Wissen-News Autoabgase: Millionen Amerikaner psychisch durch Blei beeinträchtigt
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05. Dezember 2024, 06:23 Uhr
Eine neue Studie der Florida State University schätzt: rund 151 Millionen US-Amerikaner leiden an den Spätfolgen von Bleivergiftungen durch Autoabgase: Depressionen, Ängste, Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen.
Bis 1996 wurde das Schwermetall Blei vielen Kraftstoffen für Pkw in den USA zugesetzt und war daher auch regulärer Bestandteil der Abgase. Eine neue Studie schätzt nun, dass diese Bleirückstände in den vergangenen 75 Jahren zu etwa 151 Millionen Fällen psychischer Störungen geführt haben könnten. Besonders diejenigen, die als Kinder während der 1960er und 70er Jahren aufgewachsen sind, seien besonders stark betroffen, da zu dieser Zeit verbleite Kraftstoffe stark genutzt wurden. Die Arbeit fußt auf einer umfangreichen Auswertung nationaler Daten zu Blei in den Blutbildern von Kindern, verkauften Mengen verbleiter Kraftstoffe und allgemeinen demografischen Daten.
Das Blei wurde Benzin seit 1923 zugesetzt, um die Langlebigkeit von Motoren zu verbessern. Es ist allerdings schon in geringen Dosen neurotoxisch für Menschen. Laut zahlreichen Studien kann Blei demnach Depressionen, Angststörungen, Hyperaktivität und Konzentrationsprobleme auslösen. "Der Mensch ist nicht an die Bleibelastung angepasst, der wir im letzten Jahrhundert ausgesetzt waren", sagt Aaron Reuben von der Duke University, der die Studie mit Kollegen der Florida State University durchgeführt hat. "Wir haben nur sehr wenige wirksame Mittel, um mit Blei fertig zu werden, wenn es erst einmal im Körper ist." Viele Amerikaner seien Bleimengen ausgesetzt gewesen, die das in der Natur vorkommende Maß um das 1.000- bis 10.000-fache überstiegen.
Die Forscher glauben, dass die US-Bevölkerung durch die jahrzehntelange Bleibelastung bis zu 824 Millionen IQ-Punkte verloren hat. "Wir haben bei den Amerikanern über die Generationen hinweg sehr deutliche Verschiebungen in der psychischen Gesundheit festgestellt", sagte Co-Autor Mathew Hauer. "Das bedeutet, dass viel mehr Menschen psychiatrische Probleme hatten, als es der Fall gewesen wäre, wenn wir dem Benzin kein Blei zugesetzt hätten."
Links/Studien
- Farland, Reuben, Hauer (2024): Contribution of childhood lead exposure to psychopathology in the US population over the past 75 years, The Journal of Child Psychology and Psychiatry
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 22. Oktober 2024 | 17:35 Uhr
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