DRK-Blutspendedienst Dresden In diesem Labor heißt es: "Wir retten jeden Tag 1.000 Leben"
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25. Januar 2025, 05:00 Uhr
Viele Unfallopfer, Kranke oder OP-Patienten hätten ohne eine Bluttransfusion weniger Überlebenschancen. Die Zahl der Blutspenderinnen und -spender geht allerdings zurück, bei gleichbleibend hohem Bedarf. Wie entsteht trotzdem keine Versorgungslücke? Die MDR SACHSEN hat den DRK-Blutspendedienst Nord-Ost besucht, der fünf Bundesländer versorgt und in Dresden die Blutspenden zentral verarbeitet. Auch eine Krebspatientin und Ärzte geben Antwort.
- Für eine Krebspatientin der Uniklinik Dresden sind regelmäßige Bluttransfusionen lebenswichtig.
- Krankenhäuser sind auf einen stabilen Vorrat an verschiedenen Blutkonserven für Transfusionen angewiesen.
- Blutspenden durchlaufen im Labor ein komplexes Verfahren, bevor sie zu den Patienten gelangen.
Es begann beim Treppensteigen. Da sei sie plötzlich schnell außer Atem gewesen. Als sie im Wanderurlaub einen Arzt aufsuchte, habe der sofort einen Bluttest gemacht. Nun wartet Heidemarie Kittlick in der Uniklinik Dresden auf ihre Bluttransfusion. Sie komme regelmäßig her. Sind ihre Blutwerte zu niedrig, wird ihr Spenderblut übertragen. Das dauere stundenlang. "Mir geht es danach zwei Wochen lang besser", so die pensionierte Lehrerin. Die 77-Jährige ist an Akuter Myeloischer Leukämie (AML) erkrankt - einer aggressiven Form von Blutkrebs.
Nach jeder Bluttransfusion geht es mir zwei Wochen lang besser.
Patientin mit Blutkrebs wird versorgt
An diesem Januartag erhält die Patientin neben roten Blutkörperchen auch Blutplättchen, die Thrombozyten. Die Patientin hat nur einen Bruchteil der normalen Menge davon im Blut, erklärt die Oberärztin für Transfusionsmedizin, Andrea Rosner. Das Problem sei, dass Blutplättchen-Präparate, anders als rote Blutkörperchen, nur wenige Tage haltbar sind. Dass beides immer vorrätig ist, dafür sorgt der DRK-Blutspendedienst nur zehn Gehminuten entfernt. Dafür ist Heidemarie Kittlick dankbar.
22.000 Blutkonserven für Uniklinik
Dort leitet Matthias Johnsen ein 30-köpfiges Team in der Produktion. Der promovierte Chemiker kam über ein Forschungsprojekt zu seiner Tätigkeit. Er strahlt Optimismus aus. Zur Kühlkammer für die Blutbeutel sagt der Vater zweier Töchter schon einmal "Vorratskammer für Vampire". Er und sein Team lösen täglich Probleme, von denen Patienten und Patientinnen wie Heidemarie Kittlick noch nichts bemerken. Für sie alle verbraucht die Dresdner Uniklinik jährlich etwa 22.000 Blutkonserven.
DRK-Blutspendedienst Nord-Ost in Zahlen (zum Aufklappen)
- acht Standorte in fünf Bundesländern (Sachsen, Berlin, Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein)
- acht Institute für Transfusionsmedizin und sechs Blutspendezentren
- knapp 1.000 Mitarbeitende
- 3.703 Blutspendeaktionen 2023 in Sachsen mit insgesamt 140.704 Vollblutspenden
- 46 Jahre alt sind im Schnitt die Spenderinnen und Spender.
- 55 Prozent der Spender sind Männer, 45 Prozent sind Frauen.
- in Sachsen bis zu 18 Entnahmeteams täglich im Einsatz
- 75 Prozent des Bedarfes an Blutprodukten im Versorgungsgebiet werden abgedeckt.
Quelle: DRK-Blutspendedienst
Lieferungen am untersten Limit
An diesem Morgen sind 1.100 Blutspenden in Dresden eingetroffen. Das sei eine gute Menge. Bei nur 800 Blutbeutel wird es schon eng, so Johnsen: "Wir knapsen immer am untersten Limit". Es könne sein, dass von einer Blutgruppe nicht genug da ist. Das sei problematisch, besonders für Betroffene, darunter mit seltenen Blutgruppen. So musste etwa nach dem Anschlag in Magdeburg zu Blutspenden aufgerufen werden. Damit es bei normalen Lagen keine Engpässe gibt, arbeitet Johnsens Team in zwei Schichten, auch an Feiertagen und an Wochenenden.
Kommen am Tag nur 800 Blutbeutel, wird es schon eng. Wir knapsen immer am untersten Limit.
Verantwortungsgefühl oberstes Gebot
Die Mitarbeitenden kommen aus verschiedenen Berufen. Unter ihnen sind Einzelhandelskaufleute, Vermessungstechniker oder Kfz-Mechatroniker. "Wichtiger als ein ganz bestimmter erlernter Beruf ist in der Verarbeitung der Blutprodukte ein ausgeprägtes Gefühl für Verantwortung", betont der Chef. Er sage oft: "Wir retten hier jeden Tag 1.000 Leben."
Die Blutspenden, die das DRK in Dresden verarbeitet, durchlaufen ein kompliziertes Verfahren. Johnsen zufolge werden in großen Zentrifugen die einzelnen Bestandteile des Blutes getrennt. Später werden die weißen Blutkörperchen, die Leukozyten, herausgefiltert, die als Fremdspende Abwehrreaktionen auslösen können.
Am Ende des Prozesses landen die Transfusionsbeutel mit den roten Blutzellen in der Kühlkammer mit vier Grad Plus. Blutplasma, etwa mit Immunglobulinen gegen Immundefekte angereichert, wird bei bis zu minus 45 Grad tiefgefroren. Gerade die Blutplättchen oder Thrombozyten würden beispielsweise von Krebspatienten benötigt mit einer gestörten Blutbildung nach der Chemo. Ohne sie würde das Blut nicht gerinnen und verletzte Gefäße würden nicht verschlossen.
Falsches Etikett ist lebensbedrohlich
Sehr wichtig sei auch die Etikettierung. "Da darf kein Fehler passieren", so Johnsen. Das sei herausfordernd. Ein falsches Etikett auf einem Blutbeutel könne für Patienten lebensbedrohliche Folgen haben. Allgemein gelte: "Das Geschenk der Spende muss auch bei den Patienten ankommen und nicht unterwegs verloren gehen, weil uns ein Prozess aus dem Ruder gelaufen ist und wir das zu spät gemerkt haben."
Auch Kostensteigerungen muss das gemeinnützige Unternehmen stemmen, wie die Anschaffung neuer Blutbeutel nach dem EU-Verbot für den Weichmacher DEHP.
Junge Spender bei "Uni-Challenge" gesucht
Und wo kommen die neuen Blutspender her? Den Angaben des DRK zufolge gehen in den nächsten zehn Jahren viele Blutspender der "Babyboomer-Generation" verloren, die ein Viertel der aktuellen Spender stellen. Um das auszugleichen, tourt das DRK derzeit auch an Unis und Hochschulen in Sachsen. Im Rahmen einer "Uni-Challenge" bekommen Erstspender je ein Lunchpaket und einen Jutebeutel und es werde pro Blutspende ein Baum in der Region gepflanzt.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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