Wissen-News Kampferfahrung und Dopamin: Wie sich männliche Aggression entwickelt
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23. Januar 2025, 07:01 Uhr
Der Hirnbotenstoff Dopamin spielt bei aggressivem Verhalten eine wichtige Rolle. Eine neue Studie hat untersucht, wie genau er wirkt und festgestellt, dass sein Einfluss mit zunehmender Kampferfahrung abnimmt.
Seit Jahrzehnten wird Dopamin mit männlicher Aggression in Verbindung gebracht. Doch welchen Einfluss Erfahrungen auf diese Beziehung spielen, war bisher unklar. Forscher der NYU Langone Health in den USA haben sich der Frage angenommen und untersucht, wie Mäuse kämpfen lernen und welche Rolle der Neurotransmitter dabei spielt.
Dopamin wirkt wohl nur bei Anfängern
Dazu steigerten sie in einem bestimmten Hirngebiet, dem ventralen tegmentalen Areal, die Aktivität von Zellen, die Dopamin freisetzen. Kampfunerprobte Männchen griffen in der Folge Artgenossen doppelt so lange an, wie sie es bei Auseinandersetzungen unter natürlichen Bedingungen getan hätten. Im Duell unerfahrene Mäuse zeigten allerdings keinerlei aggressives Verhalten, wenn im ventralen tegmentalen Areal die Dopaminausschüttung blockiert wurde.
Anders war das bei Veteranen. Bei kampferfahrenen Mäusen änderte sich die Dauer eines Angriffs nicht, egal, ob der Dopaminspiegel künstlich erhöht oder ob die Zellen blockiert wurden. Die Förderung der Dopaminausschüttung in diesem Bereich des Gehirns steigerte also die Feindseligkeit bei Anfängern, hatte aber keine Auswirkungen auf Veteranen.
Weibliche Mäuseaggression nicht von Dopamin geprägt
"Unsere Ergebnisse bieten neue Einblicke in die Art und Weise, wie Aggression bei Männern sowohl von der 'Natur' als auch von der 'Erziehung' geprägt wird", sagte der Hauptautor der Studie, Dayu Lin. "Aggression ist zwar ein angeborenes Verhalten, aber Dopamin – und Kampferfahrung – sind für ihre Reifung im Erwachsenenalter von entscheidender Bedeutung." Bei weiblicher Aggression zeigte der Botenstoff keine Wirkung. Die von außen gesteuerte Änderung des Dopaminspiegels wirkte sich in keiner Weise auf das aggressive Verhalten weiblicher Mäuse aus.
Auswirkungen in der Psychopharmakologie denkbar
Diese Erkenntnisse könnten eine Rolle für die Behandlung psychischer Erkrankungen haben, die durch starke Stimmungs- und Verhaltensänderungen gekennzeichnet sind, wie Schizophrenie, bipolare Störungen oder Borderline-Persönlichkeitsstörung. Antipsychotika, die die Dopaminausschüttung hemmen, werden häufig zur Behandlung solcher Krankheiten sowie zur Unterdrückung von gewalttätigem Verhalten bei psychiatrischen Patienten eingesetzt.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Veränderung des Dopaminspiegels bei der Behandlung von Menschen mit einer langen Vorgeschichte von Aggression möglicherweise kein wirksames Mittel ist", so Lin. "Daher muss im Gesundheitswesen bei der Wahl der Therapie die Vorgeschichte des Patienten sowie dessen Alter und Geschlecht berücksichtigt werden." Und selbstverständlich sei noch mehr Forschung vonnöten, um die Ergebnisse aus den Mäusestudien auf den Menschen zu übertragen.
Link zur Studie
Die Untersuchung "Experience-dependent dopamine modulation of male aggression" ist im Journal "Nature" erschienen.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK | 12. Januar 2025 | 17:08 Uhr
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