medizinische Operation
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Medizinforschung Elektrischer Operationsfaden: Schnellere Wundheilung, weniger Infektionen

15. Oktober 2024, 13:16 Uhr

Chinesische Forscher entwickeln ein neuartiges Material für Operationsfäden. Dieses erzeugt schwache elektrische Felder, die die Wundheilung bei Versuchstieren um ein Drittel beschleunigen und antibakteriell wirken.

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Chinesische Forscher präsentieren einen neuen Faden für das Nähen von Operationswunden. Er kann durch leichtes Stauchen und Strecken kleine elektrische Ströme erzeugen, die die Heilung von Wunden um bis zu 30 Prozent beschleunigen. Zugleich kann der Faden vom Körper biologisch abgebaut werden, was ein späteres Fädenziehen überflüssig macht.

Neue Faser stimuliert Wunde elektrisch und kann trotzdem vom Körper abgebaut werden

Leichter elektrischer Strom kann die Heilung von Wunden beschleunigen, das wurde bereits für verschiedene Bereiche gezeigt, unter anderem für die Haut. Bei tiefen Wunden innerhalb des Körpers, beispielsweise nach Operationen, konnte bisher kein Strom eingesetzt werden. Grund ist, dass externe Stromquellen wie Batterien nötig waren. Diese hätten die Ärzte dann ebenfalls einpflanzen und später wieder entfernen müssen. Diese Entfernung wiederum hätte neue Operationswunden erzeugt.

Wie das Team um Hogzhi Wang und Chengyi Hou jetzt in Nature Communications berichtet, könnte dieses Problem durch ein neues Spezialmaterial gelöst werden. Die Forscher entwickelten eine Faser, die aus biologisch abbaubaren Polymeren und Magnesium besteht. Durch ihre spezielle Struktur erzeugt sie einen leichten elektrischen Strom, wenn sie bewegt wird. Während Bewegungen bei Wunden normalerweise den Heilungsprozess verlangsamen, sorgt die neue Faser dafür, dass sich der Prozess umgekehrt sogar beschleunigt.

Weniger Desinfektion nötig: Elektrische Faser wirkt auch antibakteriell

Im Laborversuch behandelten die Forscher Wunden bei Ratten in einem Fall mit normalen, biologisch abbaubaren Fäden, wie sie heute üblicherweise zum Nähen von Wunden eingesetzt werden. Im anderen Fall testeten sie den neuen Faden, der leichte elektrische Felder erzeugen kann. Während sich die Wundfläche bei der Gruppe mit dem gewöhnlichen Material innerhalb von 24 Stunden von 69 Prozent auf rund 32 Prozent verkleinerte, schrumpften die Wunden in der Gruppe mit den Stromerzeugenden Fäden sogar auf etwa 11 Prozent.

Bei der näheren Untersuchung zeigte sich, dass die Tiere mit den elektrischen Nähten davon profitiert hatten, dass sogenannte Fibroblasten schneller zur Wunde gewandert waren. Diese Zellen des Bindegewebes sind für den Heilungsprozess wichtig. Die schnellere Wanderung gilt ebenfalls als Indikator einer beschleunigten Heilung. Zudem zeigte die Untersuchung auf bakterielle Infektionen, dass die elektrischen Nähte seltener von Bakterien besiedelt wurden, was auf nützliche antibakterielle Eigenschaften hinweist.

Um bei Menschen einsetzbar zu sein, muss das neue Material noch in mehreren klinischen Studien getestet werden. Dieser Prozess kann mehrere Jahre dauern.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 13. Mai 2024 | 12:00 Uhr

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