfristigen Folgen wie Übergewicht und Typ-2-Diabetes wahrnehmen. Warnungen zu kurzfristigen Gesundheitsproblemen erregten dabei mehr Aufmerksamkeit. "Das liegt möglicherweise daran, dass die Konsequenzen unmittelbarer erlebbar sind“, erklärt Erstautorin Mehlhose. Zudem habe sich gezeigt, dass Warnhinweise vor allem dann einen negativen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben, wenn Verbraucher ihr eigenes Gewicht auf Übergewicht hinterfragen. "Warnhinweise auf Süßigkeiten können also ein entscheidender Faktor bei der Kommunikation von Gesundheitsgefahren im Zusammenhang mit übermäßigem Zuckerkonsum sein", resümiert Mehlhose.

Emotionale Warnhinweise effektiver

Neben der Wirksamkeit fanden die Forschenden auch heraus, dass die Gestaltung der Warnhinweise eine große Rolle spielt. "Unsere Studie zeigt, dass Warnungen effektiver sind, wenn sie emotionale und bekannte Symbole oder Bilder verwenden, die kulturell verstanden werden. Schockierende Bilder und rote Stoppschilder prägen Kaufentscheidungen besonders deutlich", erläutert Mehlhose im Detail.

Weitere Forschung notwendig

"Es ist uns gelungen, unterschiedliche Reaktionen und Abwehrverhalten in Bezug auf Gesundheitswarnungen einzugrenzen und besser zu verstehen", sagt Dr. Antje Risius, Leiterin der Studie. Die Befragung liefere wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung von Strategien für eine gesunde Ernährung und eine bessere öffentliche Gesundheit." Wie sich Gesundheitswarnungen zusammen mit Maßnahmen wie der Zuckersteuer auswirken könnten, sollen laut der Wissenschaftler künftige Studien zeigen. "Im Rahmen einer gezielten Gesundheitspolitik sehen wir weiteren Forschungsbedarf", hieß es.

tomi

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