Weltkrebstag Entwicklung der Krebs-Todeszahlen ist besser, als sie auf den ersten Blick aussieht

04. Februar 2025, 05:00 Uhr

Mehr als 230.000 Menschen sind 2023 in Deutschland an Krebs gestorben. Bei den absoluten Zahlen sieht man keinen Abwärtstrend. Aber ein tieferer Blick zeigt, dass Vorsorge, Früherkennung und Therapie besser geworden sind. Krebspatienten und -tote sind im Durchschnitt deutlich älter als früher. Innerhalb der einzelnen Altersgruppen ist das statistische Risiko, an Krebs zu sterben, in den vergangenen 20 Jahren sogar gesunken. Grund ist die deutliche Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung.

Wie schon in den Vorjahren, waren auch im Jahr 2023 Lungen- und Bronchialkarzinome in Deutschland die häufigste Todesursache bei Krebspatientinnen und -patienten, bei denen der Ursprungsort des Krebses ermittelbar war. Es folgen Darm-, Bauchspeicheldrüsen-, Brust- und Prostatakrebs.

Insgesamt gab es 230.292 Todesfälle, die auf Krebs zurückzuführen sind. Diese Zahl bewegt sich seit acht Jahren auf ähnlichem Niveau, ist aber recht deutlich höher als noch im Jahr 2003. Das klingt, für sich genommen, nach keiner positiven Entwicklung: zehn Prozent mehr Krebstote, obwohl die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum nur um 1,1 Prozent zugenommen hat.

Die Menschen in Deutschland sterben also nicht seltener an Krebs als vor 20 Jahren, das ist die schlechte Nachricht. Die etwas bessere ist: Sie sterben durchschnittlich in deutlich höherem Alter an Krebs als damals.

Dass die Sterblichkeit bei Jüngeren sinkt, sei nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen, sagte Susanne Weg-Remers, die den Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg leitet, gegenüber der Deutschen Presseagentur. Dafür seien die mehr als 200 Krebsarten zu unterschiedlich, die Überlebenschancen seien sehr von der Krebsart abhängig.

Ein Grund könnte eine verbesserte Früherkennung sein. "Wir haben neue Früherkennungsschemata beispielsweise für Gebärmutterhalskrebs. Wir haben auch spezielle Programme für Menschen mit erblichen Krebsarten, zum Beispiel Brust- oder Eierstock-, aber auch Darmkrebs", so Weg-Remers. Bei vielen Krebsarten könnten auch neue Therapieformen eine Rolle spielen. Zu den drei klassischen Behandlungsmethoden – Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie – seien in den vergangenen 20 Jahren zwei weitere dazugekommen: zielgerichtete Medikamente und Immuntherapie.

Bevölkerung ist insgesamt deutlich älter als vor 20 Jahren

Und so sind denn die absoluten Zahlen der Todesfälle durch Krebs nur ein Teil der Wahrheit. Um den anderen Teil zu sehen, muss man sich die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur anschauen. Verglichen mit 2003 gab es in Deutschland 20 Jahre später 75 Prozent (!) mehr über-80-jährige Menschen. Auch die Gruppe der 60- bis 79-Jährigen hat zugelegt. Jüngere Menschen hingegen gibt es weniger als noch vor 20 Jahren.

Wenn man nun für jede Altersgruppe berechnet, wie viele Menschen es im jeweiligen Jahr von ihnen in Deutschland gab und wie viele Krebsbehandlungen in dieser Altersgruppe durchgeführt wurden, erhält man für jedes Jahr ein statistisches Risiko.

Ein Beispiel: 2003 gab es 150.980 stationäre Krebsbehandlungen bei Über-80-Jährigen. Insgesamt lebten damals 3.448.363 Über-80-Jährige in Deutschland. Das statistische Risiko einer stationären Krebsbehandlung lag in dieser Altersgruppe also bei 4,38 Prozent.
20 Jahre später waren die absoluten Zahlen viel größer. 288.273 stationäre Behandlungen und 6.041.003 Über-80-Jährige in der Bevölkerung. Obwohl sich die Behandlungszahlen also fast verdoppelt haben, ist das statistische Risiko nur von 4,38 Prozent auf 4,77 Prozent gestiegen. Und jetzt wird es hoffentlich nicht zu kompliziert: Dieser Anstieg von 4,38 auf 4,77 ist wiederum ein Anstieg um neun Prozent. Dieser Gedankengang ist wichtig, um die folgenden Diagrammgrafiken zu verstehen.

Zuerst zur Frage, wie sich das statistische Risiko für eine stationäre Krebsbehandlung in den verschiedenen Altersgruppen entwickelt hat, immer im Vergleich zu 2003. Während es 2023 bei den Über-80-Jährigen also, wie oben vorgerechnet, um neun Prozent gestiegen ist, ist es bei allen anderen Altersgruppen deutlich gesunken.

Und jetzt die aus statistischer Sicht noch bessere Nachricht: Wendet man die gleiche Berechnungsweise nicht mehr auf die stationären Behandlungen, sondern auf die Krebs-Todesfälle an, dann gibt es sogar bei allen Altersgruppen einen Rückgang. Selbst Über-80-Jährige hatten 2023 in Deutschland ein um sechs Prozent geringeres statistisches Risiko, an Krebs zu sterben als noch im Jahr 2003. Bei allen anderen Altersgruppen ist der Rückgang sogar noch deutlich stärker, bei den Unter-60-Jährigen sank das Risiko um etwa 25 Prozent.

Noch einmal zur Veranschaulichung die genauen Daten für die Über-80-Jährigen. Ja, gegenüber dem Jahr 2003 ist die Anzahl der Krebs-Todesfälle von 57.027 auf 93.624 gestiegen. Das könnte zu einer Nachricht führen, die da lautet: "In der Altersgruppe ab 80 starben 64 Prozent mehr Menschen an Krebs als noch 20 Jahre zuvor."

Noch stärker ist allerdings die Anzahl der Über-80-Jährigen in der Bevölkerung gestiegen: von 3.448.363 auf 6.041.003. Die bessere Nachricht lautet deshalb: Von 10.000 Über-80-Jährigen sind 2003 noch durchschnittlich 165 an Krebs gestorben, 2023 waren es nur noch 155 – ein Rückgang um 6,3 Prozent.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 31. Januar 2025 | 06:00 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/27cce0bf-3100-4566-a7b0-189d649670ab was not found on this server.

Mehr zum Thema