Wissen-News Leipziger Forschungsgruppe entdeckt Rheuma-Mechanismus: Sauerstoff- und Glukosemangel
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25. Juli 2024, 10:16 Uhr
Ein Team der Universitätsmedizin Leipzig hat bei rheumatischen Erkrankungen einen Mechanismus entdeckt, bei dem der gleichzeitige Mangel von Sauerstoff und Glukose eine akute Entzündung auslöst. Dieses Wissen bietet neue Forschungsansätze für die künftige Behandlung von Rheuma-Patienten.
Die Zellen des angeborenen Immunsystems und die von ihnen produzierten Botenstoffe spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung von rheumatischen Erkrankungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Leipzig forschen seit Jahren intensiv an diesen Zellen, die Auslöser für Entzündungsreaktionen bei rheumatischen Erkrankungen sind. "Wir fanden eine Reihe von spezifischen Veränderungen des Stoffwechsels der Zellen unter den extremen, in Entzündungsgebieten vorliegenden Bedingungen, welche direkten Einfluss auf die Funktion der Immunzellen nehmen", sagt Studienleiter Ulf Wagner, Professor für Experimentelle Rheumatologie.
Im entzündeten Gewebe verschlechtert sich die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, insbesondere mit Glukose. Die aktuellen Studiendaten zeigen: In Zellen des angeborenen Immunsystems führt dies zu Stoffwechselveränderungen, die die Verankerung von Proteinen in den Zellmembranen beeinträchtigen. Daraus folgt die Aktivierung des sogenannten Inflammasom-Komplexes. Dieser trägt zur Ausschüttung pro-entzündlicher Botenstoffe und zur weiteren Gewebsentzündung bei.
"Diese Zusammenhänge unterstützen medizinische Konzepte, die von einem Einfluss des Stoffwechsels auf Immunantworten ausgehen", so Wagner. "Darüber hinaus bieten sie möglicherweise das Potential, Immunantworten therapeutisch beeinflussen zu können, gerade bei rheumatischen und Autoimmunerkrankungen."
Auch autoinflammatorisches Syndrom wurde untersucht
Für die aktuelle Studie wurden auch Blutproben von Menschen mit seltenen genetischen Erkrankungen, sogenannten autoinflammatorischen Syndromen, untersucht. Bei diesen Erkrankungen kommt es zu Entzündungen, die scheinbar von selbst auftreten. In der aktuellen Stichprobe fand das Leipziger Team eine vermehrte Neigung zu Entzündungen bereits unter relativ milden Bedingungen des Sauerstoffmangels, was zu den häufigen Entzündungsschüben bei diesen Erkrankungen beitragen könnte.
"Langfristig hoffen wir, dass sich aus den Ergebnissen und insbesondere den neu definierten Angriffspunkten im Entzündungsstoffwechsel auch neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten ergeben werden", sagt Studienleiter Wagner und kündigt weitere Forschung seines Teams an: "Im nächsten Schritt werden wir den Beitrag der gestörten Verankerung von Proteinen in Zellmembranen zur Entzündungsreaktion von Immunzellen bei rheumatoider Arthritis genauer untersuchen."
Links / Studien
Die Studie "Glucose-oxygen deprivation constrains HMGCR function and Rac1 prenylation and activates the NLRP3 inflammasome in human monocytes" ist im Journal "Science Signaling" erschienen.
(rr/pm)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. Februar 2024 | 17:15 Uhr
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