Landkarten-Kegelschnecke am Meeresboden
Eine Landkarten-Kegelschnecke (Conus geographus) am Meeresboden Bildrechte: IMAGO/Depositphotos

Wissen-News Giftigste Tiere der Welt könnten Diabetes und Hormonstörungen heilen

21. August 2024, 05:00 Uhr

Bei Gift denken wir automatisch an Gefahr. Dabei haben Gifte in der Medizin auch ein großes Potential. Das zeigte gerade der Bücherskorpion, dessen Gift Krankenhauskeime besiegen kann. Auch das Gift der Landkarten-Kegelschnecke, eines der gefährlichsten im Tierreich, könnte Menschen helfen. Da es einem menschlichen Hormon ähnelt, könnte es aber bei der Entwicklung von Therapien gegen Diabetes und Hormonstörungen helfen.

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Uni des US-Bundesstaats Utah hat herausgefunden, dass das potenziell tödliche Gift der Landkarten-Kegelschnecke dem menschlichen Hormon Somatostatin ähnelt. Dieses reguliert den Blutzuckerspiegel im menschlichen Körper sowie die Ausschüttung diverser anderer Hormone. Die Effekte des Gifts namens Consomatin, die die Kegelschnecke zum Erlegen der Beute nutzt, könnten damit in Zukunft auch bei der Erforschung von Medikamenten gegen Diabetes und Hormonstörungen angewandt werden.

Bücher-Skorpion (Chelifer cancroides) 3 min
Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

MDR KULTUR - Das Radio Fr 09.08.2024 11:17Uhr 03:24 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/buecherskoprion-gift-krankenhaus-keime-100.html

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Gift wirkt präziser als synthetische Medikamente

Die Experten entdeckten bei Laboruntersuchungen, dass sich Consomatin mit anderen Hormonen ähnlich verhält wie Somatostatin. Während allerdings Somatostin mit verschiedenen Hormonen gleichzeitig interagiert, fungiert das Consomatin zielgenauer – und damit werden durch das Gift der Kegelschnecke nur der Blutzucker und bestimmte Hormonlevel präzise reguliert und nicht die Niveaus vieler anderer Moleküle. Dadurch kann das Consomatin genauer wirken als viele synthetische Medikamente. Zudem bleibt die Substanz deutlich länger im Körper als viele menschliche Hormone, da es sich aus außergewöhnlichen Aminosäuren zusammensetzt.

"Giftige Tiere haben bedingt durch die Evolution feine Giftkomponenten, die ein spezifisches Ziel im Beutetier anpeilen und es zerstören", erklärt die Studienautorin Helena Safavi. Wenn man eine Komponente aus der Giftmischung herausnimmt und schaut, wie diese mit der normalen Physiologie reagiert, könne dieser Weg häufig relevant für die Behandlung von Krankheiten sein, so die Expertin. "Es ist eine Art von Abkürzung", erläutert Safavi. Im Falle der Kegelschnecken komme hinzu, dass Somatostatin und Consomatin den gleichen Ursprung haben, im Laufe von Millionen von Jahren die Tiere aber aus dem Hormon ein Gift geformt haben. Durch den langen Zeitraum kann ihr Gift auch die Entwicklungen der modernen Chemie in vielerlei Hinsicht übertreffen. "Kegelschnecken sind einfach richtig gute Chemiker", resümiert der ebenfalls an der Studie beteiligte Forscher Ho Yan Yeung.

cdi

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. August 2024 | 11:17 Uhr

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