Betrunkene Frau hält ein Glas Alkohol an der Bar im Club.
Gerade beim exzessiven Alkoholkonsum haben Frauen in den vergangenen Jahren "aufgeholt". Bildrechte: IMAGO/Westend61

Hormone Östrogenschübe können bei Frauen offenbar zu Rauschtrinken führen

30. Dezember 2024, 15:22 Uhr

Zuletzt haben Frauen beim Alkoholkonsum zugelegt. US-Forschende haben nun durch Experimente mit Mäusen eine mögliche Erklärung gefunden: eine hohe Ausschüttung des Hormons Östrogen.

In den vergangenen Jahren hat der Alkoholkonsum von Frauen stark zugenommen – besonders während der Corona-Pandemie. In der Folge ist auch die Zahl der alkoholbedingten Krankenhaus-Einlieferungen von Patientinnen gewachsen. Dies habe gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit der weiblichen Bevölkerung, wie Kristen Pleil von der Weill Cornell Medicine in New York erklärt.

Dabei seien die Effekte des Alkohols auf den weiblichen Körper noch zu wenig erforscht, da viele Studien zum Thema hauptsächlich an Männern durchgeführt wurden, betont Pleil. Gerade Frauen seien jedoch besonders anfällig für die Schäden, die starker Alkoholkonsum anrichten kann.

Östrogen bestimmt unser Verhalten mit

An der Weill Cornell Medicine werden seit einigen Jahren dazu Experimente mit Mäusen durchgeführt. 2021 konnte eine Studie belegen, dass bei weiblichen Tieren die Nervenzellen in einer bestimmten Gehirnregion, dem Nucleus striae terminalis, stärker auf Alkohol reagieren als bei den männlichen Mäusen.

In einer Folgeuntersuchung gingen die Forschenden nun den Gründen für dieses Phänomen nach. In der vorklinischen Studie stießen die Experten dabei auf das Hormon Östrogen, dass bei den weiblichen Mäusen offenbar den Drang zum hohen Alkoholkonsum auslöst. "Östrogen hat eine mächtige Wirkung auf den Körper, besonders den weiblichen", erläutert Pleil. "Daher ergibt es Sinn, dass das Hormon auch das Trinkverhalten reguliert."

Alkoholkonsum in den 30 Minuten der Hormonzufuhr besonders hoch

In dem Experiment beobachteten die Wissenschaftler das Hormonlevel der weiblichen Mäuse über ihren Sexualzyklus. Dazu gaben sie verschiedene Mengen an Alkohol. Es zeigte sich, dass die Tiere deutlich mehr Alkohol konsumieren wollten, wenn auch ihr Östrogenniveau erhöht war. Dabei war auch die Aktivität der Nervenzellen im Nucleus striae terminalis höher als sonst.

"Wenn ein Weibchen einen Schluck Alkohol zu sich nimmt, spielen diese Neuronen verrückt", erklärt Kristen Pleil. "Und wenn sie einen hohen Östrogenspiegel hat, spielen sie noch mehr verrückt." Das Verhalten zeigte sich besonders in den ersten 30 Minuten, während der Alkohol verfügbar war, was zu einem besonders schnellen Konsum in dieser Zeit führte.

Die Forschenden konnten zudem nachweisen, dass das Östrogen auch einen großen Effekt auf den Alkoholkonsum hat, wenn es extern zugeführt wird, indem sie es direkt in den Nucleus striae terminalis injizierten. Pleil zufolge war dies das erste Mal, dass diese Auswirkungen des Hormons experimentell belegt werden konnten. In einer folgenden Studie wollen die Forschenden nun untersuchen, ob sich ein ähnlicher Effekt auch bei männlichen Mäusen zeigt.

cdi

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 29. November 2024 | 16:30 Uhr

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